Ein Anhänger von Combat 18 mit Sturmgewehr. Die Gruppe gilt als der bewaffnete Arm des zwar in Deutschland verbotenen aber weiter aktiven internationalen Neonazinetzwerks Blood&Honour.

Region bleibt vom Verbot von Combat 18 verschont

Mit 20-jähriger Verspätung ist nun auch Combat 18 als bewaffneter Arm des Neonazi-Netzwerks Blood&Honour verboten. Trotz der Nähe zu Voice of Anger ist davon im Allgäu nichts zu spüren.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat Combat 18 Deutschland verboten. Die Vereinigung versteht sich als »Kampftruppe Adolf Hitler» und gilt als bewaffneter Arm des Neonazinetzwerks Blood&Honour. Der mutmaßliche Mörder von Walter Lübcke, Stephan Ernst, soll in Kontakt zu  Combat 18 gestanden haben.

Das Verbot setzte die Polizei am Donnerstagmorgen mit Razzien in Hessen, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durch. 20 Jahre nach dem Verbot von Blood&Honour kommt das Verbot viel zu spät und trifft nur einen Teil der Struktur, kritisieren Beobachter. Szenekenner sprechen gar von einer »Farce«. So durchsuchte die Polizei in Nordrhein-Westfalen nur ein Gebäude, während die Landesregierung Combat 18 neun Personen zurechnet. Bayern und Baden-Württemberg waren gar nicht betroffen, obwohl das Netzwerk auch hier Verbindungen unterhält – bis in die Region. Das zeigen Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen immer wieder.

Kontakte zwischen Voice of Anger und Combat 18

Voice of Anger-Anhänger mit Alexander Nusser im Shirt mit der Aufschrift »White Power 88«, der 2018 als zahlendes Mitglied von Combat 18 enttarnt wurde.
Voice of Anger-Anhänger mit Alexander Nusser im Shirt mit der Aufschrift
»White Power 88«, der 2018 als zahlendes Mitglied von Combat 18 enttarnt wurde.

Zwischen 2014 und 2017 fielen unter anderem Alexander Nusser und Manuel W. aus der Neonaziszene in Neu-Ulm als Mitglieder von Combat 18 auf. Das berichtete EXIF im Jahr 2018. Kontoauszüge belegen das. Auf Photos sind beide in Klamotten zu sehen, die nur als Bekenntnis zum bewaffneten Kampf von Combat 18 verstanden werden können. Ein solches Photo zeigt Nusser zusammen mit Anhängern der Allgäuer Skinheadkameradschaft Voice of Anger.

Die Wurzeln von Voice of Anger liegen in der militanten Skinheadszene der 90er Jahre. Schon als Mitglieder der 1994 verbotenen Skinheads Allgäu 88 unterhielten heutige Anhänger von Voice of Anger regen Kontakt zum Netzwerk um Blood&Honour. Bis heute vertreibt Benjamin Einsiedler als Führungsfigur von Voice of Anger und Chef des Plattenlabels Oldschool Records Propaganda im Sinne von Blood&Honour vom Allgäu aus in die ganze Welt.

Voice of Anger trainiert an Waffen

Bei Voice of Anger geht es auch um antisemitische Gewalt. Das zeigt Material aus Akten der Polizei, das Allgäu ⇏ rechtsaußen bereits Anfang vergangenen Jahres veröffentlichte.
Bei Voice of Anger geht es auch um antisemitische Gewalt. Das zeigt Material aus Akten der Polizei, das Allgäu ⇏ rechtsaußen bereits Anfang vergangenen Jahres veröffentlichte.

Auf dem Laptop von Benjamin Einsiedler fand die Polizei Bilder, von denen sie glaubt, dass sie in der Schweiz entstanden sind. Sie zeigen Voice of Anger bei Schießübungen. Darauf ist neben Waffen und Munition zu sehen, dass Voice of Anger offenbar nicht nur das Schießen auf Zielscheiben trainiert. Neben diesen sind Bilder jüdischer Geistlicher zu sehen.

Bereits Anfang des vergangenen Jahres veröffentlichte Allgäu ⇏ rechtsaußen das entsprechende Bildmaterial in Voice of Anger und der rechte Untergrund im Allgäu (ISBN: 978-3-00-062183-3; Bestellungen an bestellung [at] allgaeu-rechtsaussen.de).

Auch in Vorarlberg, wohin die Allgäuer Szene traditionell beste Kontakte unterhält, sind Combat 18 und Blood&Honour seit Jahrzehnten aktiv. Im März 2016 absolvierten Anhänger von Combat 18 Schießtrainings und verlegten ein Konzert aus Thüringen nach Feldkirch in Vorarlberg. Zwei Monate später schoss der Neonazi Gregor Schallert mit einer Kalaschnikow auf einem Rockerfest im Vorarlberger Nenzing um sich und tötete zwei Menschen. Dann richtete sich der Blood&Honour-Anhänger selbst.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

5 Gedanken zu „Region bleibt vom Verbot von Combat 18 verschont“

  1. Wieso passiert hier im Allgäu nichts in Richtugn Verfolgung von Rechten oder Verbotsumsetzung von deren Strukturen?
    Könnte es sein, dass sich Zweifel am Funktionieren unseres Staates und deren Vertreter (wie Staatsanwälten, Richtern) aufdrängen müssen bei deren Untätigkeit?
    Meines Wissens sind sehr viele Mitglieder von diesen Rechtsextremen und ihrer Vereinigungen alle auf die eine oder andere Art bewaffnet…
    Was kommt da auf uns zu?!

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