Vermeintliche »Spaziergänger« trage im ersten Drittel des Querdenken-Aufzugs am 12. Februar 2022 in Ravensburg ein Banner des Deutsche-Stimme-Verlags der NPD - und versuchen das zu verschleiern.

Was macht Querdenken im Allgäu und in Oberschwaben? (KW 07/22)

Wieder beteiligen sich mehr als zehntausend Personen im Allgäu und Oberschwaben an »Spaziergängen« aus dem Querdenken-Milieu. In Ravensburg tragen sie ein NPD Banner und nehmen eine Vielzahl von Kindern mit. In Füssen folgen sie der AfD.

Wieder »spazieren« 90 unangemeldet durch Weiler

Weiler, 9. Februar 2022. Zum wiederholten Mal fand am Mittwochabend in Weiler in der Zeit von 18:20 bis 19:00 Uhr eine unangemeldete Versammlung im Zusammenhang mit der Coronapolitik statt. Das schreibt die Polizei in einer Mitteilung an die Presse. Ausgehend vom Kirchplatz »spazierten« demnach etwa 90 Teilnehmende durch den Ortskern von Weiler. Unter Beachtung der Verkehrsvorschriften kam es zu keinen nennenswerten Verkehrsbehinderungen, so die Polizei. Die Versammlung sei »provokationsfrei und friedlich« verlaufen.

750 in Memmingen

Memmingen, 10. Februar 2022. Am Donnerstag fand wieder eine sich fortbewegende Versammlung der Corona-Maßnahmen-Gegner in Memmingen statt, so die Polizei in einer Mitteilung an die Presse. Zu dieser Versammlung fanden sich demnach 750 Personen ein. Die Polizei habe zeitweise Kreuzungen und Straßen im Innenstadtbereich versperren, sowie von vier Personen die Personalien feststellen müssen, nachdem diese sich nicht an die Auflagen hielten. Die Versammlung sei »rückblickend ohne größere Störungen« verlaufen.

60 Autos bei Autokorso in Vorarlberg

Vorarlberg, 12. Februar 2022. Als »Mega-Auto-Coroso« hatten Vorarlberger Gegner der Covid-Maßnahmen eine motorisierte Demonstration durchs Ländle angekündigt. Das berichtet Der Westallgäuer am Montag. Die Veranstaltung am Samstag ist laut Polizei schließlich ohne besondere Vorkommnisse und ohne Verkehrsbehinderungen verlaufen.

Der Autokorso startete demnach gegen 10 Uhr in Bürs bei Bludenz mit etwa 60 Fahrzeugen. Später habe er sich auf 20 Autos und zwei Traktoren reduziert, berichtet die Vorarlberger Polizei. Bei der anschließendem Kundgebung in Bregenz am Nachmittag registrierte die Polizei laut Österreichischem Rundfunk etwa 3000 Teilnehmende. Die Durchfahrt durch Bregenz während der Demonstration war nur erschwert möglich.

Insgesamt sei die Kundgebung friedlich verlaufen, einige wenige Anzeigen durch die Polizei hat es aber gegeben. Auf Nachfrage erklärt die Polizei: »Es wurden 53 Anzeigen wegen verschiedener Übertretungen nach der Straßenverkehrsordnung erstattet.«

95 Personen folgen AfD-Aufruf in Füssen

Füssen, 13. Februar 2022. Am Sonntagmittag fanden in Füssen zwei Versammlungen unter freiem Himmel statt. Die Teilnehmenden einer genehmigten Demonstration trafen sich laut Polizei am Festplatz Füssen und zogen über die Kemptener Straße in die Altstadt und wieder zurück. Es nahmen laut Veranstalter 95 Personen teil. Der Demonstrationszug traf in der Reichenstraße auf eine weitere Versammlung, bei der nach Veranstalterangaben 70 Personen teilnahmen. Die Polizei schützte beide Versammlungen, die störungsfrei verliefen, heißt es im Polizeibericht.

