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Kerzen und Blumen für Opfer rechter Gewalt

Mit Kerzen und Blumen gedenken junge Leute am elften Todestag Peter Siebert und allen Opfern rechter Gewalt und positionieren sich gegen rechte Hetze.

Der Fall Peter Siebert werde bis heute »überwiegend als reine unpolitische Beziehungstat wahrgenommen. Das kann nicht sein«, hieß es am Freitag Abend in einem Redebeitrag am Memminger Marktplatz. Einige junge Leute waren dort zusammengekommen, »um auf diesen und weitere Missstände aufmerksam zu machen und Peter Siebert und allen Opfern rechter Gewalt zu Gedenken.«

Am Marktbrunnen entzündeten die überwiegend jungen Leute Kerzen zum Gedenken an die Opfer rechter Gewalt und legten Blumen nieder.

Streit wegen brauner Hassmusik

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Am 26. April vor elf Jahren drang Alexander B. kurz nach Mitternacht in die Wohnung von Peter Siebert ein. Bei sich trug er ein 34 Centimeter langes Bajonett, mit dem der Rechtsradikale mehrfach zustach und seinen Nachbarn tötete. Damals erregte der Fall nur wenig Aufsehen. Das Landgericht Memmingen urteilte in einem Prozess, der nur einen Tag dauerte, auf acht Jahre und drei Monate Haft. Wegen Totschlags, nicht wegen Mordes.

Ob der Täter ein rechtes Motiv hatte, was Mord und eine weit höhere Strafe bedeuten würde, interessiert die Richter offenbar kaum. Der Täter hatte vor Gericht zugegeben, dass er mit Siebert wegen seiner häufig abgespielten braunen Hassmusik im Streit lag – und »weil ich rechts bin«.

Bis heute nicht offiziell anerkannt

Obwohl der Vizepräsident des Landgerichts später Zweifel an der Einschätzung der Strafkammer anmeldete, ist der Fall bis heute nicht offiziell als rechtsradikal motiviertes Tötungsdelikt anerkannt.

»Das muss sich ändern!«, So lautet eine der zentralen Forderungen, für die junge Menschen seit Jahren unermüdlich in Memmingen auf die Straße gehen. Inzwischen erfassen unabhängige Stellen beinahe 200 Fälle rechtsmotivierter Tötungen seit 1990 in Deutschland erfasst. Darunter ist Peter Siebert  nur eines von vielen Opfern, die die Behörden nicht als solche erfassen.

»Gegen Nationalismus in den Köpfen und den Parlamenten«

»Nicht nur die rechte Gewalt auf den Straßen ist allgegenwärtig geworden«, sagte eine Rednerin während der Kundgebung am Freitag am Marktplatz. Deswegen rufen die Initiatoren der Versammlung anlässlich der anstehenden Europawahl zu einer weiteren Demonstration am 18. Mai in Memmingen auf. Man wolle erneut auf die Straße gehen »gegen den Nationalismus in den Köpfen und in den Parlamenten, für ein Europa der Solidarität und Menschenfreundlichkeit!«


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Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

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