Mit Rassismus, Antiparlamentarismus und Widerstands-Rhetorik will AfD bei Querdenken punkten

Mit rassistischen Sprüchen zur Corona-Pandemie, (dis-)ableistischen Beleidigungen, Forderungen nach Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und perfider Widerstands-Rhetorik hetzt AfD-Redner Heinrich Fiechtner kurz vor der Wahl unter dem Eindruck von Idar-Oberstein in Kempten.

Etwa 60 Personen demonstrierten am Dienstagabend gegen eine Kundgebung der AfD auf dem Hildegardplatz in Kempten. Sie wendeten sich damit »gegen den Versuch des Lindauer Verschwörungsideologen Rainer Rothfuß gesellschatlichen Unmut über die staatlichen Corona-Maßnahmen zugunsten der Rechtsaußenpartei zu instrumentalisieren.« Das berichtet Keine Stimme für Rassismus über die Aktion von Kempten gegen Rechts.

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Während bei der AfD Kundgebung »insbesondere durch Heinrich Fiechtner dieses mal besonders offen und unverhohlen rassistische Stimmungsmache betrieben wurde«, resümiert Keine Stimme für Rassismus, »beleuchteten und kritisierten auf der Gegenkundgebung verschiedene Redebeiträge die menschenverachtende Ideologie der Rechtsaußenpartei«. Mit der Aktion will die AfD beim örtlichen Querdenken-Milieu punkten.

Rassistische Hetze zur Corona-Pandemie

Tatsächlich machte der ehemalige AfD-Abgeordnete Heinrich Fiechtner am Dienstag in Kempten  seinem Ruf als Scharfmacher alle Ehre. Dem applaudierten die laut Polizei in der Spitze bis zu 90 Versammlungsteilnehmenden immer wieder. So frotzelte Fiechtner etwa über Armin Laschet, dessen Politik offenbar zu »lasch« sei, während er über den Ministerpräsidenten Markus Söder NS-relativierend sagte: »Södolf in den Knast!« Seit den Anfängen der Pandemie sind Teilnehmenden der Ministerpsäsident*innenkonferenz, insbesondere Angela Merkel und Markus Söder ins Visier von Querdenken geraten. Sie seien verantwortlich für die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und andere vermeintliche Verschwörungen. Teils wird ihnen auch in der Region das Lebensrecht abgesprochen.

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Mittels unverblühmter rassistischer Hetze zur Corona-Pandemie verband Fiechtner das Kernthema von Querdenken mit dem der AfD: »Die Invasion von fremden Horden fremder Kultur über die Grenzen hinweg – genau das war das Thema der AfD.« Sie habe es aufgegriffen und damit in den Parlamenten erfolg gehabt. Bis heute erhebe die AfD ihre Stimme »gegen diesen Massenmigrationswahn«. Gegen afghanische Ortskräfte und ihre Aufnahme wetterte Fiechtner, er »gehe mit Ihnen jede Wette ein. Im tiefsten Inneren ihres Herzens hat keine dieser Ortskräfte auch nur einen Funken auf das Grundgesetz gegeben und deswegen sollen diese Ortskräfte vor Ort bleiben.« Erst vor kurzem sagte der Kemptener AfD-Bundestagsabgeordnete und -kandidat Peter Felser, der in seiner Jugend eine stramm rechte, völkisch-nationalistische Kaderschmiede durchlief und später mit Kontakten ins rechtsradikale Milieu jenseits der AfD auffiel, auf einer Wahlkampfveranstaltung: »Kein Asylant aus Afghanistan hat hier etwas zu suchen!«.

AfD-Redner will parlamentarisches System abschaffen

Zur parlamentarischen Demokratie sagte Fiechtner: »Dieses ausgelaugte System, es muss eigentlich abgeschafft werden.« Doch bis dahin brauche es noch die AfD als Opposition in den Parlamenten. Auch »das Volk« entspricht nicht den Vorstellungen des rechtsradikalen Hetzers: »Wir haben es mit einem verweichlichten, verdummten, verblödeten, nicht mehr leistungsorientierten Volk zu tun«. Menschen, die Fiechtner teils mit rassistischen Schimpfwörtern belegte, seien teils bessere Patrioten als »die Leute […] die nicht in der Lage sind, für ihr Land einzustehen, nicht in der Lage sind, hinzustehen, gegen Polizeigewalt, gegen fremde Gewalt, gegen linke Gewalt […] und unser Land verteidigen wollen«.

Er lasse sich »von keinem Polizeibüttel mehr rumkommandieren«., beschwerte sich Fiechtner, dass die Polizei ihn davon abhielt, die Teilnehmenden des Gegenprotests zu provozieren. »Mit einem solchen Kindlein wollte ich reden«, sagte Fiechtner herablassend. Doch diese seien »Idioten«, »behindert« und hätten wohl »zu viel getrunken« und anderes Beleidigendes. Mit dem Eingreifen der Polizei, habe diese sein »Recht auf Meinungsfreiheit« unterbunden. Die Polizei sei dagegen »verpflichtet, sich für seine Interessen einzusetzen.« Von Karl Hilz könne die Polizei sehen, wie man remonstriere.

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»Pfizer, BioNtec von […] diesem migrantischen Shootingstar aus – wo kommt er eigentlich her, Türkei, Persien oder woher – auf jeden Fall ein Migrant und gerade deshalb ist dieses Produkt doch so wichtig […] dieses Migrationsprodukt!« Eine Pandemie gäbe es nicht, so Fiechtner. Das sei »nur ein weiteres Instrument zur Zerschlagung der Nationalstaatlichkeit. Global. Insbesondere der Zerschlagung unseres geliebten deutschen Vaterlandes.«

Widerstand und Terror unter dem Eindruck von Idar-Oberstein

»Das was vor 80 Jahren passiert ist, dass man Menschen gekennzeichnet hat, wenn das tatsächlich wieder zur Debatte steht […] ja was ist denn das anderes als die Dinge, die wir bereits gesehen haben in der deutschen Geschichte. Und das haben wir zur Kenntnis zu nehmen. Und wir haben gefälligst daraus unsere Schlüsse zu ziehen. Und dieser Schluss kann nur sein […]: Es wird Zeit, dass wir uns an Stauffenberg erinnern.« Offenbar ein unverhohlenes Statement für politischen Mord und Terror. Die AfD als parlamentarischer Stimme dieser Bewegung »war viel zu zögerlich«, so Fiechtner. Noch sei deren »Schulterschluss […] »viel zu schwach«.

Wie bereits mehrfach Rolf Kron sagte Fiechtner außerdem: »[…] die Maskerade, dieser Hitlergruß unserer Tage, der nur dazu dient, den Gehorsam der Bürger aufzuzeigen, der sie zwingt zu einem reduzierten Leben, der ihnen den Atem im wörtlichen Sinne raubt, der ihnen die Sinne raubt, der die Infektionsgefahr heraufsetzt, der sogar wahrscheinlich dazu in der Lage ist, Menschen umzubringen […] Und was tut man mit unseren Kindern? […] Es ist eine Schande! Und allein an der Stelle sind wir gehalten, aufzustehen, Widerstand zu leisten, hier ist Notwehrrecht gegeben.«

So hetzte Heinrich Fiechtner gegen Ende seines Redebeitrages unter dem Eindruck von Idar-Oberstein, wo wenige Tage zuvor ein Querdenken-Anhänger einen Tankstellen Mitarbeiter erschoss, der ihn auf die Maskenpflicht hinwies. Inzwischen häufen sich Nachahmungs- und Bezugstaten – was Fiechtner und der AfD bewusst sein dürfte.


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