»Nicht nur wandern gehen«: Jane Schulz soll für Peter Felser die Allgäuer »Jugend Richtung Heimat führen« und im Sinne der AfD »politisieren«. Was das bedeutet, lässt ein Blick auf das politische Umfeld der rechtsradikalen Aktivistin erahnen.
Als sich die AfD Ende Juli in der Pizzeria Bassano ihres Funktionärs Axel Keib traf, wollte sie eigentlich unter sich bleiben. Um abseits der Öffentlichkeit und ohne störenden Protest ihren neuen Ortsverband Lindenberg/Westallgäu zu gründen, sollte die Veranstaltung geheim bleiben. Doch Gegner der Rechtsaußenpartei bekamen Wind davon und so versammelten sich rund 40 Personen zum Protest vor dem Oberstaufener Lokal.
Eigentlich wollte die #AfD heute Abend in #Oberstaufen in Ruhe ihren Ortsverband #Lindenberg/Westallgäu gründen. Doch rund 40 Personen protestieren dagegen. Damit wollen sie »Präsenz zeigen vor einem der letzten Rückzugsorte für die AfD im Allgäu«. Diese wollen sie ihr entziehen. pic.twitter.com/e1aS6k0tSS
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) July 30, 2020
»Jugend Richtung Heimat führen«
Drinnen ging die Geheimniskrämerei weiter. Zwar teilte die Partei im Nachhinein mit, dass unter den 20 Teilnehmenden der stellvertretende Landesvorsitzende Gerd Mannes war und der Ortsvorstand nun aus drei Personen bestünde. Der selbständige Unternehmer Matthias Roder aus Hergatz sei einstimmig gemäß unserer Vermutung zu deren Vorsitzenden gewählt worden. Die anderen beiden wollen allerdings nicht öffentlich genannt werden, wie das Büro des bereits früher mit rechtsradikalen Aktivitäten aufgefallenen AfD-Bundestagsvize Peter Felser auf Anfrage der Allgäuer Zeitung erklärte. Nur, dass es sich um einen »selbstständigen Energieberater und einen selbstständigen Diplom-Forstwirt« handele, gebe die AfD bekannt. Ein solches »Versteckspiel hat in der Demokratie nichts verloren«, kommentiert die Allgäuer Zeitung dieses Verhalten. Auch dort ist inzwischen angekommen, dass die AfD längst zur »politischen Heimat für Rechtsradikale« geworden ist.
Ganz ohne eindeutig rechtsradikale Parolen präsentiert sich Jane Schulz an diesem Abend. In einer kurzen Rede stellt sie sich als eine Art neue Jugendbeauftragte der hiesigen AfD unter Peter Felser vor. Sie soll junge Menschen zwischen 14 und 36 Jahren im Sinne der AfD vernetzen. Denn: Die Jugend habe »keinen Bezug mehr zur Landschaft, zur Heimat. Das möchte ich denen wieder näher bringen.« Dazu möchte sie »nicht nur wandern gehen« und Zelten, sondern auch »zeigen, wie man fischt, wie man Lagerfeuer macht« – und »gemeinsam politisieren«. die »Jugend Richtung Heimat führen«. Schließlich sei die Junge Alternative in Schwaben »zerschlagen«. Der Verfassungsschutz beobachtet die Parteijugend.
Prügelattacken auf Journalisten und politische Gegner
Zu anderen Gelegenheiten trat Jane Schulz offener auf. So gab sie noch vor rund einem Jahr einem rechten Youtuber ein Interview. Wie auch in Oberstaufen benutzt Schulz immer wieder den Begriff »Heimat«, stellt sich als Aktivistin des Bündnis Deutscher Patrioten (BdP) vor und trägt deren Fahne. Das BdP hetzt laut Bayerischem Rundfunk (BR) massiv gegen Geflüchtete. Dort werde diskutiert, »wie man Migranten in Münchner Freibädern umbringen könnte – mit Strom im Becken oder mit Zyklon B, der Chemikalie, mit der die Nationalsozialisten Juden in Auschwitz ermordeten.«
Ein Photo, das unserer Redaktion vorliegt, zeigt Jane Schulz mit Rick Wegner. Das BdP selbst bezeichnet ihn als »Mitglied der ersten Stunde«. Einst lebte er als Richard Houdershell in den USA und verbüßte dort eine langjährige Haftstrafe wegen Mordes. Heute behauptet er, es sei kategorisch ausgeschlossen, dass er je wieder »Unschuldige« verletze. Doch ist er auch in Deutschland mit gewalttätigem Verhalten aufgefallen. So am Rande einer AfD-Wahlparty in München durch Prügelattacken auf Journalisten und politische Gegner Seite an Seite mit dem Rapper Chris Ares, der den Vorwurf von sich weist. In einem Video erklärt Ares, er habe in Notwehr gehandelt. Immer wieder gibt er sich als friedliebender patriotischer Rapper.
»Die Rückkehr der Germanen«
Die Huffington Post dagegen charakterisierte Ares als Hetzer und Neonazi-Rapper. Sein Pseudonym ist aus der griechischen Mythologie entlehnt. Dort ist Ares der Gott des schrecklichen Krieges, des Blutbades und Massakers. Auch Ares‘ Raptexte sprechen eine deutliche Sprache. So heißt es etwa im Song Defend Europe:
»Ich bin rechts um unser kommendes Europa bald zu spüren […] Übernehmen jedes Land, das ist die Rückkehr der Germanen, ja wir opfern unser Dasein nur aus Rücksicht auf die Ahnen. Eure vollvermummten Punkvisagen werden mittels Panzerwagen durch das ganze Land gejagt, um euch maden dann anzuklagen. Nach der deutschen Wende wenn das Land in unseren Händen ist, dann sehen wir wen’s am Ende trifft und wer von uns verängstigt ist. Von uns vermummt sich keiner weil wir standhaft sind wie deutsche Eichen.«
»Die Köpfe der Jugend zurück ergattern«
Gemeinsam richteten sich Wegner und Ares im vergangenen Jahr mit einem rechtsradikalen »Heimatwochenende« auf einer Berghütte im Allgäu an Jugendliche. Ähnlich wie bei Jane Schulz ist »Heimat« einer der zentralen Begriffe in Ares‘ Agitation. Er selbst sagt, er sehe seine Aufgabe darin, eine »positive Verbindung zu Heimat, Volk und Identität zu schaffen«. Letztlich will der rechtsradikale Rapper seine Musik nutzen, »um die Köpfe der Jugend zurück zu ergattern«.
Jane Schulz wiederum wirbt für die Musik des vom Verfassungsschutz beobachteten Chris Ares. Man darf davon ausgehen, dass Jane Schulz politisch dieselbe Richtung einschlägt, wenn sie im Allgäu die »Jugend Richtung Heimat führen« will.
3 Gedanken zu „Sie soll für die AfD im Allgäu Jugendliche »politisieren«“