Die Kemptener AfD-Funktionärin Tatjana Preuß wechselt von der Regionalbus Augsburg GmbH (RBA) zu Brandner Bus Schwaben (BBS). Bei dem Busunternehmen des Thannhausener Freie-Wähler-Bürgermeisters, Stadt- und Kreisrates Josef Brandner ist sie offenbar für Bewerber*innen zuständig.
Tatjana Preuß, die Ortsvorsitzende der AfD in Kempten, arbeitet offenbar nicht mehr bei der Regionalbus Augsburg GmbH. Dort war die langjährige Busfahrerin nach Informationen von Allgäu ⇏ rechtsaußen in koordinierender Funktion tätig. Auf Anfrage teilte die Geschäftsführung der RBA Ende 2019 mit, sie prüfe, wie sie sich zur damaligen letztlich erfolglosen Kandidatur Preuß’ für die AfD zur Stadträtin verhalten werde.
BBS-Chef Brandner: »Lassen sie mich damit in Ruhe«
Inzwischen ist die ehemalige Unionspolitikerin tatsächlich für ein anderes Busunternehmen tätig: BBS Brandner aus Thannhausen im Unterallgäu. Nach Recherchen von Allgäu rechtsaußen betreut sie dort die jungen Bewerber*innen des Unternehmens.
Auf telefonische Nachfrage bestätigt BBS-Geschäftsführer Josef Brandner zwar, dass sie in seinem Unternehmen tätig ist, aber »die Frau Preuß hat mit Bewerbungen nichts zu tun« und wird ungehalten: »Sie brauchen mir nicht erklären wie mein Unternehmen funktioniert. Es gibt eine Personalabteilung und die macht das.« Doch tatsächlich liegt ein Flugblatt vor, mit dem das Unternehmen um Auszubildende wirbt. Interessent*innen sollen demnach ihre Bewerbungen an Tatjana Preuß richten. Damit konfrontiert sagt der Politiker der Freien Wähler Thannhausen: »Sie können damit jetzt machen was sie wollen, lassen Sie mich damit bitte in Ruhe« und beendet das Gespräch.
Preuß bewirbt Querdenken und Verschwörungsmythen
Nachdem die für die AfD in den Stadtrat eingezogenen Christian Kaser und sein Ehemann Thomas Senftleben im März aus der AfD austraten, da sie ihnen angeblich zu radikal wurde, hinterließ Senftleben den Posten des Ortsvorsitzenden vakant. Im Mai ließ sich Tatjana Preuß, die sich vor Jahren von der Union abwandt, zur Vorsitzenden wählen und füllte so die Lücke.
Auf Facebook teilt Tatjana Preuß hauptsächlich die üblichen Inhalte ihrer Partei, bewirbt aber auch etwa ein Interview des Querdenken-Vereins MWGFD mit dem einstigen Bundestagskandidaten der Querdenken-Partei dieBasis, Sucharit Bhakdi, der mit massiv antisemitischen Aussagen auffiel. Immer wieder ist Preuß auf Querdenken-Demonstrationen in Kempten zu sehen und betreut regelmäßig den Infostand der AfD, der die Querdenken-Aktion begleitet. Außerdem trug Preuß zur Verbreitung einer unter Rechten beliebten Verschwörungserzählung bei, nach der Deutschland kein Staat, sondern lediglich eine GmbH sei.
Beschäftigung unvereinbar mit BBS Brandners Compliance-Richtlinie?
Auf nochmalige schriftliche Anfrage, ob er keine Bedenken habe, dass eine Funktionärin einer rechtsradikalen, insbesondere rassistischen Partei wie der AfD im Sinne ihrer Partei bereits diskriminierend auf die Auswahl möglicher Auszubildender wirken oder diese später politisch beeinflussen könnte, reagierte Brandner, der auch als Geschäftführer der Freien Wähler in Thannhausen auftritt, den Fraktionsvorsitz seiner Partei im Kreisrat Günzburg sowie das Amt des Stadtrates und Dritten Bürgermeisters in Thannhausen ausfüllt, nicht. Auch die Frage, Inwiefern sich eine Beschäftigung von Tatjana Preuß in dieser Position mit der Compliance-Richtlinie des Unternehmens zu Interessenkonflikten und einem diskriminierungsfreien Arbeitsumfeld vereinbaren lassen, blieb unbeantwortet.
Preuß selbst ist tatsächlich über den auf dem Flugblatt für Bewerber*innen angegebenen Kontakt zu erreichen. Äußern will sie sich aber auf Anfrage nicht.