Wangen, 26. Januar 2020. Noch während Jugendliche im Gebäude sind, schlagen Unbekannte erneut eine Scheibe am Selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne ein.
»Heute Nacht um 2:15 Uhr wurde die linke Scheibe unserer Eingangstür eingeschlagen. Wir waren noch zum Aufräumen da, hörten auf einmal einen heftigen Schlag, doch als wir draußen waren, haben wir leider niemanden mehr gesehen.« Das schrieben Aktive der Tonne am Sonntag in einer Stellungnahme. Das selbstverwaltete Jugendhaus engagierte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen Rechts.
Sofort hätten Mitglieder der Tonne die Polizei gerufen und, nachdem um halb drei zwei Beamte eintrafen, den Schaden angezeigt. »Die Polizist:innen dokumentierten das Geschehene, nahmen die Personalien auf und fragten uns, ob wir uns sicher wären, dass das niemand von uns war.«, heißt es weiter in dem Statement.
Drei Vorfälle in zwei Monaten
Dazu erklärte Tilo Schürer als Erster Vorstand der Tonne: »Die Tonne war zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten einem Angriff ausgesetzt. Wir vermuten, dass diese beiden Angriffe einen rechten Hintergrund haben. Anstatt Unterstützung von der Polizei Wangen zu erhalten, sehen wir uns von Seiten der Beamten mit Verdächtigungen konfrontiert. Wir fordern von der Polizei Wangen Aufklärung statt Voreingenommenheit!« Erst im Dezember berichtete Allgäu ⇏ rechtsaußen über zwei Vorfälle an der Tonne.
- 8. Dezember 2019. Unbekannte schlagen eine mit Drähten verstärkte Scheibe am selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne ein. Zuvor echauffierten sich Stadträte öffentlich über ein Antifa-Banner und wollten die Mittel der Tonne kürzen.
- 17. Dezember 2019. Am selbstverwalteten Jugendzentrum Tonne in Wangen im Allgäu wird Propagandamaterial der neonazistischen Partei Der Dritte Weg angebracht.
Reihe rechter Aktionen im Sommer
Bereits im Sommer kam es in Wangen zu einer Reihe höchstwahrscheinlich zusammenhängender rechter Aktionen, bei denen zuerst die Tonne betroffen war.
- 11. April 2019. Offenbar rechtsmotivierte Sprüche schmieren Unbekannte auf das selbstverwaltete Jugendzentrum Tonne, das sich gegen Rechts engagiert.
- 3. Juli 2019. An Bushaltestellen werden ein Hakenkreuz und Neonazi-Zahlenkombinationen entdeckt. Die Polizei hält die Ziffern für Geburtstagsgrüße und findet kein Hakenkreuz.
- 1. August 2019. Eine rassistische Schmiererei an der Alten Sporthalle bedient sich der Sprache nationalsozialistischer Propaganda.
- Ebenfalls im August entwenden Unbekannte eine Ausgabe des Grundgesetzes von einer Ausstellung im Schulzentrum in Wangen und schmieren rechte Parolen und Symbole hinein.
Die Polizei vermutete damals einen Zusammenhang der Schmiererei im Grundgesetz mit der an der Sporthalle. Allgäu ⇏ rechtsaußen liegen Hinweise vor, nach denen auch die rechtsmotivierten Schmierereien gegen das engagierte Jugendzentrum auf das Konto derselben Täter gehen könnten.
Wieder Angriffe nach Aufregung im Stadtrat
Danach blieben nach unseren Erkenntnissen weitere Rechte Aktionen in Wangen für rund vier Monate aus. Erst kurz nachdem sich Stadträte öffentlich über ein Antifa-Banner echauffierten und die die Mittel der Tonne kürzen wollten, gingen die Angriffe im Dezember wieder los.
Polizei sieht keine Anhaltspunkte für rechte Tat
Rund zwei Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg auf Anfrage, dass die Tat dort als Sachbeschädigung geführt wird. Der oder die Täter sind unbekannt. Deshalb sei mangels Hinweisen auch nicht nach den Tätern gefahndet worden als die Polizei alarmiert war. Auch weiß die Polizei demnach nicht, welches Tatwerkzeug verwendet wurde. Und: »Anhaltspunkte für PMK-rechts gibt es nicht.« Unter diesem Begriff erfasst die Polizei politisch motivierte Kriminalität von rechts.
Ergänzung:
Polizei sieht keine Anhaltspunkte für rechte Tat
Rund zwei Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg auf Anfrage, dass die Tat dort als Sachbeschädigung geführt wird. Der oder die Täter sind unbekannt. Deshalb sei mangels Hinweisen auch nicht nach den Tätern gefahndet worden als die Polizei alarmiert war. Auch weiß die Polizei demnach nicht, welches Tatwerkzeug verwendet wurde. Und: »Anhaltspunkte für PMK-rechts gibt es nicht.« Unter diesem Begriff erfasst die Polizei politisch motivierte Kriminalität von rechts.