Am Freitag wollte sich die NPD bei Krumbach an einem geheimen Ort mit ihrer Parteispitze treffen. Trotz weit entfernt liegender Schleusungspunkte ist die Veranstaltung in der Pizzeria Corona in Billenhausen aufgeflogen.
»Widerstand jetzt«, heißt es auf einem Flugblatt, mit dem die NPD Günzburg eine Wahlkampfveranstlatung zur Europawahl in den Sozialen Netzwerken ankündigte. Wo genau Spitzenkandidat Udo Voigt, der Parteivorsitzende Frank Franz und sein Stellvertreter Ronny Zasowk sprechen sollten, ließ die Partei allerdings im Dunkeln.
Trotz großem konspirativen Aufwand aufgeflogen
Damit der Veranstaltungsort geheim bleibt, leisteten sich die Neonazis einen großen Aufwand. Interessenten mussten mit der Partei Kontakt aufnehmen und erhielten einen von mehreren bis zu 50 Kilometer entfernten Schleusungspunkten. Dort gab es eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn weitere Informationen. Auf die selbe Weise handelt auch die Neonazikameradschaft Voice of Anger, um Konzerte im Geheimen durchzuführen.
Dennoch deckte Allgäu ⇏ rechtsaußen erneut den Veranstaltungsort auf. Gegen 19 Uhr fand sich so neben etwa 25 Fahrzeugen der Neonazis auch ein Rechercheteam ein. Das gefiel der NPD nicht, doch kurz nach deren Ankunft traf auch die Polizei ein und sicherte den Veranstaltungsort und die Arbeit der Journalisten ab. Für alle Fälle hielten sich in einiger Entfernung mehrere Einsatzfahrzeuge mit Hunden als Verstärkung bereit. Einlass in die Veranstaltung erhielten sie zwar nicht, doch NPD-Mann Achim Kast scheiterte daran, die Reporter des Geländes verweisen zu lassen.
NPD eng verzahnt mit Skinheadkameradschaft
Später zeigte sich der einstige NPD-Kandidat Kast in Kleidung der Neonazikameradschaft Voice of Anger auf der Bühne. Die Skinheads stellten am Freitag einen großen Teil der Besucher auf der Wahlkampfveranstaltung am Freitag. Partei und Kameradschaft sind im Allgäu personell eng verzahnt, sie fallen immer wieder gemeinsam auf. So plakatierte etwa ein Bad Grönenbacher für den Europawahlkampf der NPD, der bereits in den 90er Jahren zur Allgäuer Skinheadszene gehörte.
»Wenn ich in Eure Gesichter sehe, weiß ich, daß [sic!] Deutschland weiterleben wird, egal ob 20 oder 30 oder noch mehr Millionen Ausländer in unserem Land sein werden!« So soll sich Udo Voigt laut NPD »an die begeistert applaudierenden Zuhörer« gerichtet haben. 70 sollen es gewesen sein. Angereist sind sie überwiegend aus der Umgebung.
Besuch am Grab von »Wüstenfuchs« Rommel
Vor der Veranstaltung sollen die Gastredner das Grab von Erwin Rommel in Herrlingen besucht haben. Rommel machte Karriere in der Wehrmacht, wo er es unter den Nationalsozialisten zum Generalfeldmarschall brachte und von der NS-Propaganda zum Mythos aufgebaut wurde. Sein Einsatz während des Afrikafeldzugs in Nordafrika brachte ihm den Beinamen »Wüstenfuchs« ein.
Auch NPD-Generalsekretär Alexander Neidlein soll in Billenhausen vor Ort gewesen sein. Erst vor kurzem lobte der »Bundesorganisationsleiter der NPD« die Memminger Kameraden als »besonders fleißig« beim Sammeln von Unterschriften für die Zulassung zur Europawahl.
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