Buddhisten starten Ausschlussverfahren gegen Lama Ole Nydahl

Mit großer Mehrheit beschließt die Deutsche Buddhistische Union, in das Verfahren zum Ausschluss von Lama Ole Nydahls Diamantweg-Buddhismus einzutreten.

Mit 43 Stimmen votierte ein Großteil der versammelten Mitglieder der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) für die Einleitung eines Ausschlussverfahrens gegen den Diamantweg-Buddhismus von Lama Ole Nydahl. 13 Mitglieder des buddhistischen Dachverbands stimmten gegen das Verfahren, drei enthielten sich. Das hatte ein Immenstädter Buddhist von der Mitgliederversammlung der DBU Ende April erfahren.

Rechte Kontakte und fragliches Verhältnis zu Gewalt

»Das ist ein sehr großer Erfolg für alle Aktivisten, die Aufklärungsarbeit gegen Nydahl betreiben«, schreibt der Immenstädter. Über den tatsächlichen Ausschluss wird erst im Herbst entschieden, nachdem die DBU sich eingehend beraten konnte. Kritiker mutmaßen allerdings, dass der Diamantweg bis dahin selbst aus der DBU austritt, um »sich vom Täter zum Opfer zu stilisieren bzw. um die DBU als Dachverband zu diskreditieren«.

Auch die Allgäuer Zeitung berichtet von der Einleitung des Ausschlussverfahrens. Demnach sagten Nydahls Kritiker in der Mitgliederversammlung in Berlin, sie zweifelten aus mehreren Gründen daran, ob zwischen dem Diamantweg und der DBU noch genügend Gemeinsamkeiten bestünden: Streitpunkte seien islamfeindliche und rassistische Äußerungen, die der dänische Gründer und Leiter des Diamantwegs Ole Nydahl wiederholt öffentlich geäußert habe, sowie sein Verhältnis zu Gewalt und seine Kontakte zu europäischen Rechtsradikalen.

Waffenaffiner buddhistischer Führer wettert gegen Islam

Der dänische Sagenheld Holger Danske wartet der Legende nach auf den Ruf, mit Schild und Schwert die Nation gegen äußere Feinde zu verteidigen: Der »Ruf des Holger«, wie es auf Ole Nydahls T-Shirt heißt. (Screenshot, Europe Center)
Der dänische Sagenheld Holger Danske wartet der Legende nach auf den Ruf, mit Schild und Schwert die Nation gegen äußere Feinde zu verteidigen: Der »Ruf des Holger«, wie es auf Ole Nydahls T-Shirt heißt. (Screenshot, Europe Center)

Nach seinem Sommerkurs im letzten Jahr in Immenstadt wurden Ole Nydahl unmissverständliche islamfeindliche Parolen und holocaustrelativierende Aussagen vorgeworfen. Die Augsburger Allgemeine und Allgäuer Zeitung berichteten mehrfach, wie der waffenaffine buddhistische Führer gegen den Islam wetterteBeim Verlassen des Sommerkurses sahen sich die Besucher des Sommerkurses mit einer Demonstration konfrontiert. Auch die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelte wegen Volksverhetzungstellte das Verfahren aber wieder ein.

Den Ausschluss von Nydahls buddhistischer Strömung hatten Vertreter der Einzelmitglieder des Dachverbands dann Ende Februar beantragt. Dazu gab es sogar zwei Anträge. Einer davon ist 77 Seiten stark und besteht zu einem großen Teil aus einer Zitatesammlung und Berichten, die die problematische Einstellung des geistigen Führers des Diamantweg-Buddhismus belegen sollen. Es soll der erste Versuch seit Mitte der 1990er Jahre sein, systematisch alle greifbaren Quellen zu Äußerungen Ole Nydahls zum Islam auszuwerten.

Bereits vor 20 Jahren tat das die damalige stellvertretende Sprecherin des Dachverbandes sämtlicher Buddhistischer Strömungen in Deutschland. Im Ergebnis warf sie Nydahl  »rassistische und nationalistische Äußerungen« vor. Konsequenzen wurden damals offenbar nicht gezogen. Das könnte sich nun ändern.


(Titelbild: Lama Ole Nydahl spricht im April 2006 in Heidelberg, maniacy108CC-by-nc-sa)


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3 Gedanken zu „Buddhisten starten Ausschlussverfahren gegen Lama Ole Nydahl“

  1. Zum besseren Verständnis möchte ich darauf hinweisen, dass die Deutsche Buddhistische Union (DBU) nicht schlichte 59 (anwesende) „Mitglieder“ hat, wie hier dargestellt, sondern „Mitgliedsgemeinschaften“, die ihrerseits eine Vielzahl von Mitgliedern haben. Es handelt sich hier also um einen Dachverband von Gemeinschaften. Zusätzlich gibt es noch etliche Tausend Einzelmitglieder, die intern auch in einer Gemeinschaft zusammengeschlossen sind. Bei der Mitgliederversammlung sind also Delegierte anwesend nicht eigentliche Mitglieder.

    Im Übrigen: die grosse Mehrheit der DBU kritisiert nicht erst jetzt den absolut unbuddhistischen Rechtsradikalismus und Rassismus des Herrn Nydahl, sondern tut das schon seit ca. 25 Jahren. Ende der 90er / Anfang der 2000er Jahre stand die interne Debatte bereits unmittelbar vor dem Ausschluss des sog. Diamantwegs. Der wurde dann doch nicht durchgeführt, weil Herr Nydahl und sein Verein vollmundig „Besserung“ und „Zurückhaltung“ versprochen haben. Die ist aber nie ernsthaft eingetreten. Jetzt war das Mass einfach voll.

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