Rainer Rothfuß diskutiert während eines Infostandes zum Europawahlkampf der AfD am 27. April 2019 in Lindenberg mit Gegendemonstranten.

Rainer Rothfuß träumt von »Vernetzung statt Versklavung«

Der nachgerückte AfD-Bundestagsabgeordnete Rainer Rothfuß driftet in immer wildere Verschwörungsszenarien. Jetzt lädt er zum »Freiheitsstammtisch« zum Fliegenden Bauern nach Weißensberg. Ein Kommentar von Doris Hog für die Omas gegen Rechts Bodensee.

Am vergangenen Montag war der kürzlich in den Bundestag nachgerückte AfD-Stadtrat Rainer Rothfuß statt in Berlin zumindest am späten Vormittag noch am Bahnhof in Bregenz. Dort inszenierte er sich mit einem »Mediziner«, der nie als solcher gearbeitet hat, aber eben trotzdem im Sinn von Querdenken ein Experte ist: Heiko Schöning. Tags zuvor hatte dieser wohl in Bregenz einen Vortrag gehalten und sicher auch an der von der AfD beworbenen »Friedens«-Demo teilgenommen.

Querdenken auf der Suche nach neuem »Stoff«

Nachdem sich nun durchgesetzt hat, dass die Pandemie nun kaum mehr ernst genommen wird, könnte man meinen, dass Querdenken der Stoff ausgegangen ist. – Mitnichten, wie ja die Anbiederung an die Friedensbewegung schon deutlich gemacht hat. Hier gilt es schon sehr genau hinzusehen, mit wem frau oder man sich da auf die Straße stellt. So erwähnt Schöning auch in seinem Statement sofort den Verschwörungstheoretiker und Verschwörungsunternehmer Daniele Ganser, der noch im September 2022 einen Auftritt in Owingen hatte, der von den Omas Gegen Rechts Bodensee mit einem Gegenprotest begleitet wurde.

Ganser referiert in verschwörungstheoretisch-antiamerikanistischer Manier über den »ausgebrochenen« Krieg in der Ukraine – der doch angezettelt wurde, von einem gewissen Putin. Außer bei der AfD und im speziellen bei Rothfuß scheint es doch bei allen politischen Parteien in unserem Land Konsens zu sein, dass es sich hier um einen Angriffskrieg auf ein souveränes Land handelt.

Die Ukraine ist also das eine Thema, mit dem man von ganz weit rechts erneut den Anschluss an gewisse Milieus sucht, hier Teile der Friedensbewegung und das Klientel der Linken. Aber auch in Bezug auf die Gesundheitspolitik sucht man nach neuen Themen, die besetzt werden können.

Pandemievertrag als »Gesundheitsdiktatur«

Die WHO plant einen Pandemievertrag. Es soll darin geregelt werden, wie künftig effektiver reagiert werden kann, wie aber auch z.B. Impfstoffe gerechter in der Welt verteilt werden können. Es steht noch gar nicht fest, welche Form eine solche Übereinkunft haben könnte, aber schon raunen Rothfuß und Schöning von der »Gesundheitsdiktatur«. Rothfuß geht dann wohl doch etwas die Düse (schließlich ist er jetzt im Parlament in Amt und Würden) und er versucht im Gespräch etwas abzuwiegeln. Es sei eine »faktische Diktatur«, weil denen sicher was einfiele, wie das parlamentarisch abgesegnet würde.

Nun lud er kurzfristig zum »Freiheitsstammtisch« nach Weißensberg zum Fliegenden Bauern (schade, ist ein schöner Biergarten!). »Vernetzung« statt »Versklavung« – genauere Auskünfte bekommen wir nicht.

Im Anschluss berichtet er von „ca“ 60 Teilnehmenden, die aus dem Bodenseekreis, den Landkreisen Lindau und Ravensburg zusammengekommen seien. – Aus den Kreisverbänden – damit meint er die AfD, aber wohl auch aus Querdenken-Kreisen der und von der Partei Die Basis. Als Themen werden unter anderen ein »Friedensvertrag« oder das »Selbstbewusstsein der Deutschen« benannt.

Auch wenn er im Ungefähren bleibt, der Herr Stadtrat – er kann sein Abdriften in immer wildere Verschwörungsszenarien nicht verbergen. Es entgeht den aufmerksamen Beobachter*innen auch nicht, dass der nachgerückte Bundestagsabgeordnete keine Auftritte in seriösen Medien vorweisen kann. Ernst zu nehmen im Sinne von diskussionswürdig ist er schon allein deshalb nicht.
Trotzdem seien die Leichtgläubigen und Verirrten vor diesem Rattenfänger einmal mehr gewarnt.


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