Rainer Rothfuß selbst bezeichnete den Nonnenhorner Winzer Peter Hornstein als »Schriftführer«. Das geht aus einer internen Mail des Ortsverbandes Lindau der AfD hervor, die Allgäu ⇏ rechtsaußen zugespielt wurde.
Weil AfD-Gegner eine Demonstration gegen eine Veranstaltung der Partei in einem Weingut in Nonnenhorn ankündigten, verlegte der Vorsitzende des Ortsverbandes Rainer Rothfuß Lindau die Veranstaltung an einen »geheimen Ort«. Bis zu 200 Menschen protestierten vor rund einer Woche dennoch gegen die AfD. Im Anschluss teilte Rothfuß gegen die Lokalpresse und den Nonnenhorner Bürgermeister aus und beschimpfte die Protestler unter anderem als »aggressive antidemokratische Kräfte«.
Hornstein in interner Mail als Schriftführer bezeichnet
Nun kommt es offenbar auch innerhalb der AfD zu Spannungen. Das zeigt eine Email, mit der Allgäu ⇏ rechtsaußen interne Informationen des Ortsverbands zugespielt wurden. Auch die Initiative gegen Rassismus Westallgäu hat die Mail erhalten. Dort bezeichnet der Verfasser, der anonym bleiben möchte, Peter Hornstein als »Lügner«. Denn: In einer beiliegenden Email an Unterstützer des Lindauer Ortsverbands wird Hornstein als »Schriftführer« bezeichnet. Unterschrieben ist diese vom Ortsverbandsvorsitzenden Rainer Rothfuß:
»Mit dem Weingut Hornstein in Nonnenhorn haben wir einen sehr gemütlichen und Gastfreundlichen Rahmen für unsere Gründungsfeier (bitte Veranstaltungsort nicht veröffentlichen). Nach einer Betriebsführung durch unseren Schriftführer Peter Hornstein und Vesper dürfen auch Weine verkostet werden.«
Die Verkostung gehe auf Hornsteins Kosten. Gegenüber der Lindauer Zeitung erklärte Peter Hornstein in der vergangenen Woche noch, die Behauptung, dass er ein Amt innerhalb der AfD innehabe, sei falsch. Er sei entgegen anderslautender Gerüchte bisher nichtmal Parteimitglied. »Aber ich tendiere dazu«, zitiert die Lindauer Zeitung. Er erklärte das auch gegenüber unserer Redaktion damit, dass alle anderen Parteien die Interessen der Landwirte aus dem Blick verloren hätten, wollte aber nicht kommentieren, ob er Schriftführer sei.
Auf erneute telefonische Anfrage reagierte Peter Hornstein am Dienstag äußerst unwirsch und beendete das Gespräch ohne Kommentar in der Sache. Auf eine weitere schriftliche Nachfrage reagierte der Winzer ebensowenig.
AfD trifft sich auch in Memmingen bei Hornstein
Auch die Unterallgäuer AfD traf sich nach Informationen von Allgäu ⇏ rechtsaußen in einem Weinlokal der Hornsteins. Die Weinstube Zum Goldenen Löwen am Schrannenplatz bezeichnet sich online als älteste Weinstube der Stadt. Als Verantwortliche ist Erika Hornstein angegeben, die nach Eigendarstellung des Nonnenhorner Weinguts dort für den Verkauf der Weine zuständig ist und die dortige Gastronomie Zum Winzer leitet.
Der Lindauer Ortsverbandsvorsitzende Rainer Rothfuß indes bezeichnete am Freitag die Proteste gegen die AfD auf Facebook erneut als »Linke Hetze« und die Demonstrierenden als »D(ä)monstranten«. Der Lindauer und Schwäbischen Zeitung wirft Rothfuß vor, »mit diesem sinnentleerten diffamierenden Lärm Auflage machen zu müssen. Das ist dann schon ein Zeichen klarer Unseriosität und Parteinahme.« Beide Zeitungen berichteten über die Proteste in Nonnenhorn.
Demonstranten dämonisiert, Parteifreunde überhöht
Bis in einem Jahr wolle Rainer Rothfuß »das politische Klima in Lindau wieder entgiften.« Zuvor sprach Rothfuß von »einem kleinen Grüppchen von Extremisten«, die »das insgesamt konstruktive politische Miteinander in der Stadt Lindau und Umgebung vergiften« wolle. In einem Kommentar wittert Rothfuß offenbar »Drahtzieher« hinter der Demonstrationen gegen die AfD: Die »sitzen alle im Hintergrund, in den Parteizentralen, in den Medienhäusern, in den Universitäten, in den NGOs…«, schreibt Rainer Rothfuß, der bereits früher mit einem Hang zur verschwörungsideologischen Erklärung der Welt auffiel.
Auch die AfD Lindau dämonisiert die Demonstranten in einem Posting auf Facebook: »Linke machen Hetzjagd auf Wirt, der unseren AfD-OV beherbergt.« Weiter heißt es, man gehe während der im Nonnenhorner Weingut angekündigten Veranstaltung »friedlich in den Untergrund«. In den Kommentaren rücken AfD-Anhänger Antifaschisten in die Nähe der Nationalsozialisten. Weiter heißt es dort: »Ich nicht! Ich gehe NICHT „friedlich in den Untergrund“!«
So aggressiv die Lindauer AfD gegen Parteigegner wettert, so sehr überhöht sie sich selbst, wie aus einem weiteren Kommentar des Ortsverbandes Lindau hervor geht. Dort heißt es, man sei »auf dem Weg der Wahrheit unterwegs.« Und: »Die Finsternis vertreibt nicht das Licht, sondern anders herum«.
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