MIt süßen Kätzchen, Herzchen und anderen bunten Bildern geben sich Neonazis aus dem Umfeld von Voice of Anger hip, modern und freundlich. In einem ehemaligen Bürgertreff haben sie ein Studio eröffnet.
Kätzchen, Herzchen und andere bunte Bilder kann man sich seit Anfang des Jahres in Krumbach unter die Haut stechen lassen. In bester Innenstadtlage hat im Januar ein neues Tattoostudio eröffnet: Die Farbstation Stube 2. Dort gibt sich »Tattoo Artist« Franz G. hip, modern und freundlich. Ganz unverfänglich die Motive, die man öffentlich zur Schau stellt.
Doch wer genauer hinsieht, findet unter den Motiven auch einen Soldaten mit Stabgranate – offenbar ein deutscher Soldat im zweiten Weltkrieg. Der Träger des frischen Tattoos trägt zugleich ein Shirt von Stahlgewitter, dazu die Aufschrift: »Die Idee ist unbesiegt«. Beinahe alle Tonträger der einschlägig bekannten Neonaziband sind indiziert.
Das passt so gar nicht zum Auftreten des »Tattoo Artist« Franz G., der nach eigenen Angaben bis zur Eröffnung seiner Farbstation in Babenhausen tätowierte. Umso besser passt es dafür zu seinem Hintergrund. G. ist Anhäger der Skinheadkameradschaft Voice of Anger. Immer wieder ist er auf den Veranstaltungen der Neonazis zugegen und trägt deren Klamotten. Online verweist er auf eine »Brotherhood- A Gang like a Family«, wie sich Voice of Anger auch bezeichnet.
Körperkünstler aus dem Umfeld von Voice of Anger
Immer Mittwochs gastiert The Rolling Piercing in der Farbstation. Auch hierfür ist ein Neonazi aus dem Umfeld von Voice of Anger verantwortlich. Die Aktivitäten des Piercers Sascha S. in der Neonaziszene reichen zurück bis vor die Jahrtausendwende. Seit Jahren schon machte S. als mobiler Piercer ohne Studio Hausbesuche. Nun hat auch er einen festen Anlaufpunkt für potentielle Kunden im Studio seines Kameraden.
Den Zusatz Stube 2 hat die Farbstation daher, dass es bereits einen Tattooladen mit demselben Namen gibt. Im rund 25 Kilometer entfernten Altenstadt-Illereichen bietet sich Benjamin Peukert in seinem Wohnhaus ebenfalls als Tätowierer unter dem Namen Farbstation an. Bereits im Sommer hatten Peukert und Franz G. ein Duett auf einem Tuning-Treffen in Krumbach. Zugleich spielt Peukert in mehreren Neonazibands: Act of Violence und Kodex Frei.
2010 gründeten Mitglieder von Voice of Anger die Band Kodex Frei. Erst vor rund zwei Wochen war die Truppe zu einem beinahe gescheiterten Konzert im Zollernalbkreis geladen. Act of Violence gerieten jüngst nach einer Recherche von Allgäu ⇏ rechtsaußen unter Druck. Im Nachgang verlor der Gitarrist der Band seine Beteiligung an einer hippen Eventlocation, die er mit aufgebaut hatte.
»Nazis sollen da jetzt drin sein? Nein, davon habe ich nichts mitbekommen«, sagte eine Nachbarin im Gespräch mit Allgäu ⇏ rechtsaußen über das Gebäude in der Karl-Mantel-Straße. Früher war hier der Bürgertreff mit’anand untergebracht. Das Schild hängt noch, doch die Nachbarschaftshilfe ist längst in das Krumbacher Bürgerhaus umgezogen. Eine andere Anwohnerin sagt, sie hätte zwar lieber wieder die alten Nachbarn zurück. Aber dass nebenan im Tattoostudio Neonazis aus und ein gehen, ist auch ihr nicht aufgefallen.
Ein schlechteren und voreingenommneren Artikel hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gelesen!