Am Montag spaziert Querdenken in Kempten wieder hinter dem Banner einer NPD-Tarnkampagne. Außenstehende werden teils massiv bedrängt. Dabei ist auch eine Schaufel.
Beim letzten »Montagsspaziergang« in Kempten spielten sich teilweise verstörende Szenen ab. Eine außenstehende Person wies die ungefähr 45 Querdenker am Anfang der Versammlung darauf hin, dass es sich bei einem mitgeführten Banner um das einer NPD-Tarnkampagne handelt. Außerdem stellte die Person die Frage, ob diese sich wirklich hinter einem solchen Banner aufstellen wollten. »Hast du was gegen die NPD gesagt?« und »Es ist überhaupt kein Problem mit Nazis zu marschieren!« aus dem Publikum waren die deutlichen Antworten.
Zu Reggae-Klängen marschiert #Querdenken nun hinter dem Banner der NPD-Kampagne los. Daneben eine Israelfahne und dahinter ein Banner »Nein zu Nazis, Rassismus, Diskriminierung«. pic.twitter.com/X3COpcHKQC
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) February 8, 2021
Ja zu NPD-Banner aber »Nein zu Nazis«?
Schließlich ließ der Anmelder darüber abstimmen, ob man das Banner einpacken oder »dazu stehen« solle. Auch hier machten die Teilnehmenden ihre Haltung deutlich. So kam es dazu, dass eine Person das Banner der NPD-Tarnkampagne und eine Israelfahne trug. Dem folgte ein Transparent mit der Aufschrift »Nein zu Nazis, Rassismus, Diskriminierung«. Kurz danach ein Teilnehmer mit einem bei Reichsbürgern beliebtem Mund-Nasen-Schutz in Reichsfarben. Noch Eindrucksvoller kann wohl kaum gezeigt werden, wie sehr es sich bei der vermeintlichen Abgrenzung der Querdenker nach Rechts um eine reine Floskel handelt. So zogen sie lärmend mit Kuhglocken, Töpfen und wie durch die Innenstadt. Wie am Tag zuvor in Memmingen trugen sie eine Reihe Nationalflaggen. Bereits dort bedrängten Anhänger von Querdenken einen Pressevertreter.
Auch in Kempten war die Stimmung sehr angespannt. Immer wieder wurden Außenstehende, die ihren Unmut über das Banner oder die generelle Rechtsoffenheit der Querdenker kundtaten, von Versammlungsteilnehmer_innen bedrängt. Neben dem offensiven Auftreten der Teilnehmer_innen, trug ein Mann, der eine Schaufel mit sich führte, wesentlich zur bedrohlichen Wirkung des »Spaziergangs« bei.
Zwischenzeitlich begleiten je zwei Polizisten in einem Auto vorne und hinten den Aufzug. Drinnen wird weiter gedroht. Bis jetzt kurz vor dem Ende ist die Stimmung weiter sehr aufgeheizt. pic.twitter.com/2oGlEKWaLh
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) February 8, 2021
»Sammelbecken für menschenfeindliche Ideologien«
Die Initiative Kempten gegen Rechts veröffentlichte in der vergangenen Woche eine Pressemitteilung, in der sie die Kemptener Bevölkerung dazu aufruft, »diese Spaziergänge nicht weiterhin stillschweigend zu tolerieren oder gar zu ignorieren«. Während die »Spaziergänge« in Kempten bisher »eher still und ohne inhaltliche Außenwirkung« verlaufen seien, habe sich deren Ausrichtung durch das Banner der NPD-Tarnkampagne drastisch geändert. Ähnlich wie die NPD über ihre Tarnkampagne versucht, an die Corona-Proteste anzuknüpfen, seien die montäglichen »Spaziergänge« der Querdenker »ein Sammelbecken und Anknüpfungspunkt an das bürgerliche Spektrum für extreme Rechte und deren menschenfeindliche, faschistische Ideologien«.
Kempten gegen Rechts wies außerdem darauf hin, dass die Gruppe um das Banner der NPD-Tarnkampagne die gemeinsame Anreise zu einer groß beworbenen Querdenken-Kundgebung am Samstag in Kaufbeuren plant. Die Bewegung sei im Allgäu gut vernetzt und würde sich zunehmend radikalisieren. Dem will Kempten gegen Rechts entgegentreten und den Querdenkern zeigen, »dass sie und deren gefährliche Inhalte auch in Kaufbeuren nicht willkommen sind.«
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