Mit dem Teilen eines Videos gegen Corona-Maßnahmen könnte Landrat Alex Eder den Eindruck einer Nähe zu Querdenken erwecken. Das kritisiert sein eigener Kreisverband der Freien Wähler im Unterallgäu.
Am vergangenen Sonntag teilte der Unterallgäuer Landrat Alex Eder ein Video auf Facebook, in dem Unternehmer_innen zu Wort kommen, von denen mehrere bereits im Zusammenhang mit Querdenken-Veranstaltungen in Erscheinung getreten sind. Auch inhaltlich weist das Video eine Nähe zu Querdenken auf. So wird darin von einer vermeintlichen »Gesundheitsdiktatur« gesprochen und behauptet, das Problem sei nicht Corona, sondern »die Politik und staatstreue Medien«.
Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, erklärte der Vorsitzende der Freien Wähler Unterallgäu, Stefan Drexel, dass das Teilen des Videos durch Alex Eder als nicht richtig empfunden würde. Stefan Drexel befürchtet, dass durch die Aktion des Landrats der Eindruck einer Nähe zur Querdenken-Bewegung entstehen könnte und sieht dies nicht im Sinne der Freien Wähler.
Antisemitischer Verschwörungsapologet im Video
Unter den Unternehmer_innen in dem Video ist auch der in der Szene prominente Dr. Daniel Langhans, der bereits bei Querdenken in Ravensburg sprach. Vor Kurzem fiel dieser durch antisemitische Äußerungen bei einer Veranstaltung in Sonthofen auf. Auch bei Querdenken in Memmingen bediente Langhans antisemitische Verschwörungsphantasien: »Wir lassen uns nichts von den Politikern, die nur … Marionetten sind, die … Handlanger sind von … fernab entscheidenden Leuten. Wir lassen uns von denen nichts mehr sagen!«
»Solche Aussagen evozieren alte Motive des Antisemitismus«, sagt dazu Nikolai Schreiter von RIAS Bayern, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus. »Die Behauptung, dass demokratisch gewählte Politiker nur Marionetten ›fernab entscheidender Leute‹ seien kann so verstanden werden, dass es eine geheime Instanz gäbe, die im Verborgenen ›eigentlich‹ das Geschehen bestimme und für die Menschen etwas Böses wolle. Das Motiv des ›Strippenziehens‹ kommt schon in den Protokollen der Weisen von Zion vor, einer antisemitischen Schrift von vor über 100 Jahren, in der eine jüdische Weltverschwörung behauptet wird«, so Schreiter.
Landrat verteidigt sein Handeln
»Einige Aussagen im Film teile er nicht«, schreibt die Augsburger Allgemeine, trotzdem verteidigt Alex Eder sein Verbreiten des Videos. Die darin geäußerten Sorgen um wirtschaftliche Existenzen teile Eder.
Wie sich Abgrenzung als reines Lippenbekenntnis bei den Querdenkern ausgewirkt hat, haben wir bereits mehrfach dokumentiert und dürfte hinlänglich bekannt sein. Unter anderem die Verknüpfung legitimer Kritik mit gefährlichen Inhalten ist es auch, die zu einer Beobachtung der Querdenken-Organisationsstrukturen durch den Landesverfassungsschutz Baden-Württemberg geführt hat.