An der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Memmingen beteiligen sich am Freitag auch Anhänger von Voice of Anger und ein ehemaliger Vorstand der AfD Unterallgäu.
Rund 400 Personen demonstrierten Freitagmittag im Rahmen der »Corona Info-Tour« von Bodo Schiffmann und Samuel Eckert am Stadion in Memmingen. Viele davon reisten überregional an. So etwa aus Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, Landsberg am Lech und Kempten.
»Schwindelarzt« Schiffmann vergleicht in Interviews die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie mit dem Ermächtigungsgesetz, das Adolf Hitler 1933 in die Diktatur gehoben hat. Mit ihm gilt Verschwörungs-Missionar Eckert, dem die Kirche ein Predigtverbot auferlegte, als Aushängeschild der selbsternannten Querdenker. Gemeinsam fahren sie aktuell bundesweit mit einem Bus von Stadt zu Stadt, um Versammlungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu veranstalten.
»Wer mit Nazis demonstriert…«
Dagegen demonstrierte eine Handvoll Antifaschist_innen, die den selbsternannten Querdenkern unter anderem vorwarfen, mit Neonazis zu demonstrieren. So skandierten sie etwa: »Wer mit Nazis demonstriert, der hat wirklich nichts kapiert!« Darauf reagierte Kundgebungsredner Samuel Eckert mit den Worten: »Hier sind keine Nazis«.
Doch tatsächlich mischten sich sich unter die Gegner_innen der Coronamaßnahmen bekannte Anhänger von Voice of Anger und der AfD. Darunter Marc T., erkennbar an einem Tuch mit Logo und Schriftzug der rechtsradikalen Kameradschaft. Während die meisten Demonstrierenden auch in unmittelbarer Nähe die Anwesenheit der Neonazis kaum zur Kenntnis nahmen, gesellte sich der ehemalige Zweite Vorsitzende der AfD Unterallgäu, Andreas Häuser, zum Neonazi-Skinhead. Sowohl Häuser als auch Anhänger von Voice of Anger nahmen bereits in der Vergangenheit an Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen teil.
Maskenverweigerer angezeigt
Aus Sicht der Polizei verlief die Versammlung störungsfrei, wie es in einer Pressemeldung heißt. Demnach seien zwar die vorgeschriebenen Abstände von 1,5 Metern zwischen den Versammlungsteilnehmenden »weitestgehend eingehalten« worden. Ein Großteil davon trug aber nicht den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz. Darunter auch vom Versammlungsleiter bestellte Ordner. An diesem Bild änderte sich trotz Hinweisen und Kontrollen der Polizei wenig. Insgesamt will die Polizei der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde gegen 37 Personen Anzeige wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz vorlegen.
Viele versuchten die Polizei zu überzeugen, keinen MNS tragen zu müssen und das mit vermeintlichen Attesten zu legitimieren. Ausgestellt waren sie teils von Rolf Kron, der in Memmingen als Ordner und Redner auftrat. Der in Kaufering niedergelassene Arzt ist laut Medienberichten bekannt als Leiter des impfkritischen Stammtisches Levana in Landsberg und hatte bereits im Mai aufgerufen, gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Auch in Berlin fiel er auf. Im September wurde bekannt, dass die Münchner Kripo wegen der von Rolf Kron ausgestellten Atteste ermittelt.
Nach Beendigung der Versammlung nahm »Schwindelarzt« Bodo Schiffmann ein Bad in der Menge und ließ sich mit seinen Fans ablichten – natürlich ohne Mund-Nasen-Schutz.
