Mit verschiedenen Lang-, Kurz-, Hieb- und Stichwaffen präsentierte sich der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann online und verbreitete Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien.

Allgäuer Bioproduzent Rapunzel hält an der Marke Attila Hildmann fest

Trotz seiner Verschwörungstheorien und Widerstandsaufrufen hält der Legauer Naturkostproduzent Rapunzel am Marketing mit Attila Hildmann fest. Andere Händler und Produzenten beendeten das Geschäft mit dem einstigen Vorzeige-Veganer.

»Noch bevor der Begriff „Vegan“ in aller Munde war, zeigte Vegan-Koch Attila Hildmann wie Kochen ohne tierisches Eiweiß geht. Und noch viel wichtiger: dass es gut schmeckt und keinesfalls bedeutet, auf alles verzichten zu müssen«, schreibt der Allgäuer Bio-Produzent Rapunzel auf seiner Website. Dazu gibt es eine Menge Photos und einige vegane Rezepte des »angehenden Diplom-Physikers« und natürlich die passenden Rapunzel-Produkte. So nutzt der Legauer Naturkost-Produzent die Bekanntheit der Marke Attila Hildmann für den Vertrieb der Bio-Produktion.

Mehr zu diesem Thema:  Rapunzel trennt sich vom Marketing mit Attila Hildmann

Hildmann: »Mit der Waffe in der Hand« im Untergrund sterben

Koch-Promi Attila Hildmann selbst nutzt seine Bekanntheit, um die derzeit allerorten aus dem Boden sprießenden sogenannten Grundgesetz-Demos zu unterstützen. Zunehmend setzt sich die Einsicht durch, dass es sich dabei bundesweit um Querfront-Treffen krudester Verschwörungsideologen handelt. Attila Hildmann ist eine ihrer schillerndsten Figuren: Die Mund-Nasenschutz-Masken lehnt er als »das neue Hakenkreuz« ab und sieht sich »von den dunkelsten Mächten regiert«.

Online verbreitet der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien. (Screenshot, Facebook)

Online ruft der Berliner Restaurantbesitzer zu den Demonstrationen auf und verbreitet, »wir« würden »von Geheimbündlern regiert« und »bewusst ins Unglück gestürzt«. Wenn am heutigen Tage die Novelle des Infektionsschutzgesetzes in Kraft tritt, werde eine Neue Weltordnung (NWO) errichtet. Deshalb gehe er »in den Untergrund« und sterbe »nur mit der Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes« im »Kampf für die Freiheit«.

Außerdem kündigt er an, eine Armee aufbauen zu wollen und schreibt an seine Anhänger: »dieser Kampf kann uns jetzt auch die politische Macht bringen wenn wir es klug angehen!« Mehrere Photos zeigen den einstigen Vorzeige-Veganer teils schwer bewaffnet. Der Kanal, über die Hildmann diese Parolen verbreitet, hat mehr als 35.000 Abonnenten. Dort bewirbt er auch etwa Informationskanäle von Reichsbürgern und dem Kopf der rechtsradikalen Identitären Bewegung.

Händler und Produzenten ziehen Konsequenzen

Mit verschiedenen Lang-, Kurz-, Hieb- und Stichwaffen präsentierte sich der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann online und verbreitete Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien. (Screenshot, Instagram)
Mit verschiedenen Lang-, Kurz-, Hieb- und Stichwaffen präsentierte sich der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann online und verbreitete Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien. (Screenshot, Instagram)

Weil die Marke Atilla Hildmann mit einer Vielzahl solcher öffentlicher Äußerungen verknüpft ist, haben Kaufland, Voelkel und Vitalia Konsequenzen gezogen. Die Supermarktkette Kaufland entschied, Hildmanns Energy-Drink Daisho aus ihrem Programm zu streichen, wie Der Westen berichtet: »Wir haben mit Befremden die Weltanschauung zur Kenntnis genommen.«

Das widerspreche dem Verhaltenskodex und den Unternehmenswerten. Laut einem Bericht der Welt stoppt nicht nur Kaufland den Verkauf, sondern auch der Safthersteller Voelkel die Abfüllung und den Vertrieb. Ebenfalls stellt die Reformhauskette Vitalia den Verkauf von Hildmanns Produkten ein.

Rapunzel hält an Hildmann fest

Prominent und vielfach platziert das Rapunzel-Marketing den umstrittenen Koch-Star Attila Hildmann auf ihren Homepages. (Screenshot)
Prominent und vielfach platziert das Rapunzel-Marketing den umstrittenen Koch-Star Attila Hildmann auf ihren Homepages. (Screenshot)

»Auch wir empfinden die aktuellen Äußerungen von Attila Hildmann als sehr befremdlich und distanzieren uns ganz eindeutig von seinen Meinungen und Aussagen«, schreibt eine Sprecherin von Rapunzel auf Anfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen. Das Legauer Unternehmen will dennoch weiter von der Marke des Berliner Restaurantbesitzers profitieren.

