Der Präsident des Bezirkstags Schwaben wirft dem Allgäuer AfD-Abgeordneten Wolfgang Reitinger vor, »unter dem Deckmantel der Christlichkeit« soziale Leistungen, Unterstützung für Behinderte und kulturelle Förderung in Frage zu stellen.
»Weltkrieg gegen die Christlichkeit«
Für seine Positionen steht nicht nur AfD-Bezirksrat Thomas Wagenseil in der Kritik. Sein einziger Fraktionskollege aus dem südlichen Schwaben sorgt für Diskussionen. Bezirkstagspräsident Martin Sailer warf Wolfgang Reitinger gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung vor, dass er immer wieder in Frage stelle, ob bestimmte soziale Ausgaben des Bezirkes etwa für Behinderte, aber auch für Kulturelles, eigentlich sein müssen.
In der Sitzung des Bezirkstag Schwaben vor rund anderthalb Wochen hatte Sailer eine Schweigeminute für die Opfer von Halle abgehalten und in einer diesbezüglichen Rede Thomas Wagenseils sympathiebekundungen für die Waffen-SS kritisiert. Wagenseils Fraktionskollege Wolfgang Reitinger hatte indes einmal mehr Anstoß am Genderbegriff genommen. Reitinger bewertete dies laut Augsburger Allgemeiner als eine Art »Weltkrieg gegen die Christlichkeit«. Sailer habe hingegen betont, dass Reitinger hier »unter dem Deckmantel der Christlichkeit gesellschaftliche Entwicklungen ausblendet«. Auch sein ständiges Infragestellen von sozialen Leistungen sei kritisch zu sehen.
»Paradigmenwechsel in der Politik«
Der ehemalige Lehrer Wolfgang Reitinger steht nach Auskunft seiner Partei für einen »Paradigmenwechsel in der Politik« und eine »Abkehr vom Geist der 68-er«. Zudem will er eine »ideologiefreie und leistungsorientierte« Forschung und Lehre.
Reitinger ist Vorsitzender der Christen in der AfD (ChrAfD) im Süden, die sich um eine »Islamisierung« sorgen. Die Organisation präge unter Anderem »unser Bekenntnis zur traditionellen Familie, unsere Ablehnung der Ehe für Alle, unsere Haltung gegen Frühsexualisierung und gegen die Gender-Ideologie«. Zu diesen Themen hielt Reitinger im Mai einen Vortrag beim AfD-Kreisverband Oberallgäu. Die Presse erhielt allerdings keinen Zutritt.
(Titelbild: Das Cover eines Buches, mit dem sich der katholische Echter Verlag auf die Suche nach den christlichen Inhalten in der AfD gemacht hat. Das Ergebnis der Recherche füllt 32 überwiegend leere Seiten.)
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