Initiative befürchtet anlässlich des Frei.Wild Konzertes in der Oberschwabenhalle in Ravensburg einen rechtsradikalen Aufmarsch und fordert dessen Absage.
»Die Gruppe Frei.Wild versucht systematisch positive Bezüge zum völkischen Nationalismus herzustellen und schürt dabei aus unserer Sicht gezielt nationalistische und rassistische Feindbilder«, kritisiert die Initiative gegen Rassismus – Westallgäu in einem Offenen Brief an die Aufsichtsratsmitglieder von Live in Ravensburg und die Bürgermeister der Stadt Ravensburg.
»Gefährlicher Nährboden für rechtsradikale Ideologien«
Die Initiative möchte einen am 10. April 2019 geplanten Auftritt von Frei.Wild in der Oberschwabenhalle verhindern. Denn die Band trage mit ihrer rechtspopulistischen Musik »erheblich dazu bei, einen gefährlichen Nährboden für rechtsradikale Organisationen und Ideologien herzustellen.«
Frei.Wild sei in der Vergangenheit regelmäßig durch rechtspopulistische und nationalistische Liedtexte und rassistische Äußerungen aufgefallen. Eindeutig rechtsradikal orientierte Gruppierungen, wie die sogenannte Identitäre Bewegung hätten Frei.Wild für ihre Verbreitung entsprechender Inhalte gelobt. Auch der Bayerische Rundfunk bezeichnete »die Südtiroler als Leib- und Magenband der Identitären Bewegung.«
Wie bei den Identitären ist Heimat ein zentraler Begriff in der traditionellen Volksmusik – aber auch im Turbo-Volksrock von Frei.Wild. Allerdings gehen die Südiroler noch einen Schritt weiter, so Thorsten Hindrichs, Musikwissenschaftler an der Uni Mainz: »Bei Frei.Wild – und da wird es schon ein bisschen kritisch – wird das schon auch mit einer gewissen Blut-und-Boden-Ideologie kombiniert.«
Frei.Wild selbst distanzieren sich stets von Rechtsaußen – trotz der Vergangenheit des Sängers Philipp Burger in einer einschlägigen Neonaziband der Südtiroler Skinheadszene.
Rechter Aufmarsch befürchtet
Die Initiative gegen Rassismus (IGRW) befürchtet, dass der Auftritt der Band Frei.Wild auch ein rechtsradikales Publikum in die oberschwäbische Mittelstadt locken könnte – und zieht eine Parallele zu einem im Oktober verhinderten Aufmarsch. Damals versuchten Rechte eine Messerattacke zu instrumentalisieren. Mehr als Zweitausend Menschen demonstrierten stattdessen für ein buntes und weltoffenes Ravensburg ohne rechte Hetze.
»Auch in diesem Fall hatten sich die Organisatoren der geplanten rechten Mahnwachen zunächst als gewöhnliche Bürger_innen dargestellt und jegliche Verbindungen zur rechtsradikalen Szene abgestritten«, schreibt IGRW. Erst durch Recherchen von Allgäu ⇏ rechtsaußen und der Schwäbischen Zeitung konnten eben solche Verbindungen schon im Vorfeld der Mahnwachen nachgewiesen werden.
»Deckmantel scheinbar harmloser rechter Rockmusik«
Nun drohe Ravensburg erneut eine Zusammenkunft rechter Individuen und die Stärkung rechtsradikaler Ideologien, warnt die Initiative gegen Rassismus: »Dieses mal unter dem Deckmantel scheinbar harmloser rechter Rockmusik und auf direkte Einladung einer öffentlicher Betreibergesellschaft unter Trägerschaft der Stadt Ravensburg.« Veranstalter ist die Gesellschaft Live in Ravensburg, welche als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Ravensburg für den Musikbetrieb in der imposanten städtischen Halle verantwortlich ist.
Die Initiative gegen Rassismus Westallgäu fordert deshalb die Betreibergesellschaft der Oberschwabenhalle Live in Ravensburg dazu auf, »die Zusammenarbeit mit Frei.Wild umgehend einzustellen und den Vertrag für das geplante Konzert mit der Band ersatzlos aufzukündigen.« Zusätzlich ist die Stadtverwaltung Ravensburg aufgefordert, »sich unmissverständlich gegen das geplante Frei.Wild Konzert in der Oberschwabenhalle zu positionieren und ihren Einfluss auf die Betreibergesellschaft dementsprechend geltend zu machen.«
Frei.Wild Thema in Rathaus und Aufsichtsrat
Für den Fall das es tatsächlich zum Auftritt von Frei.Wild in der Oberschwabenhalle kommen sollte, schließt sich die Initiative gegen Rassismus Westallgäu in ihrem Offenen Brief dem Aufruf von Reclaim your streets zu einem Boykott aller weiteren Veranstaltungen von Live in Ravensburg an. Die Ravensburger Gruppe hatte bereits am 17. März einen entsprechenden Aufruf verbreitet und damit offenbar eine breite Debatte angestoßen.
In die hatte sich zwischenzeitlich auch der Erste Bürgermeister Simon Blümcke eingeschaltet: »Wir werden über die Programmierung der Halle und zukünftige Leitlinien hierfür im kommenden Aufsichtsrat sprechen. Bisher war das nicht notwendig. Ein solches Konzert zeigt aber, dass dies dringend geschehen muss«, erklärte Blümcke am Mittwoch auf Anfrage.
Ob es Proteste gegen das Konzert geben wird, scheint noch unklar.
(Titelbild: Die Band Frei.Wild im Jahr 2013 (Photo: Frei.Wild, CC by-sa 3.0))