Neonazis versuchen sich am 27. April 2019 am Aufbau eines Infostandes der Partei Der Dritte Weg in Kempten.

Neonazis versammeln sich

Anhänger der Neonazipartei Der Dritte Weg halten am Samstag in Kempten und Memmingen Kundgebungen ab. Doch ohne Unterstützung aus München geht es nicht. Anwesend ist auch der wegen rechtsterroristischer Aktivitäten verurteilte Karl-Heinz Statzberger.

Zuerst tauchten Aktivisten der rechtsradikalen Kleinpartei Der Dritte Weg am Samstag in Kempten vor der Residenz auf. Mit Unterstützung auch aus dem Raum München errichteten sie dort einen Infostand und hielten ein Transparent gegen Geflüchtete hoch. Zudem verteilten die Neonazis Flugblätter.

Rechtsterrorist begrüßt Anhänger von Voice of Anger

Rechtsterrorist Karl-Heinz Statzberger begrüßt Anhänger von Voice of Anger am Infostand des Dritten Wegs in Memmingen.
Rechtsterrorist Karl-Heinz Statzberger begrüßt Anhänger von Voice of Anger am Infostand des Dritten Wegs in Memmingen.

Nach kaum über einer Stunde bauten die Rechtsradikalen ihren Infostand jedoch wieder ab, um Nachmittags am Schrannenplatz in Memmingen erneut zu erscheinen. Dort spielten die Aktivisten Rechtsrocklieder und hielten Redebeiträge. Als Fazit veröffentlicht die eng am historischen Nationalsozialismus angelehnte Partei später: »es konnten mehrere Bürger erreicht werden.« Ein großer Erfolg scheinen die Kundgebungen im Allgäu nicht gewesen zu sein.

In Memmingen kam es zu einer freundlichen Begrüßung eines Anhängers der örtlichen Skinheadkameradschaft Voice of Anger durch Karl-Heinz Statzberger. Er gilt als Kopf des Münchner Stützpunktes des Dritten Weg. Das Oberste Landesgericht München verurteilte Statzberger 2005 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und des Umgangs mit Sprengstoffen. Die Gruppe um den Neonazi soll unter anderem einen Sprengstoffanschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München geplant haben. Weitere Strafen erhielt Statzberger wegen Körperverletzungsdelikten und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Nähe zum Nationalsozialismus

Ohne Unterstützung unter anderem aus dem Raum München geht es nicht: Der Dritte Weg versammelt sich in Kempten.
Ohne Unterstützung unter anderem aus dem Raum München geht es nicht: Der Dritte Weg versammelt sich in Kempten.

Statt »einer Mischung kultureller Elemente aus verschiedenen Regionen« wollen sie die »ethnische Homogenität der einzelnen Völker« durchsetzen und so das »Erbe unserer Ahnen« bewahren. Das sagte ein Redner des Dritten Wegs während der Kundgebung in Memmingen. Der Redner schürt Ängste vor einer angeblichen »Amerikanisierung« und »Islamisierung«. Man habe ja nur »dieses kleine Stück Boden«, womit Deutschland gemeint ist. Daher stehe man für eine extrem rassistische »Politik, die für einen Anstieg der Geburtenrate der europäischen Völker sorgt, Europas Außengrenzen schützt und unmittelbar« mit der Deportierung »art- und kulturfremder Ausländer beginnt«.

Wie sich die Neonazis den »Schutz der Außengrenzen« vorstellen, lässt sich mit einem Blick auf deren Wahlplakate erahnen, die seit einigen Wochen auch im Allgäu hängen. Auf einem davon ist neben der besagten Parole offenbar ein auf den Betrachter gerichteter Pistolenlauf zu erkennen. An anderen Laternen hängen Plakate mit der Aufschrift »Reserviert für Volksverräter«. Ein Aufruf »Volksverräter« aufzuknüpfen? Wegen diesem Verdacht laufen bundesweit mehrere Verfahren gegen die Partei. Der Vorwurf: Volksverhetzung. Der Begriff stammt aus dem Vokabular der Nationalsozialisten, unter deren Herrschaft unter anderem Partisanen öffentlich an Laternen gehängt wurden.


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