Sehr geehrter Herr Lipp, bisher bewertete ich Ihre Internetseite als informativ. Allerdings stelle ich fest, daß Sie sich mittlerweile auf die selbe Stufe wie die „Lückenpresse“ stellen. Sie unterstellen den Veranstaltern der Infotour einen „Schulterschluß“ mit Rechten, aufgrund der Tatsache, daß sich ein (Ihnen) bekanntes Mitglied der Kameradschaft „Voice of Anger“ gemischt hat. Ich zitiere: „erkennbar an einem Tuch mit Logo und Schriftzug“. Daher gestatte ich mir die Frage: Wie soll ein Veranstalter einer Kundgebung prüfen, ob eventuell ein Teilnehmer ein Halstuch, einer Ihnen (und damit meine ich Sie Herr Lipp) bekannten Kameradschaft trägt. Sorry aber das ist ja so etwas von lächerlich… Desweiteren zitieren Sie die Worte von Samuel Eckert nur mit „Hier sind keine Nazis“. Ich weiß ja nicht ob Sie selber vor Ort waren und nur die drei Mädels wie sie Herr Eckert erwähnt hat. Auf alle Fälle waren die Ohren offensichtlich geschlossen, als Herr Eckert gesagt hat: „Wenn ihr gegen Nazis seid, wir können euch sagen, wir auch“ desweiteren sagte Eckert: „Wir sind auch gegen Faschismus und wir sind gegen Gewalt und wir sind gegen Hass“. Genau diese Worte spiegeln meine persönlichen Erfahrungen von Kundgebungen und Demonstrationen wieder, die entweder im Rahmen der Corona Infotour oder sonstigen Veranstaltungen von „Corona Maßnahmen“ kritischen Organisationen durchgeführt wurden. Ein bunter Haufen mitdenkender Menschen. Ich finde es widerlich (entschuldigen Sie diese Ausdrucksweise) wie sich die „Presse“ ihre Wahrheit zusammenbastelt. Sie sollten sich für diese Lückenhafte Berichterstattung schämen. Mit diesem Bericht unterstelle ich Ihnen den Versuch, die Corona Kritiker zu diffamieren. Das sollten Sie eigentlich den Leitmedien überlassen, da ich der Annahme bin, daß diese Journalisten besser dafür bezahlt werden als Sie. Zu guter letzt: Ich habe hier noch nie kommentiert und bin gespannt ob mein kritischer Kommentar überhaupt erscheint, oder ob er freigeschalten werden muss. Falls er freigeschaltet werden muß, haben Sie Mut eine Kritische Stimme zur Berichterstattung zu teilen.
Hallo Michael,
nein, ich unterstelle den Veranstaltern nicht »einen „Schulterschluß“ mit Rechten, aufgrund der Tatsache, daß sich ein (Ihnen) bekanntes Mitglied der Kameradschaft „Voice of Anger“ gemischt hat«. Sicher wussten die Redner auch nicht, dass Voice of Anger zugegen war. Dann aber wie immer auf diesen Veranstaltungen mantrenartig zu wiederholen, dass keine Nazis dort seien ohne dem auch Konsequenzen folgen zu lassen – wie etwa ein inhaltliches Profil, das den Rechten die Lust an der Teilnahme verderben würde oder die Aufforderung an die Teilnehmenden, diesen Aufmerksam zu begegnen – ist doch reine Augenwischerei. Hier hätten auch die anwesenden Memminger_innen, in deren Heimat Voice of Anger als größte Neonazi-Skinheadkameradschaft in Süddeutschland zu Hause ist und die zudem von den Gegendemonstrant_innen auf die Anwesenheit von Voice of Anger hingewiesen wurden, intervenieren oder die Versammlungsleitung darum bitten können. Doch der Punkt ist: Es interessiert niemanden oder es kommt gerade recht. Nicht umsonst dokumentieren wir immer wieder, wie nicht nur auf den Querdenken-Demonstrationen rechte Ideologien (bei faden Lippenbekenntnissen, dass eins damit nichts zu tun habe) und Verschwörungsideologien verbreitet werden. In den Foren der Querdenker läuft das meist noch viel krasser, erfährt beinahe nie Widerspruch. Dort zeigt sich auch eine Radikalisierung in schwindelerregendem Tempo. Und da haben sie den Schulterschluß mit Rechten. Nicht im Detail, weil da auch mal ein Rechter dabei war (und sich dort auch wohlfühlen kann) sondern weil Querdenken für sehr viele Menschen den Einstieg und die Radikalisierung nach ganz weit rechts außen möglich macht bzw. eine Rekrutierungsplattform für die extreme Rechte darstellt. Und im Übrigen stinkt bei Querdenken der Fisch auch vom Kopfe her.
Wer das alles nicht mittragen wollte, müsste um glaubhaft zu sein, eine ganz neue Bewegung aufbauen.
Ich empfehle Ihnen zum Einstieg in die Frage der Radikalisierung nach rechts meinen Kurzvortrag: https://allgaeu-rechtsaussen.de/2020/09/23/video-so-fuehren-uns-die-querdenker-an-der-nase-herum/
Und die Lektüre der Kommunikation der »Querdenker«: https://twitter.com/SebastianLipp/status/1263562686379569152?s=20
Haben Sie den Mut in die Abgründe der von Ihnen verteidigten Bewegung zu blicken!
@ Sebastian Lipp
ich bewundere Deine Geduld!
Zitat Michael: „Ein bunter Haufen mitdenkender Menschen.“
Wer „denkt“ denn auf einer „Querdenken“-Demo?