Die Konzerte der Neonazi-Kameradschaft Voice of Anger in Oberschwaben sorgten für Wirbel auf kommunaler Ebene. Jetzt schaltet sich die Landespolitik ein.
Viele im Landkreis Ravensburg befürchten, dass die Skinheadkameradschaft Voice of Anger ihre Aktivitäten zunehmend nach Baden-Württemberg verlagert und sich dort ein neuer Treff- und Rekrutierungspunkt für eine gewaltbereite Szene etabliert. Deshalb fordern sie von der Kommunalpolitik ein konsequentes Einschreiten, doch die gibt sich machtlos. Jetzt ist die Unterstützung der Landesregierung gefragt.
Grüne legen Fragenkatalog vor
Nach dem in Bayern verbotenen, aber kurzfristig nach Württemberg verlegten Rechtsrock-Konzert in Stockbauren bei Aichstetten sind die Aktivitäten der Neonazikameradschaft Voice of Anger in Oberschwaben nun Thema im Landtag von Baden-Württemberg. Wie heute bekannt wurde, legten Abgeordnete der Grünen-Fraktion der Landesregierung einen umfangreichen Fragenkatalog vor.
Petra Krebs, Jürgen Filius, Andrea Bogner-Unden, Martin Hahn und Alexander Maier wollen wissen, was den Sicherheitsbehörden bekannt ist über die Rekrutierung von Nachwuchs durch Voice of Anger im Wahlkreis Wangen, im württembergischen Allgäu und Oberschwaben. Die Politiker fragen weiter, mit welchen Maßnahmen die Landesregierung die Ausbreitung der Skinheadkameradschaft und weitere Veranstaltungen verhindern will.
Sorge über Verbindungen zu internationalen militanten Netzwerken
Die Abgeordneten sorgen sich zudem über mögliche Straftaten, die von den Konzerten ausgehen und Verbindungen von Voice of Anger zu anderen, militanten Neonazigruppierungen, insbesondere den international agierenden Netzwerken Blood&Honour (B&H), Combat 18 (C18) und der Hammerskins.
Die Hammerskins besitzen einen hohen Organisationsgrad und verstehen sich als Elite militanter Naziskinheads. B&H organisiert ein Millionengeschäft mit der Verbreitung von neonazistischer Musik und Terrorkonzepten. Mit Combat 18, was so viel heißt wie »Kampftruppe Adolf Hitler« unterhält die seit 2000 in Deutschland verbotene aber weiter aktive Vereinigung einen bewaffneten Arm. Auf dem Konzert in Stockbauren traten Bands aus beiden Netzwerken auf, zu denen Allgäuer Bands und Anhänger aus dem Umfeld von Voice of Anger Kontakte unterhalten.
Gehöft in der Hand von Neonazis
Im Juli wollten die Neonazis im Unterallgäu feiern, doch die Verwaltungsgemeinschaft Memmingerberg verbot die Veranstaltung, die Polizei verhinderte den Aufbau. Kurzerhand wurde das Konzert nach Stockbauren bei Aichstetten jenseits der Landesgrenze verlegt, wo es reibungslos ablaufen konnte. Bereits im Oktober letzten Jahres fand ein großes Konzert auf einem Gehöft bei Bad Wurzach statt, das sich nach Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen in der Hand eines Anhängers von Voice of Anger befindet.
(Titelbild: Landtag von Baden-Württemberg, CC by-sa, Olaf Kosinsky)
Ein Gedanke zu „Neonaziaktivitäten in Oberschwaben beschäftigen Landesregierung“