Polizei hebt rechtes Waffenlager aus

Spezialeinsatzkommando stellt in Pleß im Unterallgäu Schusswaffen, Munition und Sprengstoff sicher. Polizei geht von rechter Gesinnung aus und findet auch beim Bürgermeister Waffen.

Morgens gegen acht Uhr begannen Beamte der Allgäuer Polizei am Dienstag in Pleß die Anwesen eines 50-Jährigen und des 60-Jährigen zu durchsuchen und stellten Schusswaffen, Munition und Sprengstoff sicher. Das berichtet die Behörde noch am selben Tag.

Bei dem 60-Jährigen handelt es sich wie die Allgäuer Zeitung berichtet um den ehrenamtlichen Bürgermeister des kleinen Ortes mit 850 Einwohnern. Demnach stellten die Fahnder 20 Pistolen und Gewehre, eine Armbrust, über 300 Schuss Munition sowie drei Kilo Schwarzpulver sicher.

Polizeisprecher Christian Eckl bestätigt die Angaben auf unsere Nachfrage. Der 50-Jährige sei „dem Dritten Reich sehr zugewandt“, so Eckl. Organisationszugehörigkeiten seien aber nicht bekannt. Beim Bürgermeister lägen keine entsprechenden Hinweise vor. Eine Pistole und einen Karabiner samt Munition will er für den Nachbarn aufbewahrt haben. Warum ist noch unklar.

Die beiden Männer sind sich laut Polizeimeldung gegenseitig bekannt und gerieten in das Visier der Fahnder wegen eines Ermittlungsverfahrens gegen den 50-Jährigen wegen Häuslicher Gewalt Anfang Oktober 2018. Im Rahmen dieses Verfahrens sei die Polizeiinspektion Memmingen an Erkenntnisse über verbotswidrige Waffenbesitze beider Männer gelangt.

Polizei befürchtete Schusswechsel

Nachdem Informationen vorlagen, dass der 50-Jährige von Schusswaffen gegen sich selbst oder gegen Polizeibeamte Gebrauch machen würde, wurde das Spezialeinsatzkommando (SEK) aus München und die Technische Sondergruppe (TSG) des Bayerischen Landeskriminalamts in den Einsatz eingebunden. Die Staatsstraße 2031 musste für rund 45 Minuten gesperrt werden.

Während der Razzia unter Federführung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten erhärteten sich die Verdachtsmomente des unerlaubten Waffen- und Munitionsbesitzes. Die Beamten stellten Schusswaffen und Munition sicher, deren strafrechtliche Bewertung aber noch nicht abgeschlossen ist. In diese Bewertung sind Waffenexperten des Bayerischen Landeskriminalamts eingebunden.

Politisch rechte Gesinnung bestätigt

Auch Waffen, deren Besitz für Erwachsene keine Strafbarkeit darstellen, werden zur Gefahrenabwehr sichergestellt, so die Polizei. Derzeit wird gegen beide Männer wegen möglicher Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz ermittelt. Das Landratsamt Unterallgäu soll zur Prüfung eines Waffenbesitzverbotes informiert werden.

Der 50-Jährige, bei welchem eine politisch rechte Gesinnung bestätigt wurde, wird auf Anordnung des Landratsamtes Unterallgäu wegen nicht auszuschließender Fremd- und Eigengefährdung in einem Krankenhaus untergebracht. Hinweise auf eine Reichsbürgerzugehörigkeit gibt es bislang nicht.


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14 Gedanken zu „Polizei hebt rechtes Waffenlager aus“

  1. Das klingt unglaublich und ist gängige Praxis und Realität. Warum ist das so? Was bitte treibt Menschen dazu, Gewalt, Hass, Zerstörung, Tod zu leben und zu lieben anstatt sich von schöneren Dingen leiten zu lassen? Natürlich kenne ich die Antwort. Was bleibt, ist die Ohnmacht der anderen.

    1. Wo ist denn bitteschön was mit Hass? Die Waffen sind durchgängig frei zu erwerben. Das ganze ein Waffenlager zu nennen ist eine Frechheit und will nur einen Fall erfinden. Der Sprengstoff ist handelsübliches Schwarzpulver für den Vorderlader, welcher auf dem Tisch liegt und das ist mit Sachkundenachweis ebenfalls frei zu erwerben.
      Und zu alledem wird noch eine Reichsbürgerschaft in Frage gestellt?
      Journalismus in Deutschland 2018.

      1. Nach Auskunft der Polizei sind die Waffen eben nicht frei verkäuflich. Deren Herkunft wird untersucht. Die 3 Kilogramm (!) Schwarzpulver dürften eher nicht für den Vorderlader gedacht gewesen sein.

        1. Drei Kilo Schwarzpulver sind keine Menge von der eine ernsthafte Gefahr ausgeht. Für Patronen von Schusswaffen vollkommen untauglich und um irgend etwas zu sprengen sowieso.

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