Wie die Füssener Zeitung am Montag berichtet, folgten die 95 Personen einem Aufruf von AfD-Kreisrat Wladimir Salewski. Die 70 Personen dagegen kamen auf Einladung des Bündnisses Füssen ist bunt. Sie demonstrierten gegen die AfD-Aktion.

650 bei Sonntagsaufzug in Illertissen

Illertissen, 13. Februar 2022. Am Sonntagnachmittag kam es im Stadtgebiet von Illertissen »erneut zu einem Zusammentreffen von Gegnern der Corona-Infektionsschutzmaßnahmen.« Das berichtet die Polizei in einer Mitteilung an die Presse. Etwa 650 Personen nahmen demnach an der nicht angemeldeten Versammlung teil. Die Szene habe sich zunächst in kleineren Gruppen auf diversen Plätzen in Illertissen getroffen und sich schließlich zu einem Aufzug entlang der Staatsstraße 2031, also im Bereich der Ulmer Straße, formiert.

Während des vermeintlichen »Spaziergangs« taten die Protestierenden mit Trillerpfeifen, Tröten, Trommeln und einer Trompete ihrem Unmut kund, so die Polizei. Die Teilnehmenden liefen auf den Gehwegen zunächst in nördlicher Richtung bis zum Kreisverkehr Saumweg. Dort querte der Aufzug die Staatsstraße und bewegte sich wieder gen Süden. An der Hirschkreuzung machten die »Spaziergänger« erneut kehrt. Anschließend ging es wiederum in Richtung Norden und es erfolgte eine nochmalige Runde entlang der Staatsstraße. An der Hirschkreuzung beendete ein Großteil der Teilnehmenden schließlich den Protest. Etwa 300 Personen verlegten noch zum Marktplatz und standen dort in Kleingruppen herum.

Es kam laut Polizei während des Aufzugs zu kleineren Verkehrsbehinderungen, da auf der Staatsstraße ein großes Verkehrsaufkommen herrschte. Die polizeilichen Einsatzkräfte hätten deshalb immer wieder den Verkehr regeln müssen. Nach knapp zwei Stunden war die Protestaktion beendet. Die Versammlung »verlief durchwegs friedlich«.

Mehr als 600 marschieren in Ravensburg mit Kindern und NPD-Banner

Vermeintliche »Spaziergänger« trage im ersten Drittel des Querdenken-Aufzugs am 12. Februar 2022 in Ravensburg ein Banner des Deutsche-Stimme-Verlags der NPD - und versuchen das zu verschleiern.
Vermeintliche »Spaziergänger« trage im ersten Drittel des Querdenken-Aufzugs am 12. Februar 2022 in Ravensburg ein Banner des Deutsche-Stimme-Verlags der NPD – und versuchen das zu verschleiern.

Ravensburg, 14. Februar 2022. In Ravensburg trafen sich am Montag nach Zählung von Allgäu rechtsaußen mehr als 600 Personen zu einem sogenannten »Spaziergang«. Darunter waren nicht nur Teilnehmende aus dem Querdenken-Spektrum: Im ersten Drittel führte der Aufzug ein Banner mit der Aufschrift »Finger weg von unseren Kindern. Nein zur Impfpflicht« mit sich. Dass es sich dabei um ein Banner der neonazistischen NPD handelt, versuchten die Verantwortlichen indes zu verschleiern: Der Verweis auf die Website des Parteieigenen Verlags Deutsche Stimme und deren Logo hatten sie vor dem Aufzug in Ravensburg überklebt. Zusätzlich zu den mehr als 600 erwachsenen Teilnehmenden zählte Allgäu rechtsaußen rund 50 Kinder.

7.800 bei Montagsspaziergängen in Süd-West-Schwaben

Auch diesen Montag fanden zahlreiche angezeigte und unangemeldete Versammlungen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West statt. Der Polizei wurden insgesamt 28 Versammlungen bekannt, die Gesamtanzahl der Teilnehmenden wurde auf 7.800 geschätzt. Das berichtet die Behörde in einer Mitteilung an die Presse.

