Geldstrafe für Bürgermeister wegen illegalen Waffen in Pleß

Weil er illegal Waffen für einen dem Dritten Reich sehr zugewandten Mann gelagert haben will, verhängt das Amtsgericht Memmingen eine Geldstrafe gegen den Bürgermeister von Pleß.

Ein Großaufgebot der Polizei hatte Anfang November 2018 zwei Höfe in der Unterallgäuer Gemeinde Pleß gestürmt und bei einem damals 50-jährigen Mann sowie dem in der Nachbarschaft wohnenden ehrenamtlichen Bürgermeister rund 20 Pistolen und Gewehre, etwa 300 Schuss Munition und drei Kilo Schwarzpulver beschlagnahmt.

Nun hat das Amtsgericht Memmingen einen Strafbefehl gegen den Bürgermeister erlassen. Das teilte eine Justizsprecherin auf Anfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen mit. Aufgrund eines Missverständnisses in der Kommunikation mit der Justiz berichteten wir am Mittwoch noch fälschlicherweise, der Strafbefehl richtete sich gegen den 50-Jährigen. 

Geldstrafe rechtskräftig

Der Angeklagte erhielt eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen wegen unerlaubtem Erwerb und Besitz von erlaubnispflichtigen Schusswaffen und Munition. Er akzeptierte den Strafbefehl in der Sache, womit dieser rechtskräftig verhängt ist, legte aber wohl Rechtsmittel gegen die Höhe der einzelnen Tagessätze ein. Diese ist nach Auskunft des Gerichtes noch nicht rechtskräftig. Unklar ist, ob ein Richter per Beschluss oder in öffentlicher Sitzung hierüber entscheiden wird.

Wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage konkretisierte, geht es um mehrere Revolver beziehungsweise Gewehre und um Munition, für die der Beschuldigte nach dem Ergebnis der Ermittlungen nicht die erforderliche waffenrechtliche Erlaubnis besitzt. Zu Beginn des Ermittlungsverfahrens behauptete der Bürgermeister,  eine Pistole und einen Karabiner samt Munition für den Nachbarn aufbewahrt zu haben.

Das Verfahren befand sich lange in der Schwebe. Das Landeskriminalamt (LKA) stufte den Fall offenbar als nicht dringlich einstufte und so verzögerte sich die Untersuchung der Waffen.

»Dem Dritten Reich sehr zugewandt«

Der 50-jährige Nachbar sei »dem Dritten Reich sehr zugewandt«, erklärte ein Polizeisprecher damals auf unsere Nachfrage. Organisationszugehörigkeiten seien aber nicht bekannt. Beim Bürgermeister lägen keine entsprechenden Hinweise vor.

Wegen des Waffenlagers wird sich der NS-Fan jedoch nicht verantworten müssen. Das Verfahren gegen ihn »wurde mangels Gewichts in Bezug auf ein anderes Verfahren […] aus Opportunitätsgründen eingestellt«, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen mitteilte. Dabei geht es um ein Ermittlungsverfahren gegen den 50-Jährigen wegen häuslicher Gewalt.

Erst durch diese Ermittlung fielen erste Hinweise auf das illegale rechte Waffenlager der beiden Männer an und sie gerieten in Visier der Fahnder. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft diesbezüglich Anklage gegen den 50-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung und Bedrohung zum Amtsgericht Memmingen erhoben.


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3 Gedanken zu „Geldstrafe für Bürgermeister wegen illegalen Waffen in Pleß“

  1. Hallo,
    mit entsetzen musste ich feststellen, das dieses Wochenende die Neonaziband Frei Wild in Kempten ihre menschenfeindliche Musik in der Big Box in Kempten vortragen darf. Wie kann das überhaupt zustande kommen, das die Big Box Faschisten eine Bühne bietet, zudem noch kurz nachdem sie der anitfaschistischen Band FeineSanheFischfilet einen Auftritt ermöglicht haben. Wird es gegen diesen abscheulichen Auftritt eine couragierte Antifaschistische Demo geben? Lasst uns auch diesmal den braunen Pack entgegen treten!!
    Danke Gruß Lars

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