Mehr als eintausend Menschen protestieren gegen die Anti-Merkel-Kundgebung der AfD in Ottobeuren, die deutlich kleiner ausfällt als erwartet. Dafür wird die AfD von Anhängern der Identitären Bewegung und der Neonazipartei Der Dritte Weg unterstützt.
Über 400 Demonstranten zählte die Polizei bei einer Kundgebung unter dem Motto »Ottobeuren ist und bleibt bunt« am Sonntag auf dem Marktplatz der Gemeinde.
Mit ihrem Aufruf »Ausgehetzt für AfD, CSU und CDU« soll das Bündnis Keine Stimme für Rassismus weitere 300 Menschen auf dem Platz versammelt haben. Sie wünschten sich, wie die Gruppe vorab schrieb, »vielfältige, kreative und ausdrucksstarke Proteste« – allerdings nicht nur gegen die AfD. Ausdrücklich richtete sich der Protest von Keine Stimme für Rassismus auch gegen »die flüchtlingsfeindliche Regierungspolitik der letzten Jahre«.
Vor der Basilika selbst positionierten sich laut Polizei spontan weitere 400 Menschen. Auch hier waren Banner zu sehen und Sprechchöre gegen rassistische Hetze und für die Rechte von Geflüchteten zu hören.
150 als »Stimme des Volkes«
»Volksverräter« skandieren dagegen viele der AfD-Anhänger, die nach Ottobeuren gekommen waren, um gegen eine »deutschenfeindliche Politik« zu demonstrieren. Christoph Maier hatte für die Kundgebung den Marktplatz reserviert. Vor Ort ließ der Landtagskandidat und Vorsitzende des Kreisverband Unterallgäu der AfD allerdings mit Flatterband eine vielfach kleinere Fläche markieren, in der sich seine Anhänger aufstellen sollten.
Trotz der teils großen und unerwarteten Mobilisierungserfolge bis in die Neonaziszene, die die AfD derzeit immer wieder erzielt, sind der Rechtsaußenpartei nur rund 150 Personen nach Ottobeuren gefolgt. Glaubt man einem Bericht des Kreisverbands, sollen allerdings »mehr als 300 Patrioten« gegen den Besuch von »Angela Merkel, die Raute des Grauens« in Ottobeuren gewesen sein. Damit habe man »dem Volk eine Stimme gegeben«.
Nazis vom Dritten Weg und Identitäre unter den Teilnehmern
Bekannte Anhänger der Identitären Bewegung im Allgäu nahmen an der Kundgebung teil. Auch eine Gruppe mit Schildern der Partei Der Dritte Weg und Jacken mit der Aufschrift »National – Revolutionär – Sozialistisch« stieß zu der Veranstaltung der AfD. Mit den ausgewiesenen Neonazis führte Maier ein Gespräch. Danach trat er ans Mikrofon, eröffnete seine Kundgebung und hielt die erste Rede. Erst rund 40 Minuten bevor die AfD ihre Versammlung mit dem Singen des Deutschlandliedes beendete, verließen die Neonazis die Örtlichkeit.
Später distanzierte sich der Kreisverband der AfD auf Facebook von der Partei Der Dritte Weg. Man habe »diese Leute gesehen und umgehend der Polizei gemeldet« sowie der Veranstaltung verwiesen. »Leider« sei dem erst »nach mehrmaliger Aufforderung« gefolgt worden.
Die Polizei erklärte jedoch noch vor Ort, die Anhänger des Dritten Weg hätten das Geschehen »von selbst« und ohne besonderen Anlass verlassen. Einer der Männer trug Quarzsandhandschuhe. Wohl deshalb wurde er von der Polizei kontrolliert und verschwand. Eine derartige Bewaffnung dient dazu, Faustschläge zu verstärken.
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