Soll die Knusserstraße umbenannt werden? Ehemailge Schüler des Kemptener Heimatforschers fordern das. Doch die Stadt stellt sich hinter den früheren Gaukulturwart Schwabens.

Verfolgte des Naziregimes fordern Umbenennung der Knussertraße

Die Knussertstraße in Kempten soll umbenannt werden. Das fordert nun auch eine Vereinigung von Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes und verurteilt die Haltung des Oberbürgermeisters.

​Die Regionalgruppe Allgäu der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) fordert die Umbenennung der Knussertstraße in Kempten und erwartet eine sorgfältige Aufarbeitung der Biografie des Namensgebers Richard Knussert. Das geht aus einer jüngst von dem Verband versandten Pressemitteilung hervor.

Weiter heißt es, man unterstütze  »voll und ganz« die bislang vor allem von den Herren Prof. Dr. Georg Karg, Dr. Michael Mayr und Jakob Knab vorgetragenen Argumente für die geforderte Umbenennung. Die ablehnende Haltung von Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) sei dagegen »nicht verständlich«.

Opfer des Nationalsozialismus brüskiert

Kiechle hatte in einer Stellungnahme erklärt, dass es »keine belastbaren Anhaltspunkte« gebe, die des Heimatforschers Verdienst derart relativeren und schmälern könnten, dass eine Umbenennung der Straße angezeigt wäre. Würde man in solchen Fällen Straßen umbenennen, so Kiechle, müsste man das bundesweit bei nahezu allen nach Personen der Geburtsjahrgänge von 1890 bis 1920 benannten Straßen tun.

Wegen dieser Äußerung wirft die VVN-BdA dem Bürgermeister vor, Millionen Menschen zu brüskieren, die »Opfer der Todesmaschinerie« der Nazis wurden. Die Antifaschisten verweisen auf die »herausragenden Positionen als Gaukulturwart und [Knusserts] Tätigkeit im Reichspropagandaministerium«.

Vom Gaukulturwart über das Reichspropagadaministerium zur Heimatforschung

Kiechle führte auch Knusserts Entnazifizierungsbescheid ins Feld, der den Historiker als Mitläufer deklarierte. Auch das will die VVN-BdA nicht gelten lassen: »Bekanntermassen« hätten »viele Spruchkammerurteile später Stirnrunzeln hervorgerufen«. Der »Rahmen für ›Mitläufer‹« sei »sehr weit gespannt« gewesen.

Knussert war von 1958 bis 1966 Vorsitzender des Heimatvereins Kempten und hat sich Verdienste um die Erforschung der antiken Römerstraßen im Allgäu erworben. Während des Faschismus war er von 1936 bis Kriegsbeginn »Gaukulturwart« von (bayrisch) Schwaben und anschließend im Reichspropagandaministerium tätig. Später soll Richard Knussert als Lehrer die Vernichtung der Juden geleugnet und als »üble Propaganda der Engländer« bezeichnet haben.


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