Idar-Oberstein, Querdenken und stochastischer Terrorismus: Martin Steinhagen im Gespräch bei Allgäu rechtsaußen

Was ist stochastischer Terrorismus und was hat das mit Querdenken und Idar-Oberstein zu tun? Welche Milieus bringen ihn hervor, was machen diese im Allgäu und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Darüber spricht Allgäu rechtsaußen am Mittwoch, dem 20. Oktober ab 20 Uhr im Livestream mit dem Journalisten Martin Steinhagen.

Vor wenigen Wochen erschoss ein Mann in Idar-Oberstein einen 20-jährigen Tankstellen-Kassierer – weil er ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Wie sich herausstellt, war der Täter bewandert in den Verschwörungsmythen und ideologischen Versatzstücken, die auch bei Querdenken in den vergangenen Monaten eine massive Radikalisierung befeuert hatten. Er teilte rechtsoffene Kanäle, kommentierte bei Trump und glaubte, dass der Klimawandel eine Lüge sei. Auch die AfD hatte es ihm angetan. Auf einen kommenden Krieg freue er sich bereits.

Was den Täter offenbar zur Tat veranlasste, sind die selben Narrative, die auch im Allgäu insbesondere von AfD und Querdenken verbreitet werden. So rief etwa ein Redner auf einer Kundgebung, mit der die AfD an das Querdenken-Milieu anknüpfen wollte, unter dem Eindruck von Idar-Oberstein unverhohlen zu Gewalt auf und forderte die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie. Bei Querdenken im Allgäu indes träumt man schon seit Monaten vom Umsturz und sehnt einen »Partisahnenkrieg« und »standrechtliche Erschießungen« herbei.

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Was ist stochastischer Terrorismus?

Es ist diese Mischung aus paranoidem Verschwörungsglauben, rechter Hetze und Gewaltphantasien, die den Boden für eine neue Art von rechtem Terror bereiten: Stochastischer Terrorismus. Das Konzept geht davon aus, dass sich mit genügend Hetze ein Milieu derart aufheizen lässt, dass es aus diesem heraus beinahe zwangsläufig zu Gewalt und Terror kommt. Zugleich ist es so gut wie unmöglich, diesen neueren Tätertypus im Voraus zu identifizieren. Zunehmend weisen rechtsterroristische Anschläge in den letzten Jahren Merkmale des stochastischen Terrorismus auf. Klassische Strukturen der militanten Neonaziszene werden dabei nicht ersetzt, sondern ergänzt.

Doch wie gefährlich ist diese neue Form von Terrorismus wirklich und in welcher Beziehung steht er zum »klassischen« rechten Terror? Welche Milieus bringen ihn hervor, was machen diese im Allgäu und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Darüber spricht Allgäu rechtsaußen am Mittwoch, dem 20. Oktober ab 20 Uhr im Livestream mit dem Frankfurter Journalisten Martin Steinhagen, der jüngst in einem Buch rechten Terror und die Strategie der Gewalt analysierte.

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Martin Steinhagen

Martín Steinhagen arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main. Er recherchiert seit Jahren zur radikalen und militanten Rechten, etwa zum NSU-Komplex oder dem Attentat auf Walter Lübcke. 2021 ist sein Buch Rechter Terror: Der Mord an Walter Lübcke und die Strategie der Gewalt bei Rowohlt erschienen. Im August und September 2018 arbeitete Steinhagen als Gastreporter beim The Austin Chronicle und berichtete aus Texas und den USA als Korrespondent für die Frankfurter Rundschau, wo er auch in der Politik-Redaktion arbeitete. Martin Steinhagen studierte Politikwissenschaft und Philosophie in Frankfurt, New York und Tübingen.


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