Zur größten angezeigten Versammlung sei es wiederum in Kempten mit rund 2.500 Teilnehmenden gekommen, die sich zu einem Aufzug durch die Innenstadt trafen. Durch den Aufzug sei es zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen gekommen.

Danach hätten die Einsatzkräfte bei einer nicht angemeldeten Versammlung in Sonthofen etwa 1.000, in Mindelheim 800 und in Neu-Ulm etwa 450 Teilnehmende gezählt. Gegendemonstrationen habe es in Kempten und Memmingen mit je 30 Teilnehmenden gegeben. »Alle Versammlungen verliefen störungsfrei«, so die Polizei.

2.500 Menschen protestieren »störungsfrei« in Kempten

Kempten, 14. Februar 2022. Erneut haben am Montagabend viele Menschen in Kempten »ihrem Unmut über die Corona-Maßnahmen und eine mögliche Impfpflicht Luft gemacht«. Das berichtet die Allgäuer Zeitung am Dienstag. Die Polizeiführerin schätzte die Zahl der Teilnehmenden laut Zeitung auf 2500. Vom Hildegardplatz aus schlängelte sich der angemeldete Protestzug demnach durch die Altstadt und über Kotterner und Königstraße wieder zum Ausgangspunkt zurück. Der Klang von Kuhschellen und Tröten habe die Aktion begleitet. Weiter berichtet die Zeitung: »Nach dem 20-Uhr-Läuten von den Glocken der St.-Lorenz-Basilika zerstreute sich die friedliche Versammlung, das Polizeiaufgebot beendete seinen Einsatz. Einen ›störungsfreien Verlauf‹ erlebten die Beamten.«

»Widerstand« und »Lügenpresse«-Rufe in Friedrichshafen

»Widerstand« und »Lügenpresse« riefen Teile der rund 600 Teilnehmenden des unangemeldeten »Spaziergangs« am 14. Februar 2022 in Friedrichshafen.
»Widerstand« und »Lügenpresse« riefen Teile der rund 600 Teilnehmenden des unangemeldeten »Spaziergangs« am 14. Februar 2022 in Friedrichshafen.

Friedrichshafen, 14. Februar 2022. Fast zwei Stunden dauerte in dieser Woche der Häfler »Montagsspaziergang« mit nach Schätzung von Allgäu rechtsaußen 200 bis in der Spitze rund 600 Teilnehmenden – je nach Phase. Die Polizei nennt eine etwas geringere Anzahl. Wie inzwischen üblich erklärte die zuständige Versammlungsbehörde den unangemeldeten Spaziergang zu einer offiziellen Versammlung und sagte die Regeln durch: keine Gewalt, eine feste Route ohne Verkehrsbehinderung seitens der Teilnehmenden.

Zunächst legten die beiden Gruppen – die eine mit Startpunkt ZF Forum, die andere mit Startpunkt Gondelhafen – eine separate Runde zurück, bevor sie sich mit viel Applaus und Trillerpfeifen an der Kreuzung von Metzstraße und Friedrichstraße trafen. Davor durchrissen Teilnehmende eine Polizeiabsperrung aus Flatterband, um wie in der Vorwoche – da allerdings ohne das Durchreißen einer Absperrung – über eine Nebenstraße den von der Vorderseite polizeilich abgeriegelten Stadtbahnhof durchqueren zu können. Der laute Zug wurde schließlich an einer Engstelle von sechs Polizeibeamten gestoppt.

Die Gruppe entschied sich nach einem Trillerpeifenkonzert zur Umkehr und dazu, ihren Weg doch auf der Friedrichstraße fortzusetzen. Landtagsabgeordneter Martin Hahn, der als Beobachter bei der Demonstration zugegen war, kommentierte die Situation positiv; es zeige, dass doch noch Respekt vor der Staatsgewalt bestehe.

