In Blood&Honour Shorts beim Training beim Herzblut Sportclub.

Herzblut Sportclub: Psychomotorik für Kinder und Kampfsport für Neonazis?

Stählt sich die Memminger Neonaziszene im Herzblut Sportclub? Statt den Vorwurf auszuräumen bemüht sich die Besitzerin um ein positives Image.

»Training für Menschen mit Handicap«, Psychomotorik und Thaiboxen für Kinder, Sponsoring für den Faschingsumzug und Charity für die Skatehalle. Besucht man den »Herzblut Sportclub« auf Facebook ist er ganz »Sportclub mit Herz«.  Wo man einst Kämpfer sah, die in Blood&Honour-Shorts martialisch aufeinander einprügelten, werden heute hauptsächlich »Zwergentraining« und Selbstverteidigung für Kinder und Frauen angeboten.

In der Selbstdarstellung des Herzblut Sportclub ist nichts zu sehen vom Ruch des Neonazi-Umfelds, über das wir noch im November berichteten. Stattdessen heißt es auf der Homepage des Sportstudios: »Wir machen Kinder stark«. Also alles anders?

Auch Neonazis trainieren bei Herzblut

Der Thaiboxer aus dem Umfeld des Herzblut Sportclub in Begleitung von Anhängern der Skinheadkameradschaft Voice of Anger auf dem Weg zum Neonazifestival Schild und Schwet am 21. April 2018 in Ostritz. ©Presseservice Rathenow
Der Thaiboxer aus dem Umfeld des Herzblut Sportclub in Begleitung von Anhängern der Skinheadkameradschaft Voice of Anger auf dem Weg zum Neonazifestival Schild und Schwet am 21. April 2018 in Ostritz. ©Presseservice Rathenow

Doch nicht nur Kinder, auch Neonazis trainieren im Herzblut Sportclub. Einst waren hier Kämpfer zu sehen, die in Blood&Honour-Shorts martialisch aufeinander einprügeln. Auch Boris G., der ein als Clubhaus für die Neonazikameradschaft Voice of Anger genutztes Gebäude bei Memmingen kaufte, trainiert hier. Der Lebensgefährte der Eigentümerin ist Trainer und »Co-Headcoach« im Sportclub Herzblut und posiert gerne in Shirts der Marke Thor SteinarAllgäu ⇏ rechtsaußen liegt zudem ein Photo vor, das einen weiteren Trainer in Klamotten der bei Neonazis beliebten Marke zeigt. Im April sah man den Thaiboxer im Kreise seiner Kameraden auf einem Neonazi-Festival in Ostritz.

Als wir im November recherchierten, stritt die Betreiberin der Herzblut Sportclub jegliche Verbindung ins rechtsradikale Milieu ab und bot ein Gespräch, »um die Sache aus der Welt zu schaffen.« Doch bis heute kam kein Treffen zustande. Am Telefon wurden wir vertröstet, dann ging auf vielfachen Anruf niemand mehr ran und auf eine Mail, mit der wir um ein Gespräch baten, reagierte ebenfalls niemand.

Der Trainingsplan des Herzblut Sportclub in der Wohnung des Voice of Anger-Anhängers Boris G. Daneben Werbung und eine Klamotte von Thor Steinar, im Hintergrund spiegelt sich ein Messer der Skinheadkameradschaft. (your life Immobilien Management)
Der Trainingsplan des Herzblut Sportclub in der Wohnung des Voice of Anger-Anhängers Boris G. Daneben Werbung und eine Klamotte von Thor Steinar, im Hintergrund spiegelt sich ein Messer der Skinheadkameradschaft. (Quelle: your life Immobilien Management)

Bemüht um positives Image

Tanja J. positioniert sich nicht zu den Vorwürfen. Stattdessen bemüht sie sich um ein positives Image. Am 11. Januar trat ihr Sportclub als Sponsor für den Guggensternmarsch in Memmingen auf, am Folgetag für Narrenmesse und Nachtumzug. Doch auch bei der Narrenzunft der Stadtbachhexen ist über Wochen keine Stellungnahme zu ihrem umstrittenen Sponsor zu erhalten. Unsere Anrufe laufen ins Leere. Eine Mail an deren Ersten Zunftmeister bleibt unbeantwortet.

Kämpfer trainiert in Blood&Honour Shorts beim Sportclub Herzblut in Memmingen.
Solche Bilder vermeidet Tanja J. inzwischen in der Öffentlichkeit: Kämpfer trainiert in Blood&Honour Shorts beim Sportclub Herzblut in Memmingen.

Am 9. Februar 2019 will der Herzblut Sportclub nun einen »Benefiz Fight Day« für die Skatehalle Memmingen geben. Die Skateboardanlage im Memminger Gewerbepark Haussmann steht kurz vor dem Aus und hat deshalb eine Spendenaktion im Internet gestartet. Von Seiten des Skatehallenbetreibers wird die Unterstützugnsakion der Kampfsportler bestätigt. Doch von deren rechtsradikalen Bezügen soll auch hier nichts bekannt sein.


Hilfe: Du hast selbst einen Übergriff erlebt?

Dann kannst du Hilfe bei B.U.D. Bayern bekommen. Das ist eine unabhängige Beratungsstelle für Betroffene von rechten, rassistischen und antisemitischen Übergriffen.

Zeug_innen können sich an B.U.D. Bayern wenden, dann wird der Vorfall registriert und Betroffenen geholfen – wenn sie das wollen.

Wenn du in Baden-Württemberg bist, ist dieLeuchtlinie für dich da.

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Und wenn du selbst etwas gegen Rechts unternehmen willst, steht dir die Mobile Beratung zur Seite.

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