Rapunzel präsentiert ihn weiter online in der Rubrik »unsere Köche und Bäcker«. Auf einer Vielzahl von Seiten werden dort nach wie vor seine Rezepte und Videos angeboten. Und das soll auch so bleiben, wie wir auf Anfrage erfahren. Wie online nachzulesen sei, stehe Rapunzel in keiner Verbindung mehr mit Attila Hildmann. Man habe sich bereits 2015 getrennt. Dennoch hätten »diese veganen Rezepte nichts an ihrer Wertigkeit verloren.« Eine inhaltliche Distanzierung suchen wir online vergebens, die ist nur auf ausdrückliche Nachfrage zu bekommen.


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13 Gedanken zu „Allgäuer Bioproduzent Rapunzel hält an der Marke Attila Hildmann fest“

  1. Rapunzel arbeitet seit 2015 nicht mehr mit Attila Hildmann zusammen. Sie schreiben dies selbst am Ende des Artikels!

    Headline und Einleitung sind vollkommen daneben und suggerieren das exakte Gegenteil der Darstellung am Ende des Artikels!

    1. Es geht im Artikel nicht um die einstige Kooperation zwischen Attila Hildmann und Rapunzel. Deren Beendigung nutzt das Unternehmen offenbar als Feigenblatt, um weiter mit Attila Hildmann werben zu können, was natürlich auch der Marke Attilla Hildmann zugute kommt. Man könnte nun online eine Distanzierung von Hildmanns Äußerungen ergänzen, um diesen nicht Vorschub zu leisten. Daran hat Rapunzel aber wohl kein Interesse.

  2. Das Verhalten von Rapunzel geht überhaupt nicht, wie ich diese Sache sehe. Solch einem Menschen weiterhin eine Plattform zu bieten, ist für mich einfach unglaublich!

    Es ist völlig egal, ob man früher oder heute mit diesem Menschen zusammengearbeitet hat, aber man macht halt einfach irgendwie so „heiter weiter“…

    Das Unternehmen traut sich scheinbar nicht, sich von diesem Herren zu distanzieren. Wovor hat Rapunzel eigentlich Angst?

    Mein Freundeskreis, Bekanntenkreis und Familienkreis und ich sind im Allgäu verwurzelt und bisher haben viele von uns das Unternehmen und die Produkte bisher sehr geschätzt. Aber jetzt hat es diese Firma in meinen Augen einfach zu weit getrieben.

  3. Ja genau das ist es! Attila Hildmann ist weiter eine wichtig Werbefigur des Unternehmens. Die Geschäftsführung der Firma Rapunzel Naturkost um die Familie Wilhelm haben keine Angst, sondern sind einer Meinung mit Attila Hildmann. Auch wenn sie es nicht ganz so grass in der Firma äußern. Andere Meinungen werden nicht geduldet – man könne ja kündigen.

    1. Und kaufen statt dessen beim Unternehmen Kaufland der Schwarz-Gruppe? Ich finde, undifferenzierter Boykott trifft nur selten die richtigen. Joseph Wilhelm belegt für das Jahr 2017 Rang 714 unter den Reichsten mit einem geschätzten Vermögen von 200 Mio Euro. Persönlich können Sie ihm mit einem Boykott nicht wirklich schaden. Rapunzel kooperiert wiederum mit dem Demeter Anbauverband, boykottieren Sie dann auch Demeter-Produkte? Rein theoretisch müssten Sie dies auch tun, denn wer die Zusammenarbeit von Demeter von 1939 bis 1945 mit den Nationalsozialisten kennt, hätte allen Grund dazu.

      Wenn wir alles und jeden boykottieren würden, der sich schuldig gemacht hat, dürften wir fast nichts mehr kaufen. Es braucht heute aktive Proteste, um Änderungen herbeizurufen.

      1. Das ist letztendlich wahr, zumal wir-, wenn es danach geht, letztendlich „die halbe Firmenwelt“ boykottieren müssten, mit jenen Folgen an der Grenze eines letztendlich eigens geschaffenen Ruins.

      2. Und dieses wäre mit täglichem Verzicht verbunden, wozu bereits der-, für den einen oder anderen, vielfach geschätzte BMW dazugehören würde, abgesehen von vielen Dingen des alltäglichen Grundbedarfs, was so manchen an die Grenze des Erträglichen brächte.

  4. Seit 18.05.2020 hat Rapunzel eine klare Stellungnahme der Distanzierung von Hildmann auf der Webseite. Ich fände es gut, wenn ihr das hier in eurem Artikel als Aktualisierung erwähnt. Jeden Tag die Welt ein bisschen besser machen.

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