Der Dritte Weg will in Wangen eine »Flugblattoffensive« gegen Linke gestartet haben. Wo die Neonazi-Partei »Antifa-Terror stoppen« will, kommt es tatsächlich laufend zu rechten und rassistischen Straftaten.
Mittlerweile seien Brandstiftung, Sachbeschädigung und schwere Körperverletzung an der Tagesordnung im »BRD-System.« Verantwortlich seien Linksradikale und Wangen deren »Dreh- und Angelpunkt.« Das behauptet die Partei Der Dritte Weg am Mittwoch auf ihrer Website. Deshalb wollen die Neonazi-Aktivist_innen »eine Flugblattoffensive« gestartet haben, »um die Bürger über diese Missstände aufzuklären.«
Serie von Angriffen gegen Jugendzentrum
Als Ziel benennen und zeigen die Neonazis das Jugendzentrum Tonne, das sich seit Jahrzehnten gegen Rechts einsetzt und Rechten aller Couleur daher ein Dorn im Auge ist. Das zeigen regelmäßige Übergriffe auf das antifaschistische Projekt. So kam es 2019 und 2020 zu einer ganzen Serie von Straftaten gegen die Tonne:
- 11. April 2019. Offenbar rechtsmotivierte Sprüche schmieren Unbekannte auf das selbstverwaltete Jugendzentrum Tonne.
- 8. Dezember 2019. Unbekannte schlagen eine mit Drähten verstärkte Scheibe am selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne ein. Zuvor echauffierten sich Stadträte öffentlich über ein Antifa-Banner und wollten die Mittel der Tonne kürzen.
- 17. Dezember 2019. Am selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne in Wangen im Allgäu wird Propagandamaterial der neonazistischen Partei Der Dritte Weg angebracht.
- 26. Januar 2020. Noch während Jugendliche im Gebäude sind, schlagen Unbekannte erneut eine Scheibe am selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne ein. Die Polizei sieht keine Anhaltspunkte für eine rechte Tat.
»Antifa-Terror« in Wangen?
Diesen Faden will Der Dritte Weg mit der jüngsten Aktion nun offenbar wieder aufnehmen. Am Vortag wollen die Neonazis Hunderte der selben Flugblätter in Ravensburg verteilt haben. Das Motto laut Bericht: »Antifa-Terror stoppen!«
Tatsächlich kommt es insbesondere in Wangen nicht nur gegen das Jugendzentrum immer wieder zu rechten und rassistischen Straftaten. Ein Auszug aus der Liste der bekannt gewordenen Fälle:
- November 2018. Hakenkreuze und das Kürzel »SS« schmierten Unbekannte auf Bänke an einem Spielplatz im Wohngebiet Haid in Wangen.
- 18. April 2019. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung und rassistischen Beleidigungen stellt ein Betroffener Strafantrag. Die Staatsanwaltschaft erhebt jedoch keine Anklage und stellt die Verfahren ein.
- 3. Juli 2019. An Bushaltestellen werden ein Hakenkreuz und Neonazi-Zahlenkombinationen entdeckt. Die Polizei hält die Ziffern für Geburtstagsgrüße und findet kein Hakenkreuz.
- 1. August 2019. Eine rassistische Schmiererei an der Alten Sporthalle bedient sich der Sprache nationalsozialistischer Propaganda.
- Ebenfalls im August entwenden Unbekannte eine Ausgabe des Grundgesetzes von einer Ausstellung im Schulzentrum in Wangen und schmieren rechte Parolen und Symbole hinein.
- 30. August 2019. Zwei Personen beleidigen eine türkische Staatsangehörige rassistisch.
- 8. November 2019. Ein 34-Jähriger beleidigt einen 36 Jahre alten Türken rassistisch und versucht ihn zu schlagen.
- 29. November 2019. In einem Streit schlägt ein 33-Jähriger mit einem Kettenschloss nach einem 16-jährigen libanesischer Staatsangehörigkeit.
- 20. Februar 2020. Ein Flugblatt mit reichsbürgertypischen Inhalten taucht in Briefkästen im Wangener Stadtteil Wittwais auf.
- 12. Dezember 2020. Ein laut Polizei »betagter Mann« spricht einen Wochenmarktverkäufer mit den Worten »Rote Armee« und »Heil Hitler« an.
- 2. Januar 2021. Unbekannte schmieren sechs große Hakenkreuze mit einem Durchmesser von annähernd einem Meter an die Fassade einer Geflüchtetenunterkunft in Wangen im Allgäu.
- 17. April 2021. Unbekannte schmieren erneut mehrere große Hakenkreuze an eine Geflüchtetenunterkunft. Ohne den neonazistischen Hintergrund zu benennen berichtet das die Polizei innerhalb einer Meldung über linke Schriftzüge. Das verurteilen zivilgesellschaftliche Gruppen als »gefährliche Bagatellisierung«.
- 29. April 2021. In einer Unterführung in der Nähe vom Argencenter in Wangen werden Nationalsozialistische und geflüchtetenfeindliche Parolen entdeckt.
2 Gedanken zu „Neonazi-Partei will Anti-Antifa-Offensive starten“