»Großartige Versammlung« für Allgäuer AfD-Politiker in Berlin

Unter dem Motto »Unser Land zuerst« sind am 8. Oktober mehrere tausend Menschen nach einem Aufruf der extrem rechten AfD durch das Regierungsviertel in Berlin gezogen. Darunter waren auch der Kemptener Vizepräsident der AfD-Fraktion Peter Felser und der Memminger Landtagsabgeordnete Christoph Maier.

Für welches Land genau demonstriert werden sollte, war, wie die Tageszeitung taz berichtet, vor Ort allerdings eher vieldeutig: Die anfangs laut Polizei rund 3.000 Teil­neh­me­r*in­nen hatten bei der Auftaktkundgebung auf der Reichstagswiese neben Deutschland-Fahnen auch zahlreiche Russland-Flaggen dabei, ebenso die von Pegida- und Querdenken-Demos bekannten Wirmer-Fahnen.

Dazu kamen mehrere Reichsflaggen und solche von Preußen, Sachsen und Thüringen. Einige Fahnen waren sogar zur einen Hälfte russisch und zur anderen deutsch. Ähnlich vage blieben abseits der Forderung nach einer Reparatur und Öffnung von Nord Stream 2 die Rufe nach Auswegen aus der Energiekrise.

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Neonazis und »besonders militanter« Demo-Block der Jungen Alternative

»Eine großartige Versammlung«, resümiert der AfD-Landtagsabgeordnete Christoph Maier aus Memmingen zur AfD-Demo »Unser Land zuerst« in Berlin. (Screenshot, Facebook)
»Eine großartige Versammlung«, resümiert der AfD-Landtagsabgeordnete Christoph Maier aus Memmingen zur AfD-Demo »Unser Land zuerst« in Berlin. (Screenshot, Facebook)

»Nicht zu übersehen« waren laut taz rechtsradikale Gruppen wie die Freien Thüringer sowie Neonazis in Thor-Steinar-Klamotten und anderen rechten Szenemarken. Auch gab es demnach offenbar vereinzelte Hitlergrüße. Der Rechtsradikale Arthur Österle, der selbst beim Sturm der Reichstagstreppe 2020 dabei gewesen war, kümmerte sich wie zuletzt auf dem AfD-Bundesparteitag in Riesa um »Security«. Die Demo sollte der Auftakt der Kampagne zum »heißen Herbst« sein.

»Besonders militant wirkte der Demo-Block der Jungen Alternative kurz hinter den Parteichefs«, berichtet die taz weiter. Deren Teil­neh­me­nde hätten Parolen wie »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen«, »Festung Europa« oder »Heimat, Freiheit, Tradition – Multikulti Endstation« gerufen. Letztere ist auch ein Slogan der Identitären Bewegung. Einer der Teilnehmer in dem Block, Gavin S., war ebenfalls 2020 beim »Sturm« auf die Reichstagstreppe dabei. Dieses Mal verhinderte die entsprechende Absicherung durch die Polizei, dass die extreme Rechte ähnliche Bilder produzieren konnte.

Auch pressefeindlich soll die Stimmung gewesen sein: Gleich nach Beginn der Kundgebung wurde laut dem Geschäftsführer der Jour­na­lis­t*in­nen-Union von Verdi, Jörg Reichel, ein Stern-TV-Team angegriffen, inklusive Beschädigung eines Geräts, Griffen ins Gesicht und der Aufforderung, den Mund-Nasen-Schutz abzunehmen. Später berichtete Reichel von einem tätlichen Angriff auf ein Videoteam einer Nachrichtenagentur. Mehrere Demo-Teilnehmer*innen hätten wiederholt Jour­na­lis­t*in­nen angehustet und eine Kamerafrau angerempelt und geschubst.

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»Großartige Versammlung« für Christoph Maier und Peter Felser

»Eine großartige Versammlung«, resümierte der Memminger AfD-Landtagsabgeordnete und Flügel-Anhänger Christoph Maier nach der Demonstration. Zeitweise war er an einem der Hauptbanner der AfD zu sehen. Peter Felser, der ebenfalls vor Ort war, schreibt dasselbe und behauptet, es seien »weit über 10.000 Bürger am Wochenende in Berlin gegen den Sanktionsirrsinn der Bundesregierung gegen Russland« auf der Straße gewesen.

Die taz berichtet weiter, dass Gegendemonstrant*innen mit einem eigenen Plakat im blauen, aber nur vermeintlichen AfD-Design die Demo »gecrasht« hätten. Darauf hieß es: »Preisdeckel, Umverteilung, Vergesellschaftung, Solidarität – alles, was es braucht, lehnt die AfD ab.« Wütende Rechte, ein Handgemenge und ein paar Festnahmen seien das Ergebnis gewesen.

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Der Lindauer AfD-Chef Rainer Rothfuß war »natürlich« auch dabei, berichtet Doris Hog von den Omas gegen Rechts Bodensee: »Er war gut „vorbereitet“, hatte schon am Tag der Deutschen Einheit die ungekürzte Rede Putins zur Anexion des Donbass in Übersetzung auf seine fb Seite gestellt. Hervorgehoben waren die homophoben Einlassungen. Ein neues altes Thema der Rothfuß-Demagogie: Putin als Verfechter der wahren christlichen Werte. Damit passt er sich ein, in die bayerische Flügel-AfD.«


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Ein Gedanke zu „»Großartige Versammlung« für Allgäuer AfD-Politiker in Berlin“

  1. Update: Der Lindauer AfD-Chef Rainer Rothfuß war »natürlich« auch dabei, berichtet Doris Hog von den Omas gegen Rechts Bodensee: »Er war gut „vorbereitet“, hatte schon am Tag der Deutschen Einheit die ungekürzte Rede Putins zur Anexion des Donbass in Übersetzung auf seine fb Seite gestellt. Hervorgehoben waren die homophoben Einlassungen. Ein neues altes Thema der Rothfuß-Demagogie: Putin als Verfechter der wahren christlichen Werte. Damit passt er sich ein, in die bayerische Flügel-AfD.«

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