Mit mindestens 1400 Traktoren und weit mehr als 2000 Teilnehmenden fand am 8. Januar 2024 der Bauernprotest in Ravensburg statt. Die Veranstaltenden möchten keine rechtsextremen Aktionen.
Franz Schönberger, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben e. V., eröffnet die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass sich mindestens 1400 Traktoren am Parkplatz der Oberschwabenhalle zum Protest eingefunden haben. Er freut sich darüber, dass dem Aufruf auch über den Kreis Ravensburg hinaus gefolgt wurde. So beteiligten sich am Samstag, den 8. Januar 2024, Menschen aus dem Bodenseekreis und Bayern.
Nach einem Bericht der Schwäbischen Zeitung geht der Bauernverband »von weit mehr als den ursprünglich erwarteten 2000 Teilnehmern aus.« In der dazugehörigen Polizeimeldung heißt es: »In Ravensburg fand mit mehreren tausend Demo-Teilnehmern die größte Kundgebung in den drei Landkreisen« Ravensburg, Biberach und Bodenseekreis statt.
»Eine friedliche und konstruktive Protestaktion«
Schönberger führt aus, dass die Veranstaltenden eine »friedliche, organisierte und konstruktive Protestaktion« wollten. Es ginge »nicht darum irgendwelche rechtsextremen oder gewaltverherrlichende Dinge oder Aktionen« zu bringen. Tatsächlich blieben diese überschaubar.
So forderte beispielsweise ein Banner die postfaschistische Ministerpräsidentin Italiens, Giorgia Meloni, als »ausländische Fachkraft« für Deutschland. Ein anderes Schild wendet sich gegen einen vermeintlich regierenden »Ökosozialismus«. Ein beliebter Kampfbegriff der Rechten, um vor allem die grüne Klimapolitik zu diskreditieren. Auch das Erdbau- und Fuhrunternehmen von Matthias Roder war vor Ort. Dieser war Kreisrat der AfD, bis er sein Mandat im Lindauer Kreistag 2023 aus Zeitgründen niederlegte.
Eine deutlich größere Zahl distanzierte sich jedoch von rechtem Gedankengut. So war auf vielen Schildern »Landwirtschaft ist bunt nicht braun« zu lesen.
Agnieszka Brugger ausgebuht
Dieter Mainberger, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Tettnang e. V., erklärte man habe beschlossen die Regierungsparteien zu Wort kommen zu lassen. Während die FDP sich entschuldigen ließ, gab es von der SPD keine Reaktion. Lediglich die Grünen nahmen die Möglichkeit wahr und so trat Agnieszka Brugger ans Mikrofon. Mainberger dankte ihr und bezeichnete ihren Mut dazu als nicht selbstverständlich. Während ihrer Rede und auf ihre Gesprächsangebote folgend zeigten viele der Anwesenden ihre Ablehnung mit Pfiffen un Buh-Rufen. Am Ende ergriff Mainberger jedoch erneut das Wort. Man nehme das Gesprächsangebot sehr gerne wahr und hoffe auf ein gemeinsames Finden von Lösungen für die Zukunft der Landwirtschaft.
CDU-Politikerin gibt sich nicht zu erkennen
Roswitha Geyer-Fäßler ist Vizepräsidentin des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben e. V. und betont, dass sie in dieser Rolle zu den Anwesenden spricht. Sie redet davon, dass die vergangenen Jahre von steigenden Anforderung, immensem bürokratischem Aufwand und immer geringerer wirtschaftlicher Stabilität geprägt gewesen seien. Politische Entscheidungen würden seit Jahren zu sinkenden Einkünften führen. Außerdem kritisiert sie Tierwohlstandards und hohe Lohnkosten. Diese würden das Einkommen der Landwirte schmälern. Und das sei im Landesvergleich auf den letzen Plätzen.
Ihre Lösung scheint es also zu sein, die Einkommen der Landwirt*innen zu Lasten deren Angestellter und der Tiere zu verbessern. Dass sie ihre Rolle als Vizepräsidentin des Bauernverbands zu Beginn so betont hat, dürfte daran liegen, dass sie auch Beisitzerin des CDU-Kreisverbands Ravensburg ist. Und damit Mitglied der Partei, die in den von ihr angesprochenen »vergangenen Jahren« mitverantwortlich für die Agrarpolitik war.