Stählt sich die Memminger Neonaziszene im Herzblut Sportclub? Statt den Vorwurf auszuräumen bemüht sich die Besitzerin um ein positives Image.
»Training für Menschen mit Handicap«, Psychomotorik und Thaiboxen für Kinder, Sponsoring für den Faschingsumzug und Charity für die Skatehalle. Besucht man den »Herzblut Sportclub« auf Facebook ist er ganz »Sportclub mit Herz«. Wo man einst Kämpfer sah, die in Blood&Honour-Shorts martialisch aufeinander einprügelten, werden heute hauptsächlich »Zwergentraining« und Selbstverteidigung für Kinder und Frauen angeboten.
In der Selbstdarstellung des Herzblut Sportclub ist nichts zu sehen vom Ruch des Neonazi-Umfelds, über das wir noch im November berichteten. Stattdessen heißt es auf der Homepage des Sportstudios: »Wir machen Kinder stark«. Also alles anders?
Auch Neonazis trainieren bei Herzblut
Doch nicht nur Kinder, auch Neonazis trainieren im Herzblut Sportclub. Einst waren hier Kämpfer zu sehen, die in Blood&Honour-Shorts martialisch aufeinander einprügeln. Auch Boris G., der ein als Clubhaus für die Neonazikameradschaft Voice of Anger genutztes Gebäude bei Memmingen kaufte, trainiert hier. Der Lebensgefährte der Eigentümerin ist Trainer und »Co-Headcoach« im Sportclub Herzblut und posiert gerne in Shirts der Marke Thor Steinar. Allgäu ⇏ rechtsaußen liegt zudem ein Photo vor, das einen weiteren Trainer in Klamotten der bei Neonazis beliebten Marke zeigt. Im April sah man den Thaiboxer im Kreise seiner Kameraden auf einem Neonazi-Festival in Ostritz.
Als wir im November recherchierten, stritt die Betreiberin der Herzblut Sportclub jegliche Verbindung ins rechtsradikale Milieu ab und bot ein Gespräch, »um die Sache aus der Welt zu schaffen.« Doch bis heute kam kein Treffen zustande. Am Telefon wurden wir vertröstet, dann ging auf vielfachen Anruf niemand mehr ran und auf eine Mail, mit der wir um ein Gespräch baten, reagierte ebenfalls niemand.
Bemüht um positives Image
Tanja J. positioniert sich nicht zu den Vorwürfen. Stattdessen bemüht sie sich um ein positives Image. Am 11. Januar trat ihr Sportclub als Sponsor für den Guggensternmarsch in Memmingen auf, am Folgetag für Narrenmesse und Nachtumzug. Doch auch bei der Narrenzunft der Stadtbachhexen ist über Wochen keine Stellungnahme zu ihrem umstrittenen Sponsor zu erhalten. Unsere Anrufe laufen ins Leere. Eine Mail an deren Ersten Zunftmeister bleibt unbeantwortet.
Am 9. Februar 2019 will der Herzblut Sportclub nun einen »Benefiz Fight Day« für die Skatehalle Memmingen geben. Die Skateboardanlage im Memminger Gewerbepark Haussmann steht kurz vor dem Aus und hat deshalb eine Spendenaktion im Internet gestartet. Von Seiten des Skatehallenbetreibers wird die Unterstützugnsakion der Kampfsportler bestätigt. Doch von deren rechtsradikalen Bezügen soll auch hier nichts bekannt sein.
Ein Gedanke zu „Herzblut Sportclub: Psychomotorik für Kinder und Kampfsport für Neonazis?“