Mehrere Wehrmachtshelme und andere SS-Devotionalen fand die Polizei im Zusammenhang mit dem Buchenberger Waffenarsenal, nannte diese jedoch zunächst nicht, da sie nicht strafbar seien.
Bei der Razzia, bei der die Polizei vor einer Woche ein ganzes Arsenal von Waffen aushob, fand sie auch zwei Helme aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Beide haben je ein SS-Runen-Symbol auf der einen Seite sowie ein SS-Totenkopfsymbol auf der anderen Seite. Das teilte Behördensprecher Holger Stabik am Mittwoch erst auf Anfrage von Allgäu ⇏ rechtsaußen mit.
Zudem wurde dabei laut Polizei ein SS-Totenkopf-Emblem als Aufkleber aufgefunden. Eine Zuordnung zu einer Person sei derzeit noch nicht möglich. Einer bestimmten Gruppierung könnten die Beschuldigten nicht zugeordnet werden.
»Schlag gegen Waffen- und Rauschgiftszene«
Wegen der NS-Devotionalien wird wohl auch kein Strafverfahren eröffnet werden. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sei man zu dem Schluss gekommen, dass keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie im Sinne des Paragraphen 86a Strafgesetzbuch verbreitet oder öffentlich verwendet worden seien. Dann liege kein strafbares Verhalten vor.
Gleichwohl erstrecken sich die Ermittlungen laut Stabik auf die Hintergründe der Tat und die Tatmotivation. Diesbezügliche Fragen könnten aber wegen der derzeit noch laufenden Ermittlungen nicht beantwortet werden. In einer Pressemitteilung wertete die Polizei die Razzia am Tag nach der Aktion als »Schlag gegen die illegale Waffen- und Rauschgiftszene im Allgäu«. Von einem Schlag gegen eine bewaffnete Neonaziszene war nicht die Rede.
Keine Ermittlungen wegen NS-Devotionalien
Nun beantwortet die Polizei auch, welche NS-Devotionalien sie im vergangenen Jahr gefunden hatte: Eine Reichskriegsflagge, eine Hakenkreuzflagge mit SS-Runen und eine Flagge mit SS-Totenkopf sowie SS-Runen. Auch damals wurde wegen der Flaggen nicht ermittelt, da sie nicht öffentlich gezeigt worden seien. Dennoch stellte sie die Polizei zur Gefahrenabwehr sicher.
Die Flaggen fanden Ermittler bei zwei Männern nachdem sich ein 29-Jähriger schwarz gekleidet mit einer Schusswaffe am Blender aufhielt. Der damalige Fund brachte die Ermittlungen ins Rollen, die die Polizei laut einer Pressemitteilung von vergangener Woche zu einem »umfangreichen Waffenarsenal« führte.
Vollautomatisches Sturmgewehr, über 400 Schuss Munition und Sprengstoffe
Neben den NS-Devotionalien fand die Polizei ein vollautomatisches Sturmgewehr, das dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt, mehrere Langwaffen, darunter ein Repetiergewehr und eine Kipplaufflinte, sechs scharfe Kurzwaffen, über 400 Schuss Munition für Lang- und Kurzwaffen, diverse erlaubnispflichtige Schreckschusswaffen, weitere nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände, circa 350 Gramm Schwarzpulver sowie 14 erlaubnispflichtige oder verbotene pyrotechnische Gegenstände.
Zudem beschlagnahmten die Beamten diverse »Selbstlaborate« und eine Vielzahl an Waffenteilen, Marihuana, Cannabispflanzen und Amphetamin. Die Beamten entdeckten auch Werkstattmaterial, das für die Herstellung und die Weiterverarbeitung von Waffen geeignet wäre. Die Anzahl der sichergestellten Asservate belaufe sich auf über 200, davon unterlägen etwa 110 dem Waffengesetz.
Ein Gedanke zu „Schlag gegen Waffen- und Rauschgiftszene oder bewaffnete Neonazis?“