Hunderte Neonazis feierten am Wochenende erneut auf dem Schild und Schwert Festival im sächsischen Ostritz. Auch eine Band aus dem Allgäu sollte auftreten.
»Politik – Konzert – Kampfsport – Tattoo«: Ein Wochenende Neonazi-Lifestyle, Propaganda und Vernetzung für 45 Euro. So präsentiert sich das Schild und Schwert Festival als »ultimatives Festival 2018« online. Wer dem Organisator Thorsten Heise 200 Euro für ein »Fanticket« überwies, durfte auch »den Bands und Politikern ganz nahe sein«, wie es zur Bewerbung des VIP-Tickets hieß.
Mehrere hundert zahlende Gäste konnte das szeneintern als »SS-Festival« gehandelte Treffen am Ende verzeichnen. Auch der Kreisverband Unterallgäu/Memmingen der NPD mobilisierte seine Anhänger zu dem Rechtsrock-Event. Das angekündigte Kampfsport-Turnier Kampf der Nibelungen soll allerdings ausgefallen sein.
Schwäbische Nazi-Rocker angekündigt
Neben unterschiedlichen Rednern der Parteien NPD und Die Rechte waren zahlreiche Bands angekündigt. Darunter auch die schwäbischen Nazirocker Act of Violence. Auf den Spielplänen auf dem Gelände selbst tauchten sie allerdings nicht mehr auf, wie der Journalist Henrik Merker bei einem Rundgang über das Gelände dokumentierte. Mitglieder von Act of Violence geraten aktuell wegen ihres Engagements in der Neonaziszene unter Druck, nachdem Allgäu ⇏ rechtsaußen über die Aktivitäten des Gitarristen berichtete.
Gegen das Neonazi-Event demonstrierten am Samstag mehrere hundert Personen unter anderem mit einem Friedensfest. Vom Rande des Festes berichtet der Journalist Erik-Holm Langhof von einem körperlichen Angriff einer Gruppe Rechter auf politische Gegner.
Am Rande des Friedensfestes auf dem Markt finden derzeit polizeiliche Maßnahmen statt. Laut ersten Kenntnissen des Polizeisprechers Knaup kam es zu einer Körperverletzung von Seite einer rechten Gruppierung auf eine vsl. linksgerichtete Gruppe. Die Kripo übernimmt. #Ostritz pic.twitter.com/RiVcGBBjBT
— Erik-Holm Langhof (@ErikLanghof) November 3, 2018
Messer, Sturmhauben, Sprengstoff und Hakenkreuze
In einer ersten Bilanz spricht die Polizei schon am Samstagabend von mehreren Gesetzesverstößen, darunter drei Verstöße gegen das Versammlungs- sowie einen gegen das Sprengstoffgesetz. Die Beamten führten demnach am Wochenende gezielte Fahrzeug- und Personenkontrollen in und um den Ort an der polnischen Grenze durch. Dabei überprüften sie knapp 130 Fahrzeuge sowie rund 700 Personen.
Drei Männer im Alter von 21, 24 und 31 Jahren führten laut Polizei verbotene Messer bei sich. Gegen das Trio wird wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Weiterhin leiteten die Beamten gegen vier Männer im Alter von 21 bis 37 Jahren Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz ein. Die Männer befanden sich auf dem Weg zur Versammlung und hatten unter anderem Sturmhauben, Tierabwehrspray sowie Messer bei sich.
Bei einer Kontrolle auf dem Festivalgelände stellten Polizeibeamte einen 35-Jährigen fest, der T-Shirts mit verfassungsfeindlichen Symbolen zum Kauf anbot. Auf der Bahnhofstraße trug ein 32-Jähriger einen Gürtel mit einem Hakenkreuz. Die Sachen wurden sichergestellt. Beide Männer werden sich wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Symbole verantworten müssen.
»Arische Bruderschaft«
Bereits im April hatten sich gut 1000 Neonazis zum Schild und Schwert Festival am Wochenende zu Hitlers Geburtstag in Ostritz versammelt. Damals engagierte der Veranstalter Thorsten Heise Ordner, die T-Shirts mit dem Schriftzug »Arische Bruderschaft« getragen hatten. Abgebildet war darauf das Logo zweier gekreuzter Stielhandgranaten, das fast identisch ist mit dem des berüchtigten SS-Sonderkommandos Dirlewanger. Shirts und Banner mit dem entsprechenden Motiv wurden noch vor Ort beschlagnahmt und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Entsprechend ließ der Neonazi-Kader Heise, der auch Chef der NPD in Thüringen ist, seine Ordner dieses Mal moderater auftreten.
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