Mehr als ein Dutzend Menschen protestiert spontan gegen einen Infostand zum Auftakt des Europawahlkampfes der AfD in Kempten.

»Kein Fußbreit der AfD«

Im Geheimen plant die AfD Allgäu erneut eine Corona-Demo in Oberstdorf. Doch das sickert aus internen Quellen durch. Nun kündigt sich wieder Protest an.

Die erste eigene Veranstaltung der Allgäuer AfD zur Corona-Thematik soll am Donnerstag vergangener Woche in Lindenberg überwiegend ein Klientel außerhalb der Partei angezogen haben. Das verbucht der Lindauer AfD-Ortschef Rainer Rothfuß als großen Erfolg – und mobilisiert gleich zur zweiten Demo gegen den Lockdown. Man treffe sich wieder am Samstag um 14:30 am Kurpark in Oberstdorf, heißt es in einer Mail von Mittwoch, die Allgäu rechtsaußen aus Unterstützerkreisen der AfD zugespielt wurde.

»Merkel und Söder mal kräftig einschenken«

Als Redner seien Kreisrat und Landwirt Hubert Seif, Walter Freudling aus dem Kemptener Stadtrat, Dr. med. Klaus Lang vom Kreisverband Mühldorf am Inn »als Corona-Experte« und AfD-Gastronom Axel Keib vorgesehen. Rothfuß selbst »werde die geopolitischen Hintergründe des ›Great Reset‹ thematisieren.« Diese bei Querdenken populäre Verschwörungserzählung zur Errichtung einer vermeintlichen »Gesundheitsdiktatur« bediente Rothfuß zuletzt in Lindenberg.

Weiter bittet Rothfuß darum, selbst gebastelte Plakate, Banner, Trillerpfeifen, Kuhglocken etc. mitzubringen und weist auf die am Samstag noch laufende FIS-WM in Oberstdorf hin. Außerdem schreibt er: »Bitte bringen Sie gerne Freunde mit und machen Sie weitere Werbung! Die Menschen sind des Lockdowns überdrüssig – neuere Umfragen belegen es – und trauen sich nun selbst schon auf eine AfD-Demo, wenn es darum geht, Merkel und Söder mal kräftig einzuschenken ;-)«

Versammlungsbehörde bleibt im Dunkeln

Verwundert darüber, dass die Information bereits nach draußen gedrungen war, bestätigte Walter Freudling am Donnerstag auf Anfrage seine geplante Rede in Oberstdorf. Dort wolle er darüber sprechen, wie »menschenverachtend« mit Menschen umgegangen würde, die keine Maske tragen könnten.

Auch Rothfuß bestätigte die Aktion auf telefonische Anfrage am frühen Donnerstagnachmittag. Kurz nach dem Gespräch begann Rothfuß die öffentliche Bewerbung seiner Veranstaltung in seinem Telegramkanal und lud mit einer Mitteilung an die Presse nach Oberstdorf ein.

Auf Grund einer Verzögerung im internen Betriebsablauf wussten die zuständige Versammlungsbehörde und die Polizei bis Donnerstagabend von alledem nichts. Wie das Ordnungsamt im Landratsamt Oberallgäu auf Anfrage mitteilte, erfuhr man dort erst durch die Anzeige einer Gegenversammlung von den Plänen der AfD. Unklar sei noch, ob die AfD tatsächlich am Kurpark demonstrieren könne oder eventuell einen anderen Platz zugewiesen bekomme.

»Kein Fußbreit der AfD«

Tatsächlich rief die Gruppe Kempten gegen Rechts zum Gegenprotest auf, noch bevor Rothfuß die öffentliche Bewerbung seiner Veranstaltung begann. »Damit stellen wir uns dem Versuch der Partei, sich als Verfechterin von Grundrechten zu inszenieren, entgegen«, so Kempten gegen Rechts in einer Pressemitteilung. Die Partei versuche, »den stetig wachsenden Unmut über die bestehenden Corona-Maßnahmen zu ihren Zwecken zu instrumentalisieren«.

Doch man wolle nicht zulassen, dass sich »eine derart rassistische, antifeministische und demokratiefeindliche Partei wie die AfD« als Verteidigerin von Grundrechte inszeniere. Auch die Initiative gegen Rassismus Westallgäu und die Grünen mobilisieren ihre Mitglieder. Unter dem Motto »Kein Fußbreit der AfD« soll der Protest um 14 Uhr ebenfalls am Kurpark in Oberstdorf beginnen.

Schon für Montag ruft Kempten gegen Rechts zur nächsten Versammlung gegen Querdenken auf. Am 8. März will die Gruppe um 19 Uhr am Hildegardplatz gegen »deren antiwissenschaftliche, antisemitische und rechtsideologische Inhalte« demonstrieren. Zusätzlich sollen Menschen von Zuhause aus ein Zeichen setzen, indem sie rote Tücher aus den Fenstern in der Innenstadt hängen, an denen dann eine Querdenken-Demonstration vorbeizieht. Außerdem zeigt sich die Gruppe solidarisch mit einem Aufruf, »im Zuge des internationalen Frauen*kampftages« 8. März ab 17:30 am St.-Mang-Platz zu demonstrieren.

Mehr zu diesem Thema:  Kommunalwahl: So radikal sind die neuen Mandatsträger der AfD im Allgäu

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