Querdenken Ravensburg: Zwischen Rechtsrock und »Volkszorn«

Mit der erneuten Mobilisierung der Querdenken-Bewegung nach Ravensburg und Weingarten konnte Doreen Schneider nicht an die Erfolge des letzten Jahres anknüpfen. Dafür lief Musik der rechtsradikalen Band Kategorie C, Karl Hilz sprach von »Volkszorn« und »Hochverrat«.

Rund 180 Menschen folgten Doreen Schneiders Aufruf »ZEIG DEIN GESICHT für unsere Kinder« auf den Weingartener Festplatz. Tatsächlich fanden sich, im Vergleich zu vorangegangenen Veranstaltungen, überdurchschnittlich viele Familien mit Kindern ein. Insgesamt jedoch blieb die Teilnehmendenzahl weit unter den veranschlagten 500 und es konnte nicht an das Mobilisierungspotenzial des letzten Jahres angeknüpft werden. Noch vor Beginn der Veranstaltung lief Musik der rechtsradikalen Hooligan-Band Kategorie C.

Kategorie C mit Neonazi Thorsten Heise auf dem rechtsradikalen »Schild und Schwert«-Festival 2019 in Ostritz. (Quelle: pixelarchiv.org)
Kategorie C mit Neonazi Thorsten Heise auf dem rechtsradikalen »Schild und Schwert«-Festival 2019 in Ostritz. (Photo: pixelarchiv.org)

»Volkszorn« gegen vermeintlichen Völkermord

Im Vorfeld kündigte ein Flyer prominente Redner_innen an. Damit dürften Rolf Kron, Karl Hilz und Janko Williams gemeint gewesen sein. Der Wirtschaftsjurist Janko Williams, erlangte Bekanntheit dadurch, sich bei Veranstaltungen der Querdenken-Szene fälschlicherweise als Rechtsanwalt bezeichnet zu haben. In Weingarten trat er zusammen mit der Tettnanger Rechtsanwältin Cornelia Letsche für die der Querdenken-Szene entsprungenen Vereinigung Anwälte für Aufklärung auf.

Der Kauferinger Arzt Rolf Kron, gegen den wegen Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse und Zeigens des Hitlergrußes ermittelt wird, hielt erneut eine Rede zu der in seinen Augen bestehenden Schädlichkeit des Tragens von Masken. Ein Faktencheck von correctiv ordnet die dabei von ihm getätigten Falschdarstellungen ein.

»Die Impfung ist der größte Genozid der Menschheitsgeschichte«, schwadronierte der Ex-Polizist Karl Hilz holocaustrelativierend am Sonntag bei Querdenken in Weingarten. Richter und andere Beamte würde man »entsprechend bestrafen lassen«, wenn der »Volkszorn« bemerke, dass das Land »ohne jeden Grund« zunichte gemacht worden sei. Dann »gnade ihnen Gott«. Später würde man diese »Schädel« nicht mehr wählen, so Hilz. In seine Reden, die immer krasser werden, streut Hilz inzwischen wohldosierte Relativierungen, dass seine Umsturzwünsche »friedlich und ohne Waffen« von statten gehen sollten, peitscht seine Zuhörenden aber sogleich auf das Gegenteil ein, falls ersteres nicht wirke. Eine typische Doppelbotschaft wie das übliche »hier gibt es keine Nazis« aber »hier sind Nazis willkommen«.

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»Endlich in die Tat kommen«

»Was hindert uns daran, jetzt endlich in die Tat zu kommen!« Weg von den Chats und nicht mehr nur Samstags auf Demos gehen. »Gehen wir Montags in die Schulen und zeigen, wo die Rote Linie verläuft«. Das wünscht sich Eloas min Barden. Der rechte Liedermacher heißt eigentlich Jens Eloas Lachenmayr und trat mehrfach nicht nur bei Querdenken sondern auch auf Veranstaltungen der völkischen und antisemitischen Anastasia-Bewegung auf.

Am Ende der Versammlung in Weingarten trat ein mutiger Redner ans offene Mikrofon, um den Menschen mitzuteilen, dass und warum er sich und seine Kinder impfen lassen werde und nun diese Veranstaltung verlasse, da sie sich mit AfD und anderen Rechten gemein mache. Vom Publikum erntete der dafür betretenes Schweigen, während sein Nachredner unter Applaus feststellte, man würde auch mit der NPD gemeinsame Sache machen, schließlich sei man gegen Faschismus.

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»Unterwürfig« und »stark deprimierend«

Während Hilz‘ Rede verließen einige Versammlungsteilnehmende den Platz. Auch als Doreen Schneider vermeldete, dass ein Demonstrationszug vom Weingartener Festplatz zum Ravensburger Impfzentrum nur dann möglich sei, wenn ein Mund-Nasen-Schutz getragen würde, verließen weitere Menschen die Versammlung. In den internen Chats gab es entsprechende Reaktionen. Die Veranstaltung sei »unterwürfig«, man selbst schockiert gewesen und empfand es als »erschreckend und stark deprimierend«. Beim Start der Demonstration in Weingarten trug noch der Großteil Mund-Nasen-Schutz, was sich in deren Verlauf änderte, sodass Schneider die Teilnehmenden nach der Ankunft vor dem Ravensburger Impfzentrum erneut dazu auffordern musste.


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2 Gedanken zu „Querdenken Ravensburg: Zwischen Rechtsrock und »Volkszorn«“

  1. Und so eine Frau ist erste Vorsitzende vom Förderverein einer Schule in Waldburg.Das ist eine Schande für unsere Schulen und unser Land wen solche Leute die vom Verfassungsschutz beobachtet werden solche Ämter ausführen können.Vielleicht spielen da auch bald Nazikappelen im Schulhof.

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