Faustrecht, das Neonazi-Urgestein aus dem Allgäu, besingt Rassenkrieg und Nationalsozialismus. Gleichzeitig ist die Band ein Bindeglied der örtlichen Szene zu internationalen militanten Neonazistrukturen.
Die Band Faustrecht gründete sich 1994 um ihren Sänger Norbert »Nogge« Lecheler aus Mindelheim und entstammt dem Umfeld der verbotenen Skinheads Allgäu. Während ihrer nicht einmal einjährigen legalen Existenz ist die Kameradschaft durch eine massive Gewaltwelle aufgefallen, die neben ihrer nationalsozialistischen Ausrichtung nach Auffassung des bayerischen Innenministeriums Vereinszweck war und zum Verbot führte.
Ein Skinhead-Magazin aus der Szene zitierte damals ein Mitglied der Band, das bei den Skinheads Allgäu im Vorstand war:
»Als Blood and Honour-Band singen wir für die Erhaltung der weißen Rasse und der Bekämpfung des internationalen Großkapitals, der Rückbesinnung auf deutsche Werte und Tradition, wie Volksgemeinschaft und treue zum Vaterland.«
»uns‘re Fahnen schwarz-weiß-rot«
Aus ihrer Gesinnung macht die Band keinen Hehl. In ihren Texten besingen Faustrecht »uns‘re Fahnen schwarz-weiß-rot«, die Farben des Deutschen Reiches 1933 bis 1945, die »hoch im Wind zur Treue mahnen«. Faustrecht »leisten stolz den Fahneneid«: »den Flaggen treu für alle Zeit«. Diese Fahnen müssten wieder »wehen auf deutscher Erde« und »für alle Zukunft«.
In einem anderen Titel träumt die Band von dem »Tag an dem das Vaterland erwacht […] unsere Stunde schlägt […] sich ein Volk erhebt […] Deutschland wieder aufersteht!«
Mit »White Liberty« senden Faustrecht einen Aufruf an ihre englischsprachigen Fans, der stark an die »Fourteen Words« des US-amerikanischen Rechtsterroristen David Eden Lane erinnert: »Preserve a future for white youth. It’s the reason for our fight. Keep your land and Europe white!« Später heißt es im Lied: »White Power!«
Blut und Ehre
So eindeutig die Texte sein mögen, sind viele davon nicht indiziert und (noch) nicht strafrechtlich behandelt worden. Faustrecht haben aus den Indizierungen ihrer oben zitierten Platte Blut Schweiß und Tränen aus 1997 gelernt, so eindeutig zu sein, dass die Message für die Szene stimmt, ihre Produktionen aber nicht wieder auf dem Index landen.
Sowohl vor wie auch nach ihrer kurzzeitigen Trennung traten und treten Faustrecht international auf Konzerten des in Deutschland verbotenen aber weiterhin aktiven Neonazi-Netzwerks Blood and Honour (B&H) auf. Etwa gab Faustrecht vor zehn Jahren beim belgischen Ableger von B&H ein Konzert. Heimlich aufgenommene Videos des Auftritts zeigen den Bandleader, wie er das Publikum zu Hitlergrüßen anstachelt. Auch er selbst ist an diesem Abend mit eindeutigen Gesten zu sehen.
Das Antifainfoblatt veröffentlichte 2015 ein Photo, das den Allgäuer Christian P. – persönlicher Bekannter von Faustrecht – in einem Shirt mit der Aufschrift »Blood&Honour Deutschland« zeigt. Neben ihm ein Mitglied der schwedischen Band Pitbullfarm, die beim Allgäuer Label Subcultural Records, einem Nebenprojekt von Benjamin Einsiedlers Oldschool Records, zum selbst produzierten Sortiment gehört.
Urgestein und Bindeglied
Ihren Status als Urgestein der Szene haben sich Faustrecht in über 20 Jahren weitestgehend unbehelligt erarbeitet. Das Umfeld der Band bildet laut bayerischem Verfassungsschutz die Allgäu-Schwäbische Kameradschaft. Neben mehreren sogenannter Schulhof-CDs der NPD, auf denen die Allgäuer vertreten sind, haben Faustrecht ihr Netzwerk auch genutzt um eine Gemeinschaftsproduktion (Split-CD) mit der italienischen Neonaziband SPQR aufzulegen. Diese und andere Produktionen von Faustrecht sind heute bei Oldschool Records erhältlich.
Die Nähe zu B&H ist für die gesamte Allgäuer Szene von Bedeutung. Die Bandmitglieder bewegen sich auch im Umfeld der örtlichen Neonazi-Kameradschaft Voice of Anger (VoA). Neben der Verbreitung des neonazistischen Gedankengutes agiert die Band als ein Bindeglied der regionalen und überregionalen Neonaziszene zu internationalen B&H-Strukturen. Den jüngsten Auftritt hatte Faustrecht vor 250 Fans im Allgäu zum 15-jährigen Jubiläum von Voice of Anger.
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