AfD kuscht erneut vor Protest

Eigentlich wollte die AfD sich am Mittwoch auf einem Weingut in Nonnenhorn treffen. Doch weil 200 Parteigegner dagegen demonstrieren, zieht sich die AfD an einen »geheimen Ort« zurück und teilt gegen Lokalpresse und Bürgermeister aus.

Eigentlich wollte sich die AfD am Mittwoch zu einer Veranstaltung um die anstehenden Kommunalwahlen auf einem Weingut in Nonnenhorn treffen. Die Partei ist bemüht, für den Antritt zu den Wahlen im März Kandidaten zu finden, die bereit sind, auf einer Liste für die AfD anhzutreten. Doch nachdem Parteigegner eine Versammlung vor dem Anwesen des Parteiintern als Schriftführer gehandelten Peter Hornstein anmeldeten, verlegte Rainer Rothfuß die Veranstaltung an einen »geheimen Ort«.

Das teilte der Lindauer Ortsverbandschef der AfD der Schwäbischen Zeitung (SZ) per Mail mit. »Das kommunalpolitische Engagement des AfD-Ortsverbands Lindau soll nicht dazu führen, dass einem alteingesessenen Weingut und Weinlokal durch aggressive antidemokratische Kräfte ein schwerer wirtschaftlicher Schaden durch angedrohte Rufschädigung zugefügt wird«, schrieb Rothfuß zur Begründung. Rothfuß spricht von »einem kleinen Grüppchen von Extremisten«, die »das insgesamt konstruktive politische Miteinander in der Stadt Lindau und Umgebung vergiften« wolle.

Vermeintliche AfD-Kandidatur für Nonnenhorn vom Tisch?

Bis zu 200 Menschen demonstrieren vor dem Weingut Peter Hornstein in Nonnenhorn gegen die AfD (Photo: Keine Stimme für Rassismus)
Bis zu 200 Menschen demonstrieren vor dem Weingut Peter Hornstein in Nonnenhorn gegen die AfD (Photo: Keine Stimme für Rassismus)

»Vergiftet« schien das politische Klima am Mittwoch allerdings. Jedoch hatten die Demonstranten damit nur indirekt zu tun. Nachdem die Schwäbische Zeitung berichtete: »AfD Lindau flieht an einen geheimen Ort, weil Gegner Demonstration ankündigen«, wetterte Rainer Rothfuß mehrfach gegen die Zeitung. Ihrem Chefredakteur Dirk Augustin warf Rothfuß unseriöse journalistische Arbeit und die Verbreitung von »Fake News« vor. Rothfuß verlangte »umgehend eine Richtigstellung« der Behauptung, dass die AfD auch eine Liste für den Gemeinderat in Nonnenhorn aufstellen wolle. Das basiere auf einer unwahren Behauptung des örtlichen Rathauschefs Rainer Krauß.

»Das habe ich so nie behauptet«, erklärt Krauß am Mittwoch auf telefonische Anfrage. Tatsächlich habe der Bürgermeister dem Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung erklärt, der Sohn von Peter Hornstein habe »bei der Gemeindeverwaltung Unterlagen abgeholt für die Nominierung einer Gemeinderatsliste«. Das sei auffällig, da es bislang nur eine Einheitsliste am Ort gäbe. Jedoch sei in diesem Gespräch nicht gesagt worden, dass das eine AfD-Liste sei. Das liegt zwar nahe, doch so oder so dürfte eine solche Liste angesichts der vehementen Distanzierung von Rainer Rothfuß nun vom Tisch sein.

200 Menschen setzen Zeichen gegen die AfD

Trotz des Rückzugs der AfD fand die Demonstration am Mittwochabend statt. Von den von Rothfuß angekündigten »aggressiven antidemokratischen Kräften« war dabei aber nichts zu sehen. Stattdessen setzten bis zu 200 Personen aus Nonnenhorn und Lindau ein Zeichen unter dem Motto »Keine rechte Hetze am See — kein Raum für Rothfuß und die AfD!« Nach Bekanntgabe der Daten des AfD-Treffens durch die Initiative gegen Rassismus Westallgäu hatten Bürger aus Lindau und Nonnenhorn schnell eine Anti-AfD-Demonstration vor dem Weingut von Peter Hornstein geplant und bei den Behörden angemeldet.

»Schon seit es die AfD gibt tut sie sich schwer im Landkreis Lindau«, hieß es in einem Redebeitrag vor dem Weingut von Peter Hornstein. Immer wieder habe die Partei in der Region unterdurchschnittliche Wahlergebnisse eingefahren. Und immer wieder wurden die öffentlichen Auftritte der AfD in und um die Inselstadt mit starkem Gegenwind konfrontiert. Diese Auffassung teilt auch die Partei selbst, wie es in einem Bericht der AfD Bodensee am Mittwochabend heißt: »Auch in Lindau ist es beinahe unmöglich, Räume zu finden, weil die Wirte überall wie auch in diesem Fall von den Antidemokraten systematisch unter Druck gesetzt werden.«

»Rassistische Stimmungsmache« und Neonazi-Verbindungen

Bis zu 200 Menschen demonstrieren vor dem Weingut Peter Hornstein in Nonnenhorn gegen die AfD (Photo: Keine Stimme für Rassismus)
Bis zu 200 Menschen demonstrieren vor dem Weingut Peter Hornstein in Nonnenhorn gegen die AfD (Photo: Keine Stimme für Rassismus)

Für ihre Demonstrationen sieht die antirassistische Initiative dagegen gute Gründe: »Die AfD arbeitet bundesweit und auch hier in der Region mit rassistischer Stimmungsmache, bedient sich einem völlig veralteten Familienbild und fällt immer wieder durch enge Verbindungen mit neonazistischen Gruppen und Einzelpersonen auf.« Damit ist unter anderem der Kemptener Fraktionsvize der AfD Peter Felser gemeint, der zu der Veranstaltung auf dem Weingut erwartet wurde.

Mehr zu diesem Thema:  Peter Felser im Lebensbund

Dass die AfD damit »in einer weltoffenen Stadt wie Lindau
nicht gut ankommt« sei »wenig überraschend«, so die Initiative. »Eine AfD-Liste unter Rothfuß könnte nicht zuletzt durch dessen Nähe zu verschwörungsideologischen Kreisen zu einem Sammelbecken von Rassisten,
Rechtsradikalen und Reichsbürgern werden.« Diese Gefahr gelte es abzuwenden. Lindau brauche keine AfD-Liste für die Kommunalwahl und der gesamte Landkreis Lindau kann auch weiterhin auf die rechtspopulistische Partei verzichten.

Winzer aus der Nachbarschaft distanzieren sich

Das Weingut »Hornstein am See« distanziert sich von den AfD-Aktivitäten am Weingut von Peter Hornstein. (Screenshot Instagram)
Das Weingut »Hornstein am See« distanziert sich von den AfD-Aktivitäten am Weingut von Peter Hornstein. (Screenshot Instagram)

So sieht das offenbar auch ein zweites Weingut in Nonnenhorn, das ebenfalls den Namen Hornstein im Namen trägt aber nicht mit dem Gut von Peter Hornstein verwechselt werden will. »Wir, das Weingut ›Hornstein am See‹, distanzieren uns ganz klar von rechter Hetze und ausgrenzenden Gedanken«, schreiben die Nonnenhorner Winzer auf Instagram. Hass sei »keine Meinung und deren Verbreiter keine Alternative.«


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