Dafür, der AfD jeden Dialog zu verweigern, demonstrieren in Lindenberg rund 150 Personen als sich die Rechtsaußenpartei erstmals im Allgäu zu einer Versammlung gegen die Corona-Maßnahmen trifft.
Bis zu einem Auftritt als Redner im November hielt sich Rainer Rothfuß von den »Corona-Demos« fern. Anfangs hatte er Bedenken, dass die Teilnahme eines AfD-Politikers Querdenken schaden könnte. Diese Sorge scheint angesichts der immer schärferen Radikalität, mit der Querdenken inzwischen nach außen tritt, überholt zu sein.
»Frische Luft statt Maskengift einatmen«
So mobilisierte Rainer Rothfuß seine Anhänger am Donnerstag nach Lindenberg zur ersten eigenen Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der AfD im Allgäu. Dort erklärte er als Redner vor in er Spitze rund 40 Personen, dass China, das »diese Virus Geschichte in die Welt gesetzt« habe, jetzt wirtschaftlich »unglaublich auf dem Vormarsch« sei. Mitverantwortlich macht Rothfuß »diesen Marxisten Ghebreyesus, den äthiopischen Chef der WHO«. Und nun müssten »wir« von China Schutzmasken kaufen, die seiner Ansicht nach krank machen sollen. Was Rothfuß dabei andeutet, ist Teil der bei Querdenken unter dem Namen »great reset« beliebten Verschwörungserzählung. Er empfiehlt: »Vitamine, Sonnenlicht, frische Luft statt Maskengift einatmen«.
Gegen die AfD-Aktion zeigte ein breites Bündnis unter anderem aus Grünen, SPD, Linken, Fridays for Future und den Omas gegen Rechts Flagge. Die rund 150 Personen folgten einem Aufruf, den die Kampagne Keine Stimme für Rassismus am Mittwoch veröffentlichte, nachdem Informationen über die Versammlung der AfD aus internen Quellen nach außen sickerten. Die Initiative befürchtet, dass es der AfD gelingen könnte, über die Instrumentalisierung des in der Bevölkerung vorhandenen Unmuts über die Corona-Maßnahmen, an Stärke zu gewinnen. Doch dagegen müsse die Zivilgesellschaft sich stark machen, hieß es in einem Redebeitrag. »Die rechtsradikale, menschenfeindliche, rassistische, frauenverachtende und antisemitische Politik der AfD« habe »keine Sekunde Dialog verdient.«
Querdenken als Bruchlinie der AfD
Ganz angekommen ist Rothfuß mit seiner Aktion im Milieu von Querdenken indes noch nicht. Nur vereinzelt gesellten sich deren Anhänger_innen in Lindenberg zur Gefolgschaft der AfD. So etwa ein Teilnehmer der Kemptener sogenannten Montagsspaziergänge. In der Spitze beteiligten sich rund 40 Personen an der Versammlung. Eine davon stellte eine umgekehrte Deutschlandflagge zur Schau. Die Symbolik ist unter anderem bei Reichsbürgern beliebt. Abgesehen von Axel Keib, der in seiner Oberstaufener Pizzeria den Stammtisch des AfD-Kreisverbandes Oberallgäu/Kempten/Lindau betreibt und in Lindenberg als Redner auftrat, verhielt sich sich die Spitze des Kreisverbandes auffallend distanziert. Sie beteiligten sich nicht, warben nicht für Rothfuß‘ Veranstaltung und verbreiteten deren Livestream nicht.
»Immer deutlicher zeichnen sich zwei Fraktionen innerhalb des hiesigen AfD-Kreisverbandes ab«, erklärt Anton Tanner für Keine Stimme für Rassismus. »Die eigens gegründeten Ortsverbände Lindau und Westallgäu scharen sich um den Verschwörungsideologen Rainer Rothfuß. Dieser ist bemüht, der Rechtsaußenpartei eine bürgerliche Fassade zu schaffen. Er fällt dabei selbst aber immer wieder durch seine Nähe zur Reichsbürgerszene auf und hat dem Kreisverband mit einer ganzen Reihe Pannen und teils skurrilen Ausschweifungen bereits mehr als einmal einen Bärendienst erwiesen.«
Rothfuß‘ »Hang zur Selbstinszenierung« komme indes bei vielen Oberallgäuer und Kemptener Vertreter_innen des Kreisverbandes augenscheinlich nicht gut an, so Tanner weiter. Zwar würden dort rassistische Ressentiments mitunter deutlich offener zur Schau gestellt. Um Abgrenzung gegenüber der Querdenken-Bewegung bemühe man sich aber mehr. Hier zeigt sich eine Bruchlinie, die die gesamte AfD betrifft. Eine einheitliche Position zu Querdenken und den Corona-Maßnahmen gibt es dort nicht, sie ist heftig umstritten. Dieser Umstand dürfte im anstehenden Bundestagswahlkampf der AfD eine entscheidende Rolle spielen.
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