Demonstration der Piusbruderschaft gegen den Christopher Street Day in Stuttgart 2009

Deutschlandtreffen der Katholischen Jugendbewegung

Am Wochenende wollen 230 Anhänger der Katholischen Jugendbewegung durch Memmingen »prozessieren«. Eingeladen  ist eine bekannte Aktivistin gegen die Ehe für Alle: Hedwig von Beverfoerde. Der Jugendverband gehört zur umstrittenen Piusbruderschaft, die Homosexualität aggressiv ablehnt. 

»Wir, die KJB Memmingen, freuen uns, euch zum diesjährigen Deutschlandtreffen ins bayrisch-schwäbische Grenzgebiet einladen zu dürfen.« So kündigt die Katholische Jugendbewegung ihr Treffen an diesem Wochenende in Memmingen und Trunkelsberg an. Weiter heißt es auf der Homepage des Jugendverbands der sogenannten Piusbruderschaft: »Spannende Vorträge zu unterschiedlichen Themen, eine Prozession, Zeit zum Austausch und ein urig-traditioneller Bunter Abend warten auf Euch! Nimm dir die Zeit, es lohnt sich!«

230 Anhänger der KJB aus ganz Deutschland erwartet Pater Fabian R., wie er auf Anfrage erklärt. Der Jugendseelsorger ist bei der Piusbruderschaft zuständig für die KJB und wird selbst vor Ort sein.

Nach der Anreise am Freitag soll das Treffen laut einem Flugblatt mit einer Messe in der Sankt Joseph Kirche der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Memmingen-Ammendingen beginnen. Danach ist ein erster Vortrag in der Festhalle der Gemeinde Trunkelsberg geplant. Worum es geht, ist aus der Ankündigung nicht ersichtlich. Nach Auskunft des Jugendseelsorgers soll Hedwig von Beverfoerde »zum Thema Lebensschutz« referieren.

»Angst und Hass gegenüber Lesben und Schwulen«

Die umstrittene Aktivistin ist laut einem Bericht des Tagesspiegel Gründerin der Initiative Familienschutz und war Organisatorin der Demo für Alle in Stuttgart und Hannover, mit der sie sich gegen die Ehe für Alle und eine »Homo- und Genderlobby« aussprach. Bis heute geht sie gegen das Gesetzt vor, mit dem der Bundestag am 30. Juni 2017 die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare beschloss und bekämpft vermeintliche »Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder«.

Für ihr Engagement wurde von Beverfoerde bereits 2015 von der Initiative Enough is Enough zur »Miss Homophobia« gekürt. Das LGBTI-Netzwerk ist der Ansicht, dass die Aktivistin damals zur »aktivsten Vertreterin von Angst und Hass gegenüber Lesben und Schwulen in Deutschland geworden ist.« 2016 referierte von Beverfoerde für die neu-rechte Bibliothek des Konservatismus zum Thema »Der Kampf für Ehe, Familie und Leben«.

Glaubenskundgebung in der Memminger Innenstadt

Nach dem Mittagessen plant die katholische Jugendbewegung am Samstag ihre Prozession nach Memmingen. »Das ist keine Demonstration«, betont Pater R. Das ist ihm wichtig. »Das ist einfach eine Glaubenskundgebung, eine feierliche Prozession durch die Innenstadt«. Dabei werde gesungen und gebetet, es gebe eine Abschlussansprache durch einen Priester und eine Segnung. Die Ansprache auf der Prozession halte Pater Kaldenbach, der das Seniorenheim St. Josef der Piusbruderschaft in Weihungszell im Landkreis Biberach leite.

Samstagabend will Jugendseelsorger R. selbst referieren zum Thema »katholische Ehe in der heutigen Zeit«, wie er sagt. Den Jugendlichen solle erklärt werden, »wie gehe ich eine Beziehung an, wie lebe ich eine Beziehung, Vorbereitung auf die Ehe und so weiter.«

Am Sonntag folge laut R. ein letzter Vortrag von Pfarrer Peter Fuchs, der in Deutschland für die Organisation Christian Solidarity International (CSI) arbeite. Er werde einen Diavortrag halten und berichten, was die Medien nicht berichten würden: Wer in Syrien die wirklich geschädigten des Krieges seien. Er sei vor Ort gewesen und wisse das aus erster Hand.

»Den katholischen Glauben wirklich leben«

Die Katholische Jugendbewegung ist die Jugendorganisation der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), einer Priestervereinigung katholischer Traditionalisten. Den sogenannten Piusbrüdern werden die Ablehnung eines weltanschaulich neutralen Staates, Kontakte zur extremen Rechten, ein problematisches Verhältnis zu rechten Diktaturen, Antijudaismus und Antisemitismus bis hin zur Holocaustleugnung, Islam- und Homosexuellenfeindlichkeit sowie die Ablehnung der Gleichberechtigung von Frauen vorgeworfen.

»Das ist gar nicht unsere Intention, sondern das fortzuführen, was die Kirche immer getan hat«, antwortete Pater R. auf die Kritik an der Bruderschaft angesprochen. Im Kontakt mit Piusbrüdern merke man, dass es »nicht um irgendeinen Extremismus geht.« In Memmingen werde man »ganz normale Jugendliche sehen, die den katholischen Glauben wirklich leben und Teil einer wirklich traditionstreuen Glaubensgemeinschaft sein wollen.«

Homosexualität als »Krebsgeschwür«?

Mit gewissen Änderungen in der Kirche hinsichtlich der Lehre und der Moral sei man nicht einverstanden. Aber nicht aus einer persönlichen Meinung heraus, sondern weil sie den »eigentlichen Lehren« der katholischen Kirche widersprächen.

Das verdeutlicht er am Beispiel der »Ehe-Sache«: Wenn Christus gesagt habe »was Gott gebunden hat, kann der Mensch nicht trennen, dann wird das gestern so sein, heute und in Ewigkeit.« Da könne man nicht einfach drüber diskutieren, das sei ein göttliches Gebot. Man müsse natürlich »diese Menschen ernst nehmen« aber man müsse »sie trotzdem zur Wahrheit führen.« Ein Arzt würde, »wenn Sie mit einem Krebsgeschwür zu ihm kommen«, auch nicht sagen »ja gut ab heute ist es nicht mehr so schlimm«. Er werde weiterhin sagen, man müsse die besten Medikamente anwenden, »aber diese Krankheit« müsse behandelt werden.


(Titelbild: Demonstration der Piusbruderschaft gegen den Christopher Street Day in Stuttgart 2009CC BY-NC-ND 2.0)


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4 Gedanken zu „Deutschlandtreffen der Katholischen Jugendbewegung“

  1. Vergleicht der echt die Diagnose eines Arztes und Krebs mit dem Gefasel in einem uralten, sich widersprechenden Buch über unsichtbare Geister & Wundertaten? Puh..

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