Aus für Nazi-Kennzeichen

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg erweitert die verbotenen Zeichen- und Ziffernfolgen für KfZ-Kennzeichen. Dennoch genießen Neonazi-Codes Bestandsschutz.

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg folgt einer Empfehlung des NSU-Untersuchungsausschusses des Baden-Württembergischen Landtags und erweitert die Zeichen- und Ziffernfolgen, die für KfZ-Kennzeichen verboten sind. In einem Artikel der Schwäbischen Zeitung heißt es: »Ausgeschlossen werden demnach zu den bereits geltenden Verboten die Ziffernfolge 1488, die Kombinationen HH 18 und AH 18 sowie HH 88 und AH 88.«

Neonazistischer Glaubenssatz

Derzeit haben 105 landwirtschaftliche Zugmaschinen und 29 Pkw im Landkreis Ravensburg solche Kennzeichen. 25 der Pkw haben dabei die Ziffernfolge »1488«. Entgegen der Darstellung in der Schwäbischen Zeitung steht der Code nicht für»1=Auf 4=Deutschland 8=Heil 8=Hitler« sondern gilt in Neonazikreisen als Anspielung auf die »Fourteen Words«, einen vor allem unter weißen Rassisten verbreiteten Glaubenssatz. Als dessen Erfinder gilt der US-amerikanischen Rechtsterrorist David Eden Lane, Die Zahl 88 bezieht sich oft auf Lane’s »88 Grundsätze« und wird gerne als kaum versteckte Referenz auf den verbotenen Hitlergruß verwendet.

Frank H. teilt das Bild eines Wehrmachtssoldaten im zweiten Weltkrieg und versieht dies mit seinem Namen.
Frank H. teilt das Bild eines Wehrmachtssoldaten im zweiten Weltkrieg versehen mit seinem Nachnamen.

Alleine 3 der 25 Pkw mit einer »1488« im Kennzeichen gehören der Familie von Christian H. Eines davon hat sogar zusätzlich die Zeichenfolge WP, was gerne als Abkürzung für »White Power« benutzt wird. Auf Facebook gefallen Christian H. die rechtsradikale Kampfsportmarke Walhall Athletik sowie die bei Rechtsradikalen beliebte Marke Thor Steinar.

Den rechten Arm seines Bruders Frank H. ziert eine bei Neonazis beliebte Tätowierung aus dem Film »Romper Stomper«. Auf seinem linken Unterarm hat Frank H. den Namen der Rechtsrock-Band »Stahlgewitter« tätowiert. Auf Facebook ruft er dazu auf, bei der Landtagswahl AfD zu wählen und teilt das Bild eines rauchenden Wehrmachtssoldaten aus dem zweiten Weltkrieg. Das Bild ist mit dem Spruch »mein Name ist H[…]: Ich bin Nichtraucher und Flüchtlingshelfer« versehen. Als Rechte im Oktober 2018 eine Veranstaltung, bei der sie gegen Geflüchtete hetzen wollten, kurzfristig absagten, wurde Frank H. am Rande der dennoch stattfindenden Gegenkundgebung gesichtet. Auch bei einer der ersten Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in Ravensburg war er zugegen.

Frank H. von American Engines Oberschwaben mit bei Neonazis beliebten Tattoos.
Frank H. von American Engines Oberschwaben mit bei Neonazis beliebten Tattoos.

Die Ravensburg Razorbacks mit Nazi-Code auf dem Eis

Wie wichtig das Verbot der Kennzeichen ist, zeigt ein Vorfall mit Signalwirkung. Christian und Frank H. sind Mitglieder bei American Engines Oberschwaben. Das sind laut einer Selbstbezeichnung »US Car & Bike Verrückte aus dem Raum Oberschwaben«. Diese wiederum kooperieren mit dem American-Football-Team Ravensburg Razorbacks. So kam es an einem Spieltag der Eishockey-Mannschaft Ravensburg Towerstars zu dem Photo, auf dem Spieler der Ravensburg Razorbacks auf der Ladefläche des Pickup von Christan H. mitten auf dem Eis stehen. Auf dem Kennzeichen: Die »1488« als Referenz auf Lane’s neonazistisch-terroristischen Glaubenssatz. Es entstand während des Kick-Off-Events zur »Razorbacks/Towerstars Super Bowl Party 2018«, die am 4. Februar 2018 stattfand. Da für bestehende Kennzeichen dieser Art Bestandsschutz herrscht, könnte sich dieses Bild den Zuschauern der Sportveranstaltungen noch öfter bieten.

Richtigstellung

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Spieler der Ravensburg Towerstars von American Engines Oberschwaben auf das Eis gefahren wurden. Das ist nicht richtig. Es handelt sich bei den Spielern, wie dem Foto zu entnehmen ist, um Spieler der Ravensburg Razorbacks, die an einem Spieltag der Ravensburg Towerstars auf das Eis gefahren wurden.


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