Mahnmal zum Gedenken an die 29 in Auschwitz ermordeten Sinti aus Ravensburg. Die Insassen des sogenannten Zigeunerzwangslager in Ravensburg wurden im März 1943 in das neu eingerichtete »Zigeunerlager Auschwitz« deportiert; nur wenige überlebten.

Antiziganismus statt Opferschutz: Waldseer Schule deckt Rechtsradikalen

Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) berichtet von einem »schwierigen Vorfall« an einer Schule: Ein Schüler skandiert rechtsradikale Parolen, verschickt Photos mit entsprechendem Inhalt und bedroht Sinti-Mitschüler*innen.  Rektor und Polizei bagatellisieren den Vorfall, stellen sich stattdessen auf die Seite des Täters.

Ein Schüler habe rechtsradikale Parolen im Pausenhof einer Realschule in Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) skandiert und Photos mit extrem rechten, sowie verbotenen Inhalten an Mitschüler*innen verschickt. Bis auf die Aufforderung des Rektors an alle Schüler*innen, das Material zu löschen, gab es zunächst keine Konsequenzen für diese Vorfälle.

»Ich ritze euch ein Hakenkreuz in die Stirn«

Nachdem der Junge die Sinti-Schüler*innen mit den Worten »Ich ritze euch ein Hakenkreuz in die Stirn« bedroht habe, sei es zum offenen Streit mit diesen gekommen. Konsequenzen für den Täter, der sich mittlerweile ein »selbstgebasteltes Messer« zugelegt gehabt habe, habe es weiterhin nicht gegeben. Anstelle dessen seien alle Sinti, »auch jene, die am Streit nicht beteiligt waren«, von der Schule ausgeschlossen worden.

Einschüchterung statt Opferschutz?

Der Vater eines betroffenen Jungen habe sich erfolglos an die Polizei gewandt. Demnach habe der Polizist den Fall nicht ernst genommen, »die Sinti unter Generalverdacht« gestellt und versucht, »die Familie einzuschüchtern«. Auch der Antidiskriminierungsstelle wurde der Vorfall gemeldet, woraufhin ebenfalls Einschüchterungsversuche gegenüber des*r Sachbearbeitenden seitens des Schulrektors gefolgt seien. Infolgedessen sei der Junge, der für die rechtsradikalen und antiziganistischen Vorkommnisse verantwortlich war, einige Tage von der Schule suspendiert worden.

»Verfassungsfeindliche Stimmungen müssen an den Schulen ernst genommen werden.«

Mahnmal zum Gedenken an die 29 in Auschwitz ermordeten Sinti aus Ravensburg. Die Insassen des sogenannten Zigeunerzwangslager in Ravensburg wurden im März 1943 in das neu eingerichtete »Zigeunerlager Auschwitz« deportiert; nur wenige überlebten.
Titelbild: Mahnmal zum Gedenken an die 29 in Auschwitz ermordeten Sinti aus Ravensburg. Die Insassen des sogenannten Zigeunerzwangslager in Ravensburg wurden im März 1943 in das neu eingerichtete »Zigeunerlager Auschwitz« deportiert; nur wenige überlebten.

Betroffene wandten sich mit dem Fall an den Sinti Powerclub e.V., der den Vorfall an die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus weiterleitete, die diesen veröffentlichte. Die MIA plädiert: »Antiziganismus darf keinen Platz an Schulen und schon gar nicht bei der Polizei haben. Rechtsradikale und verfassungsfeindliche Stimmen dürfen nicht bagatelisiert werde [sic]. Verfassungsfeindliche Stimmungen müssen an den Schulen ernstgenommen werden.«

Antiziganistische Vorfälle können auf antiziganismus-melden.de gemeldet werden.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

Eltern, Angehörige und Freunde von Jugendlichen, die sich rechts orientieren, können Hilfe bei der Elternberatung bekommen.

Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

3 Gedanken zu „Antiziganismus statt Opferschutz: Waldseer Schule deckt Rechtsradikalen“

  1. Dieser Vorfall muss Konsequenzen sowohl für den Schulleiter ( Disziplinarverfahren)als auch für den Schüler ( Schulverbot und zwingend pädag. Aufarbeitung des Vorfalls) .haben
    Es ist nicht hinzunehmen, dass Rechtsradikalismus und verfassungsfeindl. Umtriebe in Schulen NICHT geahndet werden.

  2. Gab es in dieser Sache eine Entwicklung? Ich kann nicht nachvollziehen, warum der Aggressor bleiben kann und mit welchem Grund man die Sinti-Schüler*innen komplett aus der Schule ausschließen kann. Sorry, aber da muss es doch ein Gesetz oder eine klare Regelung durch das Schulamt geben, bevor man jemanden der Schule verweist.
    Wäre interessant zu wissen, wie es in der Sache mittlerweile steht.

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