Rapunzel trennt sich vom Marketing mit Attila Hildmann

Wegen ihres Marketings mit dem Vegankoch und Verschwörungsideologen Attila Hildmann geriet Rapunzel in der vergangenen Woche heftig in die Kritik und verlor offenbar Kundschaft. Jetzt rudert der Allgäuer Bioproduzent zurück.

Rapunzel stellt das Marketing mit Attila Hildmann nun doch ein. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die der Allgäuer Lebensmittelproduzent unter dem Titel »eindeutige Distanzierung von Attila Hildmann« auf seiner Website veröffentlichte. Bislang warb der Bio-Pionier aus Legau mit der Marke von Attila Hildmann für seine Produkte: In einer Vielzahl von Rezepten, Photos und Videos kochte der bekannte Vegan-Koch mit Rapunzel-Produkten.

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In der vergangenen Woche hieß es auf Nachfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen noch, Hildmanns Rezepte hätten für Rapunzel nicht an Wert verloren. Deshalb werde man daran auch festhalten. Bis in diese Woche hinein waren die Rezepte noch erreichbar. Eine Distanzierung von Hildmanns Äußerungen gab es nur auf ausdrückliche Nachfrage.

Über das Wochenende jedoch zeigten  sich viele Kunden irritiert über die Werbung mit Attila Hildmann und kündigten an, künftig auf Produkte aus dem Hause Rapunzel und der Rapunzel-Tochter Zwergenwiese zu verzichten. Auch persönliche Äußerungen des Geschäftsführers in Sachen Corona gerieten in die Kritik. Darauf reagierte der Biopionier aus Legau nun. Rapunzel nahm die Seiten aus dem Netz und veröffentlichte eine Stellungnahme.

Rapunzel unterschätzte Irritation

Mit verschiedenen Lang-, Kurz-, Hieb- und Stichwaffen präsentierte sich der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann online und verbreitete Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien.
Mit verschiedenen Lang-, Kurz-, Hieb- und Stichwaffen präsentierte sich der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann online und verbreitete Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien.

Darin betont Rapunzel erneut, dass bereits seit 2015 »keine wirtschaftliche oder andere Zusammenarbeit zwischen Rapunzel Naturkost und Attila Hildmann« bestünde. Die gemeinsam mit dem Vegan-Koch erarbeiteten Inhalte habe man als »sachliche und durchaus wertvolle Informationen für alle, die sich für die vegane Küche interessieren« gesehen und sie deshalb weiter über die Internetauftritte des Unternehmens angeboten.

Die Irritation darüber habe man zunächst unterschätzt, sich nun aber entschlossen, die Inhalte zu entfernen. Abschließend schreibt Rapunzel: »Auch mit dieser Entscheidung bringen wir zum Ausdruck, dass wir uns in aller Entschiedenheit von den aktuellen Aussagen und Auftritten von Attila Hildmann distanzieren.«

Hildmann: »Mit der Waffe in der Hand« im Untergrund sterben

Koch-Promi Attila Hildmann nutzt seine Bekanntheit, um die derzeit allerorten aus dem Boden sprießenden sogenannten Grundgesetz-Demos zu unterstützen. Zunehmend setzt sich die Einsicht durch, dass es sich dabei bundesweit um Querfront-Treffen krudester Verschwörungsideologen handelt. Attila Hildmann ist eine ihrer schillerndsten Figuren: Die Mund-Nasenschutz-Masken lehnt er als »das neue Hakenkreuz« ab und sieht sich »von den dunkelsten Mächten regiert«. Ähnlich äußerte sich der Neffe von Hans und Sophie Scholl am Samstag in einer Rede auf der sogenannten Grundrechte-Demo in Kempten.

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Online verbreitet der einstige Vorzeige-Veganer Attila Hildmann Widerstands-Aufrufe und Verschwörugnstheorien. (Screenshot, Facebook)

Online ruft der Berliner Restaurantbesitzer zu den Demonstrationen auf und verbreitet, »wir« würden »von Geheimbündlern regiert« und »bewusst ins Unglück gestürzt«. Laut Hildmann werde eine Neue Weltordnung (NWO) errichtet. Deshalb gehe er »in den Untergrund« und sterbe »nur mit der Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes« im »Kampf für die Freiheit«.

Außerdem kündigte er an, eine Armee aufbauen zu wollen und schreibt an seine Anhänger: »dieser Kampf kann uns jetzt auch die politische Macht bringen wenn wir es klug angehen!« Mehrere Photos zeigen den einstigen Vorzeige-Veganer teils schwer bewaffnet.

Geschäftsführer rudert persönlich zurück

Auch von Rapunzel-Gründer und Geschäftsführer Joseph Wilhelm in seinen sogenannten »Wochenend-Botschaften« verbreitete Aussagen zur Corona-Pandemie und den Maßnahmen zu deren Bewältigung standen im Zuge der Berichterstattung über das Unternehmen und Attila Hildmann massiv in der Kritik.

In einer persönlichen Stellungnahme rudert auch er zurück. Er habe aus persönlicher Betroffenheit und Angst vor solchen Maßnahmen zu einem »in Aussicht stehenden Impfzwang« geschrieben. Weiter betont er, dass seine Botschaften »ursprünglich nur für intern gedacht waren« und sieht seine »Aussagen in den Social-Media-Kanälen aus dem Zusammenhang gerissen und dabei reduziert und verfälscht wiedergegeben.«

»Der Eifer, mit dem Joseph Wilhelm in der Causa Attila Hildmann zurückrudert, ist erstaunlich«, kommentiert der »Anthroblogger« Oliver Rautenberg in einem Gastbeitrag für Allgäu ⇏ rechtsaußen und analysiert die kritisierten Äußerungen Wilhelms. Auf seinem Blog beleuchtet Rautenberg die anthroposophische Szene und deren »okkult-magisches Weltbild«.

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