Während Voice of Anger sich am Samstag zur Sonnwende am Kameradschaftseigenen Clubhaus trifft, demonstrieren rund 40 Antifaschist_innen gegen die Neonazis.
Am späten Samstagabend trafen sich rund 40 Antifaschist_innen am Parkplatz von Möbel Wassermann am Memminger Stadtrand. Von dort zogen sie als offenbar spontaner Demonstrationszug zum Clubhaus von Voice of Anger auf der Kleingartenanlage in Buxach-Hart und skandierten Parolen wie »Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda« und »Nazis raus«.
Denn dort fand, wie Allgäu rechtsaußen kurz zuvor veröffentlichte, an diesem Sonnwend-Abend ein überregionales Treffen mit Führungsfiguren der Skinheadkameradschaft statt. Auch eine Allgäuer Band mit ausdrücklicher Nähe zu Blood&Honour war vertreten. Einzelne Besucher reisten bis aus Westfalen an, wo Voice of Anger bereits mehrfach auffiel.
"Es gibt kein Recht auf Nazi-Pripaganda": In Hör- und Sichtweite zum Voice of Anger Clubhaus stoppt die Polizei die Demo gegen das Naziskin-Event. pic.twitter.com/n9CCmJCAWX
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) June 20, 2020
Militanter Nazi-Untergrund im Allgäu
Im vergangenen Jahr hatte Voice of Anger das Allgäu zum Konzert-Hotspot in Süddeutschland gemacht. Die Hälfte aller Konzerte in Bayern fanden hier statt. Die Allgäuer Naziskins unterhalten engste Kontakte zum in Deutschland seit 20 Jahren verbotenen internationalen Neonazi-Netzwerk Blood&Honour sowie ihrem seit Januar ebenfalls verbotenen bewaffneten Arm Combat 18. Photos zeigen die Allgäuer Skinheads Arm in Arm mit Anhängern beider Gruppierungen und immer wieder international auf deren Veranstaltungen.
Ein weiteres Bild zeigt Anhänger von Voice of Anger bei Schießübungen. Darauf ist neben Waffen und Munition an einem Schießstand zu sehen, dass Voice of Anger offenbar nicht nur das Schießen auf Zielscheiben trainiert. Neben diesen sind Bilder jüdischer Geistlicher zu sehen. Diese Informationen und das entsprechende Bildmaterial veröffentlichte Allgäu rechtsaußen bereits Anfang vergangenen Jahres in dem Buch Voice of Anger und der rechte Untergrund im Allgäu, der nun selbst von einem Verbot bedroht ist.
Polizei zeigt kaum Interesse
Dennoch zeigte die Polizei kaum Interesse an dem Sonnwend-Treffen von Voice of Anger. Nachdem Allgäu rechtsaußen bereits am Nachmittag von dem bevorstehenden Treffen erfuhr, hieß es auf Anfrage bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, man wisse nichts von einer anstehenden Neonazi-Veranstaltung. Tatsächlich wurde die Veranstaltung am Abend zunächst nicht von der Polizei begleitet. Erst auf erneute Anfrage hieß es, man werde »mal vorbei schauen«.
Darauf erschienen zwei Streifenwagen und die Beamten unterhielten sich kurz mit den Neonazis. Nach rund 15 Minuten jedoch verlor die Polizei das Interesse offenbar wieder und zog ihre Kräfte ab. Erst als sich einige Zeit später die antifaschistische Demonstration formierte, kamen die Beamten zurück, begleiteten den Protest und stoppten ihn in Hör- und Sichtweite zum Clubhaus von Voice of Anger. Ein Teil der Neonazis verließ das Gebäude, woraufhin es zu Beleidigungen und Bedrohungen kam.