Nach der massiven rassistischen Hetze in Bellenberg ermittelt die Polizei wegen Volksverhetzung und Beleidigung gegen den inzwischen bekannten Autofahrer. Derweil geht die Hetze im Internet weiter.
»Von Amtswegen« leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung gegen den zwischenzeitlich identifizierten Autofahrer ein, der am Bahnhof in Bellenberg massiv gegen Geflüchtete hetzte. Das teilte das Polizeipräsidium in Kempten auf Anfrage mit. Die genaue Tatzeit sei noch Gegenstand der Ermittlungen.
Zuvor veröffentlichte Allgäu ⇏ rechtsaußen das Video eines Betroffenen, der den Vorfall dokumentierte. Darauf ist zu sehen, wie der Mann aus einer Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm Schwarze mehrfach heftig erniedrigt und rassistisch in ihrer Menschenwürde herabsetzt. Auch eine Unterstützerin beleidigt der Mann. Die Hasstirade gipfelt in der Aussage »Totschlagen den Dreck!«
Im Internet wird weiter gehetzt
Während die Polizei ermittelt, geht die Hetze im Internet weiter. Dort werden die rassistischen Ausfälle Neu-Ulmers verharmlost, relativiert und gerechtfertigt. »Der Mann ist einfach nur aufgewühlt da in seiner Nähe 3 Frauen in 3Tagen vergewaltigt wurden«, heißt es etwa in einem Kommentar auf Allgäu ⇏ rechtsaußen.
Auf Facebook werden Opfer von Vergewaltigungen sogar noch verhöhnt: »Hier hetzen alle den Mann der nur sagt was fakt ist aber wenn ihr im nächsten Busch vergewaltigt werdet dann heult ihr rum lächerlich«.
Auch Neonazis und AfD greifen Vergewaltigungsfälle auf
Die Nutzer spielen, wie offenbar auch der Autofahrer, auf drei Vergewaltigungen in der Region an. Die hatte die Neonazipartei der Dritte Weg bereits in der Woche zuvor für ausländerfeindliche Hetze instrumentalisiert, da als Tatverdächtiger ein Eritreer festgenommen wurde.
Auch Peter Felser, der Kemptener Vizechef der AfD-Fraktion im Bundestag greift die Vergewaltigungsfälle aus dem Unterallgäu auf. Auch er suggeriert einen Zusammenhang zwischen der Tat und der Herkunft des Tatverdächtigen (bei Felser: »Täter«). Auf seiner Homepage fordert der Lebensbünder, »Frauen und Mädchen aufzuklären und zur Vorsicht aufzufordern«. Stattdessen werde »relativiert, verharmlost und viel geredet und geschrieben, ohne den Kern der Sache anpacken zu wollen.«
Vergewaltigungen meist im häuslichen Bereich
Im vergangenen Jahr 2017 registrierte die Polizei in Schwaben Süd/West 65 Fälle von Vergewaltigungen. Das teilt das zuständige Polizeipräsidium auf Anfrage mit. »Bei fast allen dieser Delikte gab es zwischen Tatverdächtigen und Opfer eine Vorbeziehung und die Taten fanden überwiegend im häuslichen Bereich statt«, erklärte Behördensprecher Christian Eckel gegenüber Allgäu ⇏ rechtsaußen.
Demnach läge der »Kern der Sache« andernorts als von Felser und anderen Rechten behauptet. Jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass es um den Schutz Betroffener vor sexualisierter Gewalt geht.
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