Am Wochenende droht das Allgäu erneut Schauplatz eines Neonazikonzertes zu werden – trotz Verbot und polizeilicher Auflösungsdrohung.
Die Verwaltungsgemeinschaft Memmingerberg hat am Freitag »alle nichtangezeigten Musikveranstaltungen unter dem Motto ›Angry, Live and Loud 2‹ und etwaige Ersatzveranstaltungen verboten«, heißt es in einer heute öffentlich gewordenen Sicherheitsverfügung.
Update: Das Neonazikonzert fand trotz Verbot in Stockbauren bei Aichstetten statt.
Unter dem Motto Angry, Live and Loud reisten Anfang Oktober vergangenen Jahres über 250 Neonazis aus dem ganzen Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland zu einem Konzert im nahen Landkreis Ravensburg. Das Event sollte geheim bleiben, wurde aber am Vortag durch Allgäu ⇏ rechtsaußen öffentlich gemacht. Wenig später deckte unsere Recherche auf: Das Gehöft im Bereich Talacker gehört einem Anhänger der extrem rechten Skinheadkameradschaft Voice of Anger.
Polizei kann Konzert mit Gewalt verhindern
Die sicherheitsrechtliche Allgemeinverfügung soll offenbar eine Wiederholung einer derartigen Veranstaltung verhindern und gilt für den Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Memmingerberg, also der Gemeinden Benningen, Holzgünz, Lachen, Memmingerberg, Trunkelsberg und Ungershausen im Zeitraum zwischen Samstag und Montag morgen.
Die Durchführung des Konzertes entgegen dem Verbot kann von der Polizei mit Gewalt verhindert werden, wie aus der Verfügung hervor geht. Außerdem kann ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro verhängt werden. Bei der Einsatzzentrale der Polizei liegen allerdings keine aktuellen Erkenntnisse über die tatsächliche Formierung eines Konzertes in diesem Bereich vor, heißt es am Nachmittag auf Anfrage.
Findet das Konzert dennoch statt?
Nachdem die Neonazikameradschaft Voice of Anger im Oktober bereits weitgehend ungestört ihr 15-jähriges Jubiläum unter demselben Motto in ihrem Gehöft in der Nähe von Bad Wurzach durchgeführt hatte, wäre ein Ausweichen in das Nachbarbundesland durchaus naheliegend. Das zuständige Polizeipräsidium Konstanz war für eine erste Stellungnahme nicht zu erreichen. Zudem lässt die Formulierung der Verbotsverfügung eine Option offen: Im Falle einer nachgeholten Anmeldung des Konzertes müsste die Frage eines Verbotes womöglich neu geprüft werden.
Welche Sicherheitsverstöße die Verwaltungsgemeinschaft konkret befürchtet, war am Wochenende nicht in Erfahrung zu bringen. Eine Begründung liegt der veröffentlichten Verfügung nicht bei, die Verwaltung war für eine Stellungnahme am Samstag nicht zu erreichen.
Update: Das Konzert fand statt
Das Konzert fand tatsächlich statt. Allerdings bei Aichstetten im Landkreis Ravensburg, nur wenige Kilometer von der Immobilie bei Seibranz entfernt. Wir werden ausführlich nachberichten. Unsere Redakteure haben von vor Ort live getwittert:
#RechtsRock im #Allgäu: In Bayern verboten in Württemberg kein Problem
(Anhänger von »Voice of Anger« am 28.10.2017 beim »Rock gegen Links« in Themar © Thomas Witzgall)
3 Gedanken zu „Neonazi-Konzert verboten“