Während Querdenken trotz Verbot für Samstag zur Großdemo ins Allgäu mobilisiert, will Kempten gegen Rechts online und vor Ort dagegen protestieren.
»Verschwörungsmythen, antidemokratisches sowie antisemitisches Gedankengut, rechte Hetze und allgemein menschenverachtende Inhalte prägen die seit mittlerweile fast einem Jahr existierende Querdenken-Bewegung.« Dennoch erfahre diese weiterhin Zulauf und trage so ihre extrem problematischen Aussagen in die Gesellschaft hinein, kritisiert Kempten gegen Rechts (KgR) in einem Aufruf, am Samstag ab 13 Uhr gegen Querdenken auf die Straße zu gehen. Denn deren Anhänger trügen »wesentlich zu einem fortschreitenden Rechtsruck im Allgäu und darüber hinaus bei«, schreibt KgR. Das Motto der Versammlung: »Schluss mit Aluhut und brauner Brut!«
Querdenken will Kempten trotz Versammlungsverbot »fluten«
Für den selben Tag ruft Querdenken ab 13:30 Uhr zu einer »Grossdemo« anlässlich des einjährigen Bestehens der eigenen Bewegung in Kempten auf. Neben Michael Ballweg, der als Gründer von Querdenken in Baden-Württemberg gilt, wo der Verfassungsschutz die Ortsgruppen beobachtet, sind weitere bekannte Redner mit großem Mobilisierungspotential angekündigt. Aus verschiedenen Städten haben sollen Busse anreisen. »Die Stadt Kempten hat uns mit amüsanter Begründung die Kundgebung für kommenden Samstag verboten«, heißt es allerdings Anfang der Woche aus Veranstalterkreisen.
Dagegen wollen die Veranstalter juristisch vorgehen, mobilisieren aber unabhängig vom Ausgang des Verfahrens trotz der Untersagung weiter nach Kempten: Man solle Samstags in Kempten »auf alle Fälle spazieren […] gehen«. Mit 8000 Demonstrierenden wolle man Kempten »fluten«, heißt es online. Die Versammlungsbehörde war am Mittwochnachmittag für ein Statement nicht zu erreichen.
Kempten gegen Rechts: »Antifa wirkt«
Seit Monaten kritisiert Kempten gegen Rechts die Aufmärsche aus dem Querdenken-Spektrum, da sie »Verschwörungsmythen, rechtem Gedankengut und NS-Relativierungen mitten in Kempten eine Bühne« gäben und organisiert Gegenproteste. Damit will KgR den allmontäglichen »Lichterspaziergang« nun zum »Stillstand« gebracht haben. So schrieb die Initiative in einer Meldung Anfang vergangener Woche: »Freudig können wir feststellen: Antifa wirkt. Die Parole ›Querdenken die rote Karte zeigen‹ wirkt!« Unmittelbar zuvor durfte Querdenken erstmals nicht laufen. Als Begründung soll auch die Stadt den Gegenprotest angeführt haben, bei dem es auch zu Blockaden von Querdenken kam.
Protest online und vor Ort
Kempten gegen Rechts nimmt die entsprechenden Aufrufe ernst und geht davon aus, dass Querdenken am Samstag laufen wird – ob Gerichte das Verbot kippen oder nicht. Dem will sich die Gruppe auf jeden Fall wieder entgegen stellen und ruft dazu auf, »zu zeigen, dass Kempten keinen Bock auf und keinen Platz für rechtsoffene Verschwörungsideolog:innen, Pandemieleugner:innen und Nazionalsozialist:innen hat.« Anlässlich der derzeit massiv hohen Infektionszahlen bietet die Initiative aber verschiedene Möglichkeiten zur Partizipation.
Hauptbestandteil des Gegenprotests soll eine Präsenzveranstaltung ab 13 Uhr werden. Der Kundgebungsort werde noch bekannt gegeben. Zusätzlich können Interessierte vorab Bilder und Schilder mit Sprüchen, Zitaten oder sonstige kreative Inhalte an die Initiative senden, die dann in der Stadt beziehungsweise auf dem Gegenprotest präsentiert würden. Das sei auch anonym per Mail an kemptengegenrechts@riseup.net sowie via Instagram an @kempten_gegen_rechts möglich. Zudem werden Anwohner_innen in ganz Kempten aufgerufen, mit roten Stoffen, Schildern oder Transparenten aus ihren Fenster zeigen, dass Querdenken in Kempten unerwünscht ist. Über den Instagram-Kanal von Kempten gegen Rechts soll der Gegenprotest außerdem live übertragen werden.
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