Bei der Nachwuchsorganisation der AfD Bayern wird die Abgrenzung zur rassistischen Identitären Bewegung nicht mal mehr zum Schein aufrechterhalten. Bei der Neuwahl des Landesvorstandes wurde ein Aktivist der IB Schwaben zum Schatzmeister gewählt, der zuletzt Anfang Dezember an einer Aktion der Gruppe in Illerkirchberg teilnahm. Der stellvertretende Vorsitzende ist nun der schwäbische AfD-Kader Franz Schmid. Die Wahl des Kaders passt zum Kurswechsel, nunmehr offen die Verbundenheit zum rechtsradikalen »Vorfeld« zu betonen, berichtet das Portal Endstation Rechts Bayern (ER) und nennt weitere Beispiele.
Im Zuge der turnusmäßigen Neuwahl des Landesvorstands kam es demnach bei der Jungen Alternative Bayern (JA) zu einigen Änderungen. Nach mehreren Jahren an der Spitze gab der Bayreuther Sven Kachelmann das Amt des Vorsitzenden an Michael Stauch, Ratsmitglied im Dachauer Kreistag, ab. Kachelmann bleibt der JA allerdings weiter als stellvertretender Bundesvorsitzender erhalten. Dem Vorstand sollen laut einer Nachricht im Telegram-Kanal des Jugendverbandes noch Franz Schmid, unter dessen Vorsitz ein Schatzmeister aus Neonazi-Kreisen für die AfD-Jugendorganisation in Schwaben tätig war, als stellvertretender Vorsitzender, Nicolas Brickenstein als Schatzmeister, Philipp Compte als sein Stellvertreter und Florian Simon als Beisitzer angehören.
Als AfD und Identitäre Bewegung in Illerkirchberg
Interessant findet ER Bayern vor allem die Personalie Brickenstein. Mit ihm wählte die JA einen aktiven Identitären in den Landesvorstand. Als sich im Dezember extrem rechte Gruppen nach dem Mord an der 14-jährigen Ece in Illerkirchberg bei Ulm die Klinke in die Hand gaben, war Brickenstein zwei Mal vor Ort: Am 10. Dezember mit der AfD auf der Kundgebung des Landesverbandes und bereits am Mittwoch davor, dem 7. Dezember, mit der Identitären Bewegung bzw. deren Untergruppe, die sich in den sozialen Netzwerken »Wackre Schwaben« nennt.
Der frisch gewählte JA-Funktionär Brickenstein zählt laut ER Bayern zu den zentralen IB-Aktivisten in der Region um Ulm. Als etwa im März 2021 Querdenken durch Ulm zog, schmuggelten sich Brickenstein und ein weiterer Aktivist mit ihrem Banner nach einer Blockade an die Spitze der Demonstration und führten den Umzug an, als dieser am Ulmer Münster zur Abschlusskundgebung eintraf. Auch in Stuttgart war Brickenstein aktiv. In Memmingen nahm er an einer AfD-Veranstaltung mit Björn Höcke teil. Laut der Dokumentations- und Rechercheseite Rechte Umtriebe Ulm soll er etwa seit 2018 in extrem rechten Kreisen aktiv sein.
Dass die AfD und ihre Jugendorganisation wieder auf rassistische und rechtsradikale Gruppen zugehen und das auch nach außen zeigen, ist schon eine Weile zu beobachten, analysiert Endstation Rechts ausführlich in seinem Beitrag zur Vorstandswahl der Jungen Alternative Bayern.