Vom Treffpunkt an der Kreuzung schlugen dann einige Teilnehmende eine neue Route ein; sie zogen durch die Unterführung in die Nordstadt und setzten ihre Demonstration lautstark im Wohngebiet fort, was nicht nur auf Zuspruch der Anwohnenden stieß. »Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung« und »Widerstand« hallte zwischen den Häusern, bevor die »Spaziergänger« auf die Keplerstraße einbogen und dort trotz polizeilicher Durchsage die Fahrbahn beschritten, die hier nicht – wie im Falle des inzwischen bewährten Friedrichstraßenabschnittes – polizeilich für den Verkehr gesperrt wurde. So kam es kurzzeitig zu Verkehrsbehinderungen.

Die Autorin dieser Zeilen wurde, als sie anhand ihrer Kamera der Presse zugeordnet werden konnte, mit »Lügenpresse«-Rufen bedacht; jedoch kam es zu keinerlei aggressiver Ansprache, lediglich vereinzelten Kommentaren, die Medien würden nur »Quatsch« berichten oder sie dürfe nicht fotografieren, da sie »Lügenpresse« sei. Die Veranstaltung blieb in diesem Kontext friedlicher als die vorangegangenen. (lr)

Mit Herzluftballons ziehen 450 durch Marktoberdorf

»Erneut haben sich etliche Menschen in Marktoberdorf zu einer angemeldeten Corona-Versammlung auf dem Marktplatz getroffen und sind danach durch die Straßen in der Innenstadt marschiert.« Das berichtet der Marktoberdorfer Landbote am Mittwoch. Die Polizei zählte demnach 450 Teilnehmende bei dem Montagsspaziergang. Vor einer Woche habe die Polizei 430 Teilnehmende gezählt. Der Marktoberdorfer Polizeichef Helmut Maucher betont laut Zeitung, »dass die Versammlung auf dem Marktplatz sowie der Spaziergang ›wie immer ganz ruhig und ganz friedlich abliefen‹. Aus Polizeisicht passe das.« Wegen des Valentinstages hätten die Veranstalter rote Herzluftballons unter den Teilnehmenden verteilt.

Anastasia-Anhänger*innen bei »Spaziergang« in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen, 14. Februar 2022. Bis zu 150 Personen trafen sich am Montag in Bad Wörishofen zu einem sogenannten »Spaziergang«. Während sich zwei Polizisten an der Spitze des Aufzugs sowie zwei Mitarbeitende der Sicherheitswacht am Ende positionierten, wurde ein Photograph von den Demonstrierenden aggressiv angegangen. Unter den Teilnehmenden konnten auch Anhänger*innen der rechtsradikalen sogenannten Akademie Engelsburg und eines jüngst im Oberallgäu und Ravensburg gescheiterten Anastasia-Landsitzprojekts identifiziert werden.

Mehr zu diesem Thema:  Anastasia-Siedlungsprojekte wollen im Allgäu Fuß fassen

Auch wieder Neonazis unter 140 Demonstrierenden in Lindau?

Lindau, 14. Februar 2022. Rund 140 Menschen demonstrierten am Montag in Lindau nach einem Bericht der Schwäbischen Zeitung »gegen die Corona-Schutzmaßnahmen«. Wieder sollen darunter Anhänger*innen der Neonazipartei Der Dritte Weg gewesen sein.

Durch den Ortskern Heimenkirch »spazieren« 35 Personen

Heimenkirch, 14. Februar 2022. Zum wiederholten Mal hat am Montagabend von 17 bis 17:45 Uhr in Heimenkirch eine unangemeldete Versammlung im Zusammenhang mit der Coronapolitik stattgefunden. Das berichtet Der Westallgäuer am Mittwoch. Ausgehend vom Paul-Bäck-Haus »spazierten« laut Polizeiangaben etwa 35 Teilnehmende durch den Ortskern. Weiter berichtet die Zeitung: »Unter Beachtung der Verkehrsvorschriften kam es zu keinerlei Verkehrsbehinderungen. Die Versammlung verlief provokationsfrei und friedlich, teilt die Polizei mit.«

Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

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