Bis gestern wollte der Ortsverband der AfD Lindau seine Gründungsfeier an einem geheimen Ort nachholen. Dennoch fand ihn eine antirassistische Initiative und kündigte Protest an – und der Wirt will die AfD nun doch nicht haben.
»Aus Angst: Lindauer AfD hält Versammlungsort erneut geheim«, titelte die Lindauer Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe. Doch promt reagierte die Initiative gegen Rassismus Westallgäu (IGRW) – und schon am Mittag war der Versammlungsort nicht mehr geheim.
Klosterhof will die AfD nicht
»Uns liegen Hinweise aus verschiedenen internen Quellen der Rechtsaußenpartei vor die übereinstimmend auf die von Ihnen betriebene Gaststätte Klosterhof in Eggenreute als Veranstaltungsort hindeuten«, schrieb die Initiative in einem Offenen Brief an den Gastwirt Thomas Matheis und bat um eine Stellungnahme. An die Presse gingen Kopien der Mail.
»Hier gibt es keine solche Veranstaltung«, erklärte der Gastwirt am frühen Nachmittag auf Anfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen. »Die AfD hat bei uns angefragt und wir sind dieser Reservierung nicht nachgekommen«, so Matheis. Offenbar war es eine wirtschaftliche Entscheidung: »Es ging um 50 Personen. Da müssen Sie verstehen, dass man als Wirtshaus in einer ruhigen Zeit über so eine Anfrage nachdenken muss. Uns Gastronomen geht es schlecht.« Dennoch sei Matheis zu dem Schluss gekommen, weder Parteiveranstaltungen noch Demonstrationen an der Gaststätte haben zu wollen.
Geheimhaltungstaktik scheitert erneut
Demonstrationen und Absagen gegen die AfD will auch Rainer Rothfuß mit seiner Geheimhaltungstaktik verhindern. Schon im September fiel die verspätete Gründungsfeier seines AfD-Ortsverbands Lindau ins Wasser. Damals demonstrierten 200 AfD-Gegner vor dem Weingut von Peter Hornstein in Nonnenhorn, die AfD blieb aus.
Nun scheiterte offenbar sogar das Ausweichen aus dem bayerischen Landkreis des Ortsverbandes Lindau in den württembergischen Landkreis Ravensburg. Rainer Rothfuß wollte sich unserer Redaktion gegenüber nicht zu der Absage aus Eggenreute äußern. Doch Interna belegen, dass die AfD mit dem Klosterhof rechnete.
Proteste setzen der AfD zu
Proteste und Kritik setzen der AfD im West- und Oberallgäu schwer zu. Kaum ein Gastwirt will seine Räumlichkeiten mehr für öffentliche Veranstaltungen der Rechtsaußenpartei zur Verfügung stellen. Laut der Initiative gegen Rassismus Westallgäu hätten sich bereits zahlreiche Gastwirte »öffentlich von der rechten Hetze der AfD distanziert«.
Auch eine Demonstration vor dem Klosterhof in Eggenreute hatten die Initiative gegen Rassismus Westallgäu und die Kampagne Keine Stimme für Rassismus bereits ins Auge gefasst. Das jedenfalls wird in dem Offenen Brief an Thomas Matheis angedeutet. In dem Schreiben erklärt die antirassistische Initiative, die auch etwa Geflüchtete in Asylfragen berät, dass es ihr wichtig ist, »beständig darauf Aufmerksam zu machen, dass es sich bei der AfD aufgrund deren in Teilen rechtsradikalen Personals und ihrer teils klar verfassungswidrigen Forderungen nicht um eine Partei wie jede andere handelt.«
Verschwörungsideologischer Redebeitrag
Für Verbindungen zur Reichsbürgerszene und verschwörungsideologische Erklärungen stand Rainer Rothfuß schon mehrfach in der Kritik. Zuletzt fiel er vergangenes Wochenende mit einem auch verschwörungsideologischen Redebeitrag bei einer Kundgebung gegen den SWR in Baden-Baden auf. Bei der Veranstaltung kam es durch rechtsradikale Akteure zu massiven Bedrohungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt.