In Vorderburg bei Rettenberg treffen sich Anhänger der AfD zu einem Vortrag über »verschrobene Ideologien«. Von Pressefreiheit hält man dabei nicht viel und verweigert einem Journalisten den Zugang zu dem Gebäude, das ein Graf zur Verfügung stellt.
Per Fahrrad, zu Fuß, mit dem Motorrad und mit dem Auto, so unterschiedlich wie die Menschen angereist seien, so verschieden seien sie auch gewesen, berichtet der Kreisverband der AfD für Kempten, Lindau und das Oberallgäu über ein Veranstaltung am 8. Mai. »Noch jung oder schon etwas älter, betucht oder auch weniger, im christlichen Glauben verwurzelt oder der Kirche gegenüber verhalten, vom Dorf oder der typische Städter, unterschiedlicher konnten die Menschen kaum sein.«
AfD greift Pressefreiheit an
Nur einen Journalisten, Autor dieser Zeilen, wollte die Rechtsaußen-Partei nicht dabei haben, als Wolfgang Reitinger im Amthaus in Vorderburg (Gemeinde Rettenberg) referierte, wie eine »Gender-Ideologie […] unser moralisches Fundament« zerstöre. Reitinger ist AfD-Spitzenkandidat für die Bezirkstagswahl in Schwaben und katholischer Sprecher des von ihm mitbegründeten Regionalverband Süd der Christen in der AfD (ChrAfD).
Bei Veranstaltung mit #AfD #MdB @PeterFelser hat man keine Lust auf #Pressefreiheit. Vorstandsmitglied Aicher von Felsers Kreisverband im #Allgäu schickt mich mal wieder weg weil nicht gefällt was ich schreibe.
Draußen ists eh schöner. pic.twitter.com/Dn4mfaqjfs
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) May 8, 2018
Der Reporter wurde am Eingang des alten Gebäudes abgewiesen. Man sei unzufrieden mit der Berichterstattung, hieß es zur Begründung. Überdies habe man in der Vergangenheit selbst die Presse eingeladen, »aber niemand kam«. Auch sei man enttäuscht weil von der Partei verschickte Pressemitteilungen nicht gedruckt worden seien. Ganz im Sinne der Kommunikationsstrategie der AfD möchte die Partei die Kontrolle über ihre Außendarstellung durchsetzen. Wenige Tage später greift die AfD andernorts die Pressefreiheit in gleicher Weise an und erteilt der Süddeutschen Zeitung in Erding Hausverbot.
Verschrobene Ideologien
Das Gesagte habe »es in sich«, meint die AfD in einem Bericht über den Vortrag des ehemaligen Legauer Lehrers, nach dem »verschrobene Ideologien tatsächlich bereits in die schulische Erziehung unserer Kinder Einzug gehalten« hätten. »Bereits Viertklässler, also 9-10jährige Kinder sollen ein „Puff für Alle“ einrichten«, wird etwa behauptet. Deshalb würden sie über Homosexualität und Lebensweisen abseits der Norm informiert.
Das alte Amthaus in Vorderburg gehört dem katholischen Gönner Graf von Brandenstein-Zeppelin, der die Demo für alle in Stuttgart unterstützte, die sich gegen die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare richtet. Dieser halte die AfD, so der Allgäuer Kreisverband, für »die einzige Partei, die noch die christlichen Werte« verteidige, weshalb der Graf aus Oberschwaben sein Anwesen künftig der AfD für Veranstaltungen zur Verfügung stelle.
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