Bis zu 100 Menschen demonstrieren am Samstag gegen die Eröffnung des Wahlkreisbüros des AfD-Landtagsabgeordneten Christoph Maier in Memmingen.
Während sich Samstagmittag die ersten AfD-Gegner am Schrannenplatz einfinden, um gegen »die Etablierung rechter Strukturen im Alltag und im Stadtbild« zu demonstrieren, ist die AfD noch mit den Vorbereitungen für die Eröffnung ihres Wahlkreisbüros in der Weberstraße 6 beschäftigt. Noch immer sind die Fenster weiß abgehangen. Außer den Häppchen, die in das Gebäude geschafft werden, deutet noch immer nichts auf den Einzug der AfD hin.
AfD und Christoph Maier »untragbar« für Memmingen
Auf den Aufruf des Antifaschistischen Bündnis Memmingen versammeln sich zeitgleich bis zu 100 Menschen und zeigen Flagge gegen die AfD. Nicht nur die Rechtsaußenpartei insgesamt, sondern auch ihr Vertreter Christoph Maier im Speziellen seien »untragbar« für die Maustadt, wie es in einem Redebeitrag des Bündnisses hieß. Mit dem Memminger Rechtsanwalt schickten die AfD-Anhänger aus dem Allgäu ihren Bewerber mit dem deutlichsten rechten Profil in den Landtag. Maier gehört zum völkischen Flügel der Partei und sorgte auch als Landtagsabgeordneter bereits für eine Reihe von Skandalen, so der Redebeitrag:
- Januar 2019: Der Memminger AfD-Abgeordnete Christoph Maier verlässt zusammen mit einem Großteil seiner Fraktion demonstrativ das Plenum während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Rechtsaußenpolitiker reagierten damit auf eine Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch.
- Mai 2019: Beim Treffen des völkischen Flügel der AfD steht der Landtagsabgeordnete Christoph Maier aus Memmingen mit Björn Höcke auf der Bühne und singt die erste Strophe des Deutschlandlieds. Im Publikum ein Anhänger der Identitären Bewegung, der bereits bei Voice of Anger zu Gast war.
- Juni 2019: Christoph Maier stellt eine Schriftliche Anfrage an die Staatsregierung. Er möchte wissen, ob und warum das Stellen eines Antrags auf
Ausstellung eines Staatsangehörigkeitsausweises Zweifel an der waffenrechtlichen Zuverlässigkeit eines Bürgers begründen. Das zogen die Behörden in der Vergangenheit als Indiz heran, um Reichsbürger zu erkennen und Ihnen Legalwaffen zu entziehen. - August 2019: Christoph Maier bezeichnet sich erstmals zynisch als »Remigrationspolitischer Sprecher« der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Der Begriff ist bekannt aus Kreisen der rechtsradikalen Identitären Bewegung.
»Nicht wieder an das Gift gewöhnen«
Die Presse ist bei der #AfD im #Allgäu Mal wieder unerwünscht: Während Christoph Maier heute hinter verschlossener Tür sein Wahlkreisbüro in #Memmingen eröffnet, protestieren draußen um die 75 Personen gegen die "Normalisierung rechter Hetze". Bericht folgt bei @AllgaeuRechtsA. pic.twitter.com/evVMBEoCqh
— Sebastian Lipp (@SebastianLipp) October 5, 2019
Das wolle das antifaschistische Bündnis »nicht einfach so hinnehmen«. Man werde auch künftig »jeglicher rechter Gesinnung entgegen treten«. Regina Leenders forderte als Kundgebungsrednerin ebenfalls, die Präsenz der AfD nicht zur Normalität werden zu lassen. Denn sonst gewöhne man sich »wieder an das Gift«. Man dürfe »nicht so tun, als wäre die AfD eine demokratische Partei […] immer das Opfer [oder] als würde sie das alles nicht so meinen«, so Zweite Vorsitzende der Jusos Unterallgäu-Memmingen. Auf Grund des starken Regens beendet das antifaschistische Bündnis die Versammlung bereits gegen 12:40 Uhr vorzeitig.
Am Wahlkreisbüro der AfD indes ist inzwischen ein mit dem AfD-Logo versehen Tisch heraus gestellt worden. Christoph Maier kommt etwas spät und steht vor verschlossener Tür. Die Mitarbeiter des Kreisverbandsvorsitzenden hatten sie geschlossen, um Pressevertreter fern zu halten. Christoph Maier selbst droht einem Reporter von Allgäu ⇏ rechtsaußen, ihn für das Photographieren seiner Gäste zu belangen. Innerhalb der ersten Stunde nach Beginn der Veranstaltung trafen etwa 20 Gäste zur Eröffnung des Wahlkreisbüros ein.
AfD beschwört Horrorszenarien
Im Vorfeld beschwor Roman Zebe als Vorsitzender des AfD-Ortsverbands in Babenhausen mit einem Leserbrief in der Allgäuer Zeitung Horrorszenarien. Er hoffe, dass Memmingen »nicht das gleiche Schicksal wie Hamburg 2017 ereilt, als linksgerichtete Demonstranten randalierend durch die Stadt zogen und ganze Straßenzüge verwüsteten, Autos und Häuser in Brand steckten und viele Polizisten verletzten.«
Tatsächlich verlief die Versammlung am Schrannenplatz ohne Zwischenfälle. Innerhalb rechter Kreise allerdings wurde am Vorabend diskutiert, ob man Gegendemonstranten bereits in der Nacht in der Nähe des Wahlkreisbüros antreffen würde. Man sei bewaffnet und habe »noch eine Rechnung offen«, so einer der AfD-Fans.
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