»Widerstand fürs Vaterland«, Reminiszenzen auf die Hochphase der Skinheads, ein Faible für Neonazi-Marken und Waffen: So offen präsentiert sich Steven Dziuba online als Neonazi. Am Sonntag will er in den Woringer Gemeinderat einziehen.
In der Verwaltungsgemeinschaft, in der auch die rechtsradikale Propagandaschmiede Oldschool Records operiert, tritt am Sonntag ein Neonazi zur Kommunalwahl an. Auf Platz 7 der erst im Dezember gegründeten Gesamtliste »Wir für Woringen« lässt sich Steven Dziuba im Gemeindeblatt als geschiedener selbstständiger Monteur vorstellen. Er ist einer von 24 Kandidatinnen und Kandidaten für den Woringer Gemeinderat.
Neonazi »nicht erkannt«
Online firmiert der 43-Jährige als Hausmeisterservice. Eine Kontaktmöglichkeit gibt es jedoch nicht. »Der kommt nie, ist zu keiner Besprechung oder Vorstellung da gewesen«, sagt eine der anderen Kandidatinnen. Nichteinmal bei der Vorstellung aller Bewerber*innen am 17. Februar habe sich Dziuba blicken lassen. Doch dass es sich um einen Neonazi handle, habe sie »nicht erkannt«, es mache sie »völlig perplex. Soetwas brauchen wir überhaupt nicht.«
Dabei macht Steven Dziuba selbst auf dem Photo, mit dem er sich zur Wahl stellt, keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Dort posiert er in einer Mütze mit dem Logo von Lunikoff. Unter diesem Pseudonym oder als Lunikoff Verschwörung tritt heute der bekannte Neonazi-Musiker Michael Regener auf, der 1982 zu den Gründern der Vandalen gehörte und lange als Chef der »Neonazi-Combo mit Rocker-Habitus« galt, die mit dem Namenszusatz »ariogermanische Kampfgemeinschaft« sowohl ihre Ideologie als auch ihre Gewaltbereitschaft offenbaren. Zudem war Regener Kopf der Blood&Honour-Band Landser, die Tonträger konspirativ im Ausland herstellte und 2003 zur kriminellen Vereinigung erklärt wurde.
Rechtsrock, Skinheads und Waffen
Doch nicht nur die Musik der Neonazis hat es dem geschiedenen Familienvater angetan: »Ich hatte Ausgang. Und in der heutigen Zeit brauch man da a gutes Werkzeug«, schreibt Dziuba etwa zu einem Photo auf Instagram, das ihn mit Beil posierend zeigt. Die Aufschrift »Hausordnung« verweist auf den Verwendungszweck des Werkzeugs als Waffe.
Auf Facebook zeigt er sich mit Schusswaffe und schreibt dazu: »auf der jagdt«. Auf seinem früheren Titelbild wünscht er sich offenbar Verhältnisse wie in der Hochphase der Skinheads zurück. Damals zogen Neonazibanden gewalttätig auch durch das Allgäu. Aus dieser Zeit dürfte eines von Dziubas Partyphotos stammen, das entsprechendes Klientel zeigt. Auf ein weiteres Photo von sich selbst ist der Aufruf »Widerstand fürs Vaterland« montiert. Andere Bilder verweisen auf germanische Götter oder zeigen Dziuba in Klamotten von Neonazimarken.
Hoffen, dass der Neonazi draußen bleibt
»Mir war er vorher auch nicht bekannt«, erklärte ein weiterer Gemeinderatskandidat im Gespräch mit Allgäu ⇏ rechtsaußen. »Es kennt ihn keiner, er ist sonst nirgendwo im Dorf engagiert oder organisiert und noch nie in Erscheinung getreten – weder positiv noch negativ.« Doch sei das Thema unter einzelnen Gemeinderats-Bewerbern im Gespräch gewesen, nachdem sie auf Dziuba’s Facebook-Aktivitäten aufmerksam wurden. Das sei »eigentlich ein no-go«, doch nun habe man ihn auf der Kommunalwahlliste und hoffe, dass er am Sonntag nicht als einer von 13 neuen Räten in das Gemeindeparlament gewählt wird.
Sehr guter Artikel!
Mindestens ebenso wichtig wäre es die korrupte Haltung der Führung in Woringen zu durchleuchten. Da würde dann wohl auch so mache Wählerstimme anders ausfallen. Es könnte ein weiterer Missstand behoben werden so dass das Gleichheitsprinzip wieder gewahrt wird – und nicht Macht, Bestechung und Schiebung in Woringen vorherrscht.
Solche Typen sind und waren nie Skinheads. Mensch nennt sie nicht umsonst Boneheads.
Verwendet doch bitte die Bezeichnung Nazi-Skinhead, falls es unbedingt notwendig ist darauf hinzuweisen, dass sich solche Individuen als Skinheads sehen, sonst bleibt diese Verwirrung ewig bestehen.