Im sächsischen Vogtland marschieren zum Tag der Arbeit am 1. Mai rund 500 Neonazis der extrem rechten Kleinstpartei Der Dritte Weg durch Plauen. Auch aus dem Allgäu gibt es Unterstützung. Das erlaubte Abbrennen von Pyrotechnik sorgt für Empörung.
Auf den ersten Blick wirkte der Wartburgplatz im Plauener Stadtteil Haselbrunn wie ein Volksfest. Verschiedene Stände in grünen Zelten und Bierzelttische standen am 1. Mai auf dem Platz verteilt. Doch die Veranstaltung war kein Volksfest, sondern die Auftaktkundgebung zur jährlichen Maidemonstration der neonazistischen Partei Der III. Weg.
An den Ständen informierte die Partei ihre Anhänger über ihre Arbeit. So etwa die »Arbeitsgruppe Körper und Geist«, die einerseits Kampfsporttraining für Kinder anbietet und deren Mitglieder andererseits selbst an neonazistischen Kampfsportevents wie dem Kampf der Nibelungen oder dem TIWAZ teilnehmen. An weiteren Ständen warb die Kleinstpartei für die Europawahl oder verkaufte Kleidung mit dem Logo des Dritten Weg. Auf den Bierbänken saßen die Teilnehmer der späteren Demonstration und lauschten den rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Reden vom stellvertretenden Parteivorsitzenden Matthias Fischer oder dem »Gebietsleiter Süd« Walter Strohmeier. Zudem wurden völkische Tänze vorgeführt und alte Volkslieder gesungen.
Die Partei, die sich selbst als nationalrevolutionär und antikapitalistisch versteht, gab sich betont völkisch und versuchte, sich als bürgernaher Helfer vor Ort zu präsentieren, der Kleiderspenden verteilt und im eigenen Parteibüro Nachhilfeunterricht für Kinder gibt – allerdings nur für Deutsche. Das neben dem Wartburgplatz liegende Parteibüro, bei dem wenige Tage vor der Demonstration noch die Scheiben eingeschlagen worden waren, war mit Fahnen und Banner der Partei herausgeputzt worden.
Start der Demo mit Pyrotechnik
Der Demoauftakt war wie jedes Jahr martialisch inszeniert. Während die Demonstration in einheitlichen T-Shirts und mit einer Gruppe Trommlern an der Spitze symbolisch über eine Fahne der europäischen Union marschierte, wurde an den Seiten grüne Pyrotechnik gezündet, die den gesamten Startbereich vernebelte. Das Abbrennen der Pyrotechnik war im Auflagenbescheid genehmigt worden.
Im Nachgang der Demonstration wurde Kritik laut, dass die Erlaubnis für das Abbrennen von Pyrotechnik dem III. Weg bei seinem martialischen Auftritt in die Hände spiele. Zudem wurde, wie schon in den vergangenen Jahren, kritisiert, dass die Partei durch das Tragen von einheitlichen T-Shirts und Fahnen gegen das Uniformierungsverbot verstoße. Der Rechtsanwalt und Grünenpolitiker Jürgen Kasek erklärte gegenüber belltower.news, dass nach dem sächsischen Versammlungsgesetz ein Uniformierungsverbot gelte, das auch gleichartige Kleidungsstücke erfasse. Für Kasek steht fest, dass es dem Dritten Weg dabei um die militärische Ausgestaltung und dessen einschüchternde Wirkung ging.
Rund 500 Neonazis ziehen durch die Stadt
Zu den immer gleichen Parolen wie »Deutschland – Erwache«, »DGB – Arbeiterverräter« oder »Deutscher Sozialismus – Jetzt, Jetzt, Jetzt« marschierten die etwa 500 Neonazis durch die Straßen. Aus einem Bollerwagen wurden Papierfähnchen und Flyer verteilt, die aber nur von den eigenen Demonstranten und nicht von vorbeilaufenden Anwohnern entgegengenommen wurden.
Die Teilnehmer der Demonstration waren zu großen Teilen aus Bayern, dem Allgäu Sachsen und Thüringen angereist, darunter bekannte Neonazis wie Sebastian Dahl aus dem Umfeld der Turonen und der Kampfsportler Martin L. aus Thüringen oder der als Mitglied der Weiße Wölfe Terrorcrew verurteilte Andreas G. aus Bamberg, der als Ordner fungierte. Auch ehemalige Mitglieder der verbotenen Kameradschaft Nationale Sozialisten Chemnitz waren vor Ort. Als Teilnehmer und Funktionäre beteiligten sich auch Parteivertreter aus dem Süden Schwabens an dem teils militärisch anmutenden Maiaufmasch des Dritten Weg.
Vielfältiger Protest und Sitzblockade stellen sich den Neonazis in den Weg
Die Abschlusskundgebung wurde verspätet erreicht, da Antifaschisten auf der Strecke eine Sitzblockade gebildet hatten und die eingesetzte Polizei diese erst absichern musste, bevor der rechte Aufmarsch vorbeigeführt werden konnte. Neben der Sitzblockade gab es Gegenprotest aus verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft.
Auf Einladung des Colorido-Vereins spielten mehrere Bands auf einem Festival auf dem Albertplatz, wo auch der DGB seine jährliche Maikundgebung abhielt und sich gegen den rechten Aufmarsch aussprach. Der Verein der Verfolgten des Naziregimes organisierte gemeinsam mit den Grünen eine Kundgebung, mehrere Kirchen luden zu Friedensgebeten.
An der Stelle, an der sich Anhänger des Dritten Wegs 2016 gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten, nutzte der Kindergarten Pusteblume den Tag zum gemeinsamen Fensterputzen. Aus den geöffneten Fenstern drang laute Musik, die den Neonaziaufmarsch zumindest zeitweise übertönen sollte, als dieser direkt am Kindergarten vorbei zog.
Dieser Artikel von Tim Mönch erschien zuerst bei beltower